Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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sich übrigens auch <strong>im</strong> Wahlverhalten: Bei den Wahlen auf Bundesebene waren<br />
rechtsextremistische Parteien 1990 und 1994 <strong>im</strong> Westen erfolgreicher als <strong>im</strong><br />
Osten, 1998 fanden sie dann <strong>im</strong> Osten mehr Zuspruch als <strong>im</strong> Westen (siehe<br />
dazu auch Kapitel 5).<br />
Dieser politische St<strong>im</strong>mungsumschwung ließ sich damit erklären, dass sich<br />
die gesellschaftlich-politischen Rahmenbedingungen für die Ausbrei tung von<br />
<strong>Rechtsextremismus</strong> in Deutschland Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre verän<strong>der</strong>t hatten:<br />
Die Ostdeutschen hatten den Prozess <strong>der</strong> inneren Einheit zunächst wesentlich<br />
opt<strong>im</strong>istischer betrachtet als die Westdeutschen. Noch 1994 glaubte knapp die<br />
Hälfte <strong>der</strong> neuen Bundesbürger, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in<br />
den kommenden Jahren verbessern wür den, in Westdeutschland vertraten nur<br />
33 Prozent diese Auffassung. Drei Jahre später, 1997, war <strong>der</strong> Anteil an Opt<strong>im</strong>isten<br />
<strong>im</strong> Osten auf 14 Prozent abgeschmolzen und hatte damit West-Niveau<br />
(13 %) erreicht. Pess<strong>im</strong>istisch bezüglich <strong>der</strong> wirtschaftlichen Zukunft waren<br />
1997 <strong>im</strong> Osten 57 Prozent und <strong>im</strong> Westen 62 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung. Der<br />
OstWestUnterschied bestand mithin darin, dass die Ernüchterung hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Einigungs folgen in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n wesentlich dramatischer<br />
ausgefallen war als in den alten.<br />
Die St<strong>im</strong>mungslage <strong>der</strong> Nation ließ sich auch an <strong>der</strong> enormen Unzu friedenheit<br />
mit <strong>der</strong> Demokratie <strong>im</strong> Jahr 1998 ablesen: Unzufrieden waren <strong>im</strong> Westen 57<br />
Prozent, <strong>im</strong> Osten sogar 72 Prozent. Der Anteil <strong>der</strong> Befragten, die Kritik an den<br />
verfassungsmäßigen Grundlagen und am Funktionieren <strong>der</strong> Demokratie äußerten,<br />
<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Systemverdrossenen also, betrug <strong>im</strong> Westen 27, <strong>im</strong> Osten<br />
43 Prozent. Dass die ostdeutsche Bevölkerung ihre westdeutschen Landsleute<br />
bezüglich <strong>der</strong> Sympathien für Rechtsextremis mus überholt hatte, lag daran,<br />
dass ihre anfänglich große Zuversicht in das westliche System von Demokratie<br />
und Marktwirtschaft in beson<strong>der</strong>s herbe Enttäuschung umgeschlagen war.<br />
Be<strong>im</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> in Ostdeutschland handelt es sich also keineswegs<br />
allein um ein Produkt des (autoritären) DDR-Reg<strong>im</strong>es, son<strong>der</strong>n zugleich um<br />
eine Begleiterscheinung des Systemwechsels.<br />
Aktuelle Untersuchungsergebnisse<br />
Im Folgenden werden Befunde <strong>der</strong> bereits erwähnten Studien von Brähler/<br />
Decker (Leipzig) und Nie<strong>der</strong>mayer/Stöss (<strong>Berlin</strong>) vorgestellt. Es sei nochmals<br />
darauf hingewiesen, dass zwischen den Erhebungsmethoden bei<strong>der</strong> Forschergruppen<br />
Unterschiede bestehen und die Ergebnisse daher nur bedingt mitei-<br />
64 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 4. Einstellungen