Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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echts“ bewerteten. Diese Gruppe würde als Bindeglied zwischen rechtsextremistischen<br />
und demokratischen Positionen fungieren und könnte in Krisenzeiten<br />
gegebenenfalls ein Reservoir für Anhänger/innen o<strong>der</strong> Wähler/innen<br />
rechtsextremistischer Parteien o<strong>der</strong> Organisationen bilden.<br />
Die Analyse <strong>der</strong> sozialstrukturellen Merkmale des rechtsextremisti schen Einstellungspotenzials<br />
zeigte, dass junge Leute vergleichsweise weniger anfällig<br />
waren als die mittleren und älteren Generationen. Als beson<strong>der</strong>s resistent erwiesen<br />
sich zum einen Gewerkschaftsmitglie<strong>der</strong> und zum an<strong>der</strong>en die Anhänger/innen<br />
<strong>der</strong> SPD und FDP. Ein geschlechterspezifischer Unterschied bestand<br />
nicht. Auch mit Blick auf die beiden Konfessionen waren keine Auffälligkeiten<br />
erkennbar. Personen ohne Berufsausbildung, un- und angelernte Arbeiter sowie<br />
Landwirte waren etwas überrepräsen tiert. Mit Blick auf die regionale Verteilung<br />
zeigte sich ein gewisses Über gewicht in den Bundeslän<strong>der</strong>n Hessen<br />
und Bayern. In größeren Dörfern und in Kleinstädten sowie in den Randzonen<br />
<strong>der</strong> Großstädte fanden sich vergleichsweise mehr Rechtsextremisten als <strong>im</strong><br />
Bundesdurchschnitt.<br />
Für einen Einstellungsvergleich zwischen beiden Teilen Deutschlands nach 1990<br />
stehen zunächst nur Daten zur Verfügung, die sich auf einzelne D<strong>im</strong>ensionen<br />
des Einstellungsmusters <strong>Rechtsextremismus</strong> beziehen. Dabei handelt es sich<br />
beispielsweise um Studien zur Haltung <strong>der</strong> Bevölkerung zum Nationalsozialismus<br />
und zum Antisemitismus. Die Befunde sind uns zwar nur aus <strong>der</strong> Presse<br />
bekannt, an ihrer Seriosität hegen wir jedoch keinen Zweifel.<br />
Das ist zunächst eine von Emnid und Gallup <strong>im</strong> Auftrag des „Spiegel“ 1992<br />
durchgeführte Befragung unter West- und Ostdeutschen sowie unter Juden<br />
in Israel. 14 Durchgängig sei, so <strong>der</strong> resümierende Befund, „<strong>der</strong> An teil <strong>der</strong> Ostdeutschen,<br />
<strong>der</strong> sich antisemitisch, rechtsradikal o<strong>der</strong> auslän<strong>der</strong> feindlich äußert,<br />
geringer als <strong>der</strong> entsprechende Anteil <strong>der</strong> Westdeutschen. Die Bundesbürger/<br />
innen <strong>im</strong> Osten nehmen die Konsequenzen aus <strong>der</strong> NS-Ver gangenheit für die<br />
Gegenwart ernster“. Beispielsweise betrug <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> antisemitisch eingestellten<br />
Befragten in Deutschland 13 Prozent, <strong>im</strong> Westen waren es 16 Prozent,<br />
<strong>im</strong> Osten vier Prozent. Und die Frage, ob die Demokratie in Deutschland durch<br />
radikale und extremistische Gruppen gefährdet sei, bejahten 79 Prozent <strong>der</strong><br />
Juden, 69 Prozent <strong>der</strong> Ostdeutschen und 47 Prozent <strong>der</strong> Westdeutschen. Nach<br />
Auffassung des „Spiegel“ „haben sich die meisten früheren DDR-Bürger eine<br />
14 Abgedruckt in: Juden und Deutsche. SPIEGEL-Spezial, Nr. 2/1992, S. 61 ff.<br />
62 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 4. Einstellungen