Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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deutschland eine Institutionalisierung des <strong>Rechtsextremismus</strong> und damit eine<br />
langsame Angleichung an die Verhältnisse <strong>im</strong> Westen statt. Tatsächlich war<br />
die Mitglie<strong>der</strong>entwicklung bei den Wahlparteien aber schon bald wie<strong>der</strong><br />
rückläufig. Die DVU-Verluste beruhten auf den chao tischen Verhältnissen in<br />
<strong>der</strong> Landtagsfraktion von Sachsen-Anhalt, die bald zerfiel, und die NPD geriet<br />
anlässlich des Verbotsverfahrens in hef tige Konflikte mit militanten Neonazis<br />
und gewaltbereiten Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> rechtsextremistischen Subkulturen, die <strong>der</strong><br />
Partei zunächst verstärkt den Rücken kehrten, später aber teilweise wie<strong>der</strong> in<br />
ihren Schoß zurück fanden. Aber auch eher deutschnational gesinnte Gegner<br />
einer Zusam menarbeit mit Neonazis scheinen die Partei verlassen zu haben.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong>verluste <strong>der</strong> Parteien <strong>im</strong> Westen wie <strong>im</strong> Osten wurden jedoch<br />
teilweise dadurch kompensiert, dass die sonstigen, vor allem neo nazistischen<br />
Organisationen verstärkten Zulauf erhielten und dass das subkulturell verfasste<br />
Lager anwuchs. Der Mitglie<strong>der</strong>rückgang <strong>der</strong> rechtsextremistischen Parteien und<br />
<strong>der</strong> Bedeutungszuwachs systemfeindlicher Kräfte bilden den Hintergrund für<br />
die Strategie einer „nationalen Volksfront“, die die NPD <strong>im</strong> Sommer 2004<br />
einleitete. Dabei handelt es sich um eine Doppelstrategie: Kooperation mit<br />
den an<strong>der</strong>en rechtsextremistischen Parteien und gleichzeitig verstärkte Einbindung<br />
von „freien“ Nationalisten, autonomen Kameradschaften und Mitglie<strong>der</strong>n<br />
aus den rechtsextremistischen Subkulturen. Die Zusammen arbeit mit<br />
an<strong>der</strong>en Parteien beschränkte sich zwar formal auf Wahlab sprachen mit <strong>der</strong><br />
DVU („Deutschland-Pakt“). Tatsächlich profitierte die NPD aber auch von dem<br />
voranschreitenden Zerfall <strong>der</strong> Republikaner und von <strong>der</strong> Inaktivität <strong>der</strong> DVU,<br />
die völlig überaltert und durch die ungelöste Nachfolgefrage für den betagten<br />
Parteipatriarchen Frey gelähmt war.<br />
Im Lager <strong>der</strong> Neonazis haben die Vorbehalte gegenüber einer Annäherung an<br />
die NPD deutlich abgenommen, weil man sich davon auch eine Per spektive für<br />
die eigene Zukunft verspricht. Die NPD zieht jedenfalls gro ßen Nutzen aus <strong>der</strong><br />
Zusammenarbeit mit Kameradschaften und „freien Kräften“: Ihre wachsenden<br />
Wähleranteile wären ohne <strong>der</strong>en tatkräftige Unterstützung bei Wahlkämpfen<br />
kaum möglich gewesen, und die Neo nazis helfen <strong>der</strong> NPD auch bei ihrer alltäglichen<br />
Vorfeldarbeit. Alles in allem hat die NPD bislang enorm von ihrer (geschickten)<br />
„Volksfront-Strategie“ profitiert, was sich nicht zuletzt auch daran<br />
zeigt, dass ihre Mitglie<strong>der</strong>zahlen seit 2004 wie<strong>der</strong> zunahmen.<br />
In dem Anfang 2005 unterzeichneten „Deutschland-Pakt“ zwischen DVU und<br />
NPD verpflichteten sich beide Parteien, nicht gegeneinan<strong>der</strong> zu kandidieren<br />
und teilten die Wahlen unter sich auf. Dieses Übereinkommen wurde schon<br />
10. Zusammenfassung – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 227