Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Der Durchbruch <strong>der</strong> Alleanza Nazionale war weniger die Folge eines verän<strong>der</strong>ten<br />
Programms. Sie bekannte sich weiterhin zur Tradition Musso linis, gestaltete<br />
ihre Propaganda aber mo<strong>der</strong>ater als <strong>der</strong> MSI. Zudem war die AN nicht in Korruptionsaffären<br />
verstrickt und wurde daher weithin als glaubhafte Partei angesehen.<br />
Überdies war es dem staatsmännisch auftretenden Fini gelungen,<br />
mit Berlusconi erstmalig einen Bündnispart ner zu gewinnen und damit die<br />
politische Isolierung zu überwinden. Insgesamt muss die AN seit 1994 dem<br />
Typ 2 (nationalistisch-völkisch) zugerechnet werden.<br />
Rauti lehnte die Umwandlung des MSI in die AN und <strong>der</strong>en Zusam menarbeit<br />
mit bürgerlichen Kräften scharf ab und beteiligte sich an <strong>der</strong> Wahl 1996 mit<br />
einer eigenen Partei, <strong>der</strong> Sozialbewegung <strong>der</strong> dreifarbigen Flamme (Mov<strong>im</strong>ento<br />
Sociale Fiamma Tricolore, MSFT). Er erzielte ganze 0,9 Prozent, was ihn<br />
aber nicht davon abhielt, bei <strong>der</strong> Europawahl 1999 wie <strong>der</strong>um anzutreten. Mit<br />
1,6 Prozent reichte es gerade für ein Mandat.<br />
Die programmatische Wende <strong>der</strong> AN hin zum gemäßigten Rechtsext remismus<br />
fand 1998 mit einem neuen Parteiprogramm und mit ergän zenden Erklärungen<br />
Finis statt. Die Partei distanzierte sich nun vorsichtig von einigen Erscheinungsformen<br />
des italienischen Faschismus, bekannte sich zur Demokratie und lehnte<br />
Rassismus und Antisemitismus ab. Bei den Wahlen 2001 zahlte sich die programmatische<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung zwar nicht aus, die AN fiel auf 12,0 Prozent zurück,<br />
aber das Wahlbündnis aus FI, AN, LN und zwei kleineren Parteien erzielte<br />
die absolute Mehrheit <strong>der</strong> Sitze und bildete die Regierung Berlusconi mit Fini<br />
als stellvertretendem Regierungschef. Bei den Wahlen <strong>im</strong> April 2006 unterlag<br />
das Parteien bündnis von Berlusconi nur knapp dem Linksbündnis von Romano<br />
Prodi. Verantwortlich dafür war vor allem Berlusconis FI, die 5,8 Prozentpunkte<br />
einbüßte, während sich die AN leicht auf 12,3 Prozent verbesserte und selbst<br />
die damals schwächelnde LN von 3,9 Prozent auf 4,6 Prozent zulegte.<br />
Im November 2003 hatte Fini anlässlich eines Israel-Besuchs den italienischen<br />
Faschismus verurteilt und in seine Kritik auch Mussolini einbezogen. Damit<br />
löste er in seiner Partei erhebliche Unruhe aus. Die Enkelin des Duce, Alessandra<br />
Mussolini, verließ die AN und gründete eine eigene Partei, die Soziale<br />
Alternative (Alternativa Sociale, AS), die bei <strong>der</strong> Europawahl 2004 ein Mandat<br />
für ihre Vorsitzende gewann.<br />
Anlässlich <strong>der</strong> vorgezogenen Neuwahlen 2008 (das Linksbündnis war gescheitert)<br />
formte Berlusconi ein neues Parteienbündnis, das Volk <strong>der</strong> Freiheit (Popolo<br />
della Liberta, PDL), dem neben <strong>der</strong> FI, <strong>der</strong> LN und <strong>der</strong> AN auch die AS und <strong>der</strong><br />
198 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 9. <strong>Rechtsextremismus</strong> in Europa