Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Da sich auch die DVU und die Republikaner <strong>im</strong> Abwärtstrend befanden, setzte<br />
zur Europawahl 2004 auf Initiative <strong>der</strong> NPD eine neue Phase <strong>der</strong> Sammlungspolitik<br />
ein. Erfolgreich waren zunächst nur die Bemühungen in Dresden: Im<br />
April 2003 formierte sich zur bevorstehenden Kommunal wahl das Nationale<br />
Bündnis Dresden (NB) aus DVU, NPD und Republika nern (die Stuttgarter REP-<br />
Zentrale distanzierte sich allerdings von diesem Projekt). Bei <strong>der</strong> Kommunalwahl<br />
<strong>im</strong> Juni 2004 erreichte das NB in <strong>der</strong> sächsischen Landeshauptstadt vier<br />
Prozent und drei Mandate. Sprecher <strong>der</strong> Gruppe <strong>im</strong> Stadtparlament wurde <strong>der</strong><br />
NPD-Funktionär und ehemalige JN-Vorsitzende Holger Apfel. Auch in an<strong>der</strong>en<br />
sächsischen Gemeinden, vor allem in <strong>der</strong> Sächsischen Schweiz, fuhr die NPD<br />
die Früchte ihrer kontinuierlichen Basisarbeit ein und brachte es auf eine stattliche<br />
Anzahl von kommunalen Mandaten.<br />
Dieser Erfolg gab <strong>der</strong> sächsischen NPD Auftrieb und nährte die Hoff nung, bei<br />
<strong>der</strong> bevorstehenden Landtagswahl <strong>im</strong> September des Jahres die Fünf-Prozent-<br />
Hürde zu überwinden. Da dies nur möglich sein würde, wenn die NPD als einzige<br />
rechtsextremistische Partei antritt, strebte sie ein Abkommen mit <strong>der</strong> DVU<br />
an. Die DVU beteiligte sich an <strong>der</strong> zeitgleich stattfindenden Wahl in Brandenburg,<br />
wo sie um den Wie<strong>der</strong>einzug in den Landtag kämpfte und ebenfalls an<br />
<strong>der</strong> Ausschaltung stören<strong>der</strong> Konkurrenz interessiert war. So kam es noch <strong>im</strong><br />
Juni 2004 zu einem Modus Vivendi zwischen Frey und Voigt: NPD und DVU<br />
versprachen, sich gegenseitig nicht durch Parallelkandidaturen zu behin<strong>der</strong>n<br />
und ihre Anhänger/innen zur Wahl <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en Partei aufzurufen.<br />
Die Republikaner waren zwar ebenfalls zur Teilnahme an dem Ab kommen<br />
eingeladen. Ihr Vorsitzen<strong>der</strong> Schlierer verweigerte sich jedoch nach wie vor<br />
einer Kooperation mit „Rechtsextremisten“. Nicht zuletzt deshalb befand sich<br />
die Partei organisatorisch und bei Wahlen <strong>im</strong> Nie<strong>der</strong> gang. Die innerparteiliche<br />
Kritik am Abgrenzungskurs lähmte das Partei leben und die Parteiarbeit und<br />
führte in einigen Landesverbänden zu Austritten bzw. Abspaltungen. In Sachsen<br />
zerfiel <strong>der</strong> dortige Landesverband faktisch über den Konflikt <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> Bildung des Dres dener Bündnisses.<br />
In den Massenmedien stieß die Zusammenarbeit von DVU und NPD auf großes<br />
Interesse. Tatsächlich handelte es sich dabei aber keineswegs um ein sensationelles<br />
Ereignis. Denn beide Parteien hatten auch schon Ende <strong>der</strong> achtziger,<br />
Anfang <strong>der</strong> neunziger Jahre Wahlabsprachen vereinbart. Bemerkenswert war<br />
allenfalls, dass eine Kooperation zwischen so unglei chen Brü<strong>der</strong>n überhaupt<br />
zustande kam. Während es sich bei <strong>der</strong> NPD um eine durchorganisierte und politisch<br />
aktive Partei handelt, stellte die DVU aus organisationssoziologischer Sicht<br />
6. Organisation, Programmatik und Praxis – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 129