Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Arbeiterschaft. Damit ging eine Differenzierung und Pluralisierung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
einher, die sich politisch in <strong>der</strong> Bildung von Parteien, Verbänden, Gewerkschaften<br />
und Interessengruppen nie<strong>der</strong>schlug. Diese Entwicklung wurde<br />
von <strong>der</strong> extre men politischen Rechten als Zerstörung des Volkes gewertet,<br />
weil sich hier angeblich ökonomisch-soziale und politische Son<strong>der</strong>interessen<br />
artikulier ten, die soziale Entwurzelung und Verantwortungslosigkeit predigten,<br />
durch egoistische Ansprüche die staatliche Autorität schwächten und so die<br />
Volksgemeinschaft zersetzten.<br />
In diesem Zusammenhang spielten auch die damals aufkommenden Rassentheorien<br />
eine große Rolle. Das Germanentum wurde durch den ver meintlichen<br />
Einfluss des Judentums in seiner Existenz als bedroht angese hen. Das Judentum<br />
zerfresse durch seine angeblich bösen Triebe das deutsche Volk, verschlechtere<br />
die Gesetze, durchlöchere die politische Ord nung und bilde wegen <strong>der</strong> Anhäufung<br />
jüdischen Kapitals eine Gefährdung <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft und eine<br />
Verschärfung <strong>der</strong> sozialen Frage.<br />
Deutschnationale und Nationalsozialisten<br />
Als <strong>im</strong> Laufe des Jahres 1917 <strong>im</strong>mer deutlicher wurde, dass <strong>der</strong> Krieg trotz des<br />
mittlerweile aufgenommenen uneingeschränkten U-Boot-Kriegs nicht mehr zu<br />
gewinnen war, und nachdem sich <strong>der</strong> Reichstag <strong>im</strong> Juli in einer Resolution für<br />
einen Verständigungsfrieden ohne Annexionen und Kontributionen ausgesprochen<br />
hatte, gründeten ehemalige Anhänger/innen <strong>der</strong> Deutschkonservativen<br />
auf Initiative von Wolfgang Kapp, dem General direktor <strong>der</strong> ostpreußischen<br />
Landschaft (de facto ein landwirtschaftliches Kreditinstitut), die Deutsche Vaterlandspartei<br />
(DVLP). Abgesehen von den (seit 1879 entstandenen) antisemitischen<br />
Splitterparteien bildete die DVLP die erste konsequent rechtsextremistische<br />
Partei auf nationaler Ebene.<br />
Ihr Ziel war die Erneuerung <strong>der</strong> sich <strong>im</strong> Nie<strong>der</strong>gang befindlichen Kriegszielbewegung.<br />
Mit <strong>der</strong> harschen Kritik an <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> Reichsleitung, die für die<br />
sich abzeichnende Nie<strong>der</strong>lage Deutschlands verantwortlich ge macht wurde,<br />
dokumentierten <strong>der</strong> erste Parteivorsitzende, <strong>der</strong> Mentor <strong>der</strong> Wilhelminischen<br />
Flottenpolitik und populäre Großadmiral Alfred von Tirpitz, und <strong>der</strong> zweite<br />
Parteivorsitzende Kapp, dass ihre Loyalität nicht <strong>der</strong> Krone o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Reichsverfassung<br />
galt, son<strong>der</strong>n dem deutschen Volk bzw. dem Deutschen Reich.<br />
Damit lösten sie sich vom aristokratischen Verständnis des Nationalismus und<br />
bereiteten gedanklich den Weg für einen neuen, auf die Bewahrung bzw.<br />
2. Herkunft, Ideologie, Ziele und Kampagnen – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 27