Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zusammensetzung und bei den Einkommensverhältnissen. Allerdings erwiesen<br />
sich praktizierende Katholiken in <strong>der</strong> Mitte und <strong>im</strong> Norden <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
als unterdurchschnittlich anfällig für rechts extremistische Propaganda.<br />
Auch die Herkunft nach städtischen und ländlichen Regionen zeigte<br />
keine Beson<strong>der</strong>heiten, wenn auch die kleinen Gemeinden etwas stärker<br />
beteiligt waren als die Ballungsgebiete. Schließ lich unterschieden sich auch<br />
die Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong> hinsichtlich ihrer Sympathie für rechtsextremistische<br />
Parteien nicht vom Bevölkerungs durchschnitt.<br />
Es war dem „neuen“ <strong>Rechtsextremismus</strong> also weithin gelungen, die regionalen<br />
und sozialstrukturellen Barrieren <strong>der</strong> Sammlungsparteien <strong>der</strong> (ersten und)<br />
zweiten Entwicklungsphase zu überwinden. Stützten sich die rechtsextremistischen<br />
Parteien in den fünfziger und sechziger Jahren noch weithin auf die<br />
Mittelschichten, so hatte sich <strong>der</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>der</strong> achtziger Jahre pr<strong>im</strong>är<br />
zu einem Unterschichtphänomen entwickelt.<br />
Die Anhänger/innen <strong>der</strong> rechtsextremistischen Parteien ließen sich grob durch<br />
drei Merkmale beschreiben: extrem rechte Grundorientierungen, starke<br />
politische Entfremdung und das Gefühl sozioökonomischer Bedro hung. Das<br />
Konglomerat heterogener, oft sogar wi<strong>der</strong>sprüchlicher Forde rungen und Erwartungen<br />
wurde in <strong>der</strong> Literatur häufig als Ausdruck von „Protest“ interpretiert.<br />
Oft galten die Republikaner hinsichtlich ihrer Anhänger/innen als „Protestpartei“<br />
und nicht als rechtsextremistische Partei. Wir werden später zeigen,<br />
dass die Unterscheidung zwischen dem Protestmo tiv und <strong>der</strong> weltanschaulichen<br />
Komponente be<strong>im</strong> Wahlverhalten analytisch notwendig ist, dass das eine<br />
das an<strong>der</strong>e aber nicht ausschließt.<br />
Dass die Schönhuber-Partei damals <strong>im</strong> Wettbewerb mit <strong>der</strong> DVU und <strong>der</strong> NPD<br />
obsiegte, lag weniger an ihrem vermeintlich gemäßigten Programm (die inhaltlichen<br />
Unterschiede zu DVU und NPD waren in Wirklichkeit nicht son<strong>der</strong>lich<br />
groß), son<strong>der</strong>n eher daran, dass sie mit Schönhuber über einen medienerfahrenen<br />
Vorsitzenden (er war Leiter <strong>der</strong> Hauptabteilung „Bayern-Information“<br />
be<strong>im</strong> Bayerischen Fernsehen und hatte bis zu seiner Entlassung 1982 eine sehr<br />
populäre Sendung mo<strong>der</strong>iert) und einen talen tierten Rhetoriker verfügte, dem<br />
es trotz seiner SS-Vergangenheit (nachdem er sich dazu in seinem Buch „Ich<br />
war dabei“ bekannt hatte, wurde er vom Bayerischen Rundfunk entlassen)<br />
gelang, seine Partei vor einem neona zistischen Image zu bewahren.<br />
5. Wahlen und Wähler/innen – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 81