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Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...

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Mitte <strong>der</strong> siebziger Jahre – <strong>der</strong> organisierte <strong>Rechtsextremismus</strong> befand sich mitglie<strong>der</strong>-<br />

und wählermäßig wie<strong>der</strong>um auf einem Tiefpunkt – setzte ein steiler<br />

Anstieg bei den Gesetzesverletzungen, 1977 auch bei den Ge walttaten ein.<br />

Dieser Boom speiste sich aus zwei Quellen:<br />

p Zum einen blühte nach dem Vorbild des linken Terrorismus und mit heftiger<br />

Kritik am angeblich „legalistischen“ Auftreten <strong>der</strong> als lamm fromm verspotteten<br />

„alten Rechten“ (NPD) eine neonazistische Terror szene auf (Aktionsfront<br />

Nationaler Sozialisten, Volkssozialistische Bewegung Deutschlands,<br />

Deutsche Aktionsgruppen, Wehrsportgruppe Hoffmann etc.).<br />

p Zum an<strong>der</strong>en gab es eine von Jugendlichen und selbst von Kin<strong>der</strong>n bewirkte<br />

Protestwelle, eine „NS­Renaissance“ unter Jugendlichen, die durch Hakenkreuzschmierereien,<br />

„Judenwitze“ und pronazistische bzw. fremdenfeindliche<br />

Provokationen gekennzeichnet war und vor allem an Schulen stattfand.<br />

Die Gesetzesverletzungen <strong>der</strong> Jahre 1978 bis 1982 bestanden zum groß en<br />

Teil aus Schmier- und Klebeaktionen, die freilich seit 1983 nicht mehr in die<br />

Statistik des Bundesinnenministeriums eingehen. Anfang <strong>der</strong> acht ziger Jahre<br />

versandete <strong>der</strong> rechtsextremistische Schülerprotest bzw. mündete in die Subkulturen<br />

<strong>der</strong> Fußballfans, Punks, Skinheads, Nazi-Ro cker und Motorradfans,<br />

die sich schon gegen Ende <strong>der</strong> siebziger Jahre – häufig durch entsprechende<br />

Entwicklungen in Großbritannien inspiriert o<strong>der</strong> gar beeinflusst – in Deutschland<br />

auszubreiten begannen.<br />

Mit bzw. infolge <strong>der</strong> deutschen Einigung wuchs das Gewaltpotenzial bundesweit<br />

dramatisch an. Die Gesetzesverletzungen mit erwiesener und vermuteter<br />

rechtsextremistischer Motivation versechsfachten sich von 1 848 (1990) auf<br />

10 561 (1993), die Gewalttaten darunter versiebenfach ten sich sogar von 309<br />

auf 2 232. Dieser explosionsartige Anstieg, <strong>der</strong> vor allem in Ostdeutschland<br />

stattfand, wo die rechtsextremistischen Parteien noch bedeutungslos waren,<br />

stellte eine neue Qualität <strong>im</strong> Bereich des gewalttätigen <strong>Rechtsextremismus</strong> dar.<br />

Er war wohl pr<strong>im</strong>är eine Begleit erscheinung <strong>der</strong> deutschen Einheit, fand allerdings<br />

auch während <strong>der</strong> sehr emotional geführten Debatte über das Asylproblem<br />

statt, die mit dem umstrittenen „Asylkompromiss“ des Deutschen Bundestags<br />

<strong>im</strong> Sommer 1993 ihr Ende fand. Bis dahin bildeten Auslän<strong>der</strong>/innen<br />

und Asylbewerber/innen in den Augen <strong>der</strong> Bevölkerung das größte Problem<br />

in <strong>der</strong> Bundesrepublik. Im September 1993 rückte dann die Arbeitslosigkeit an<br />

die erste Stelle des Problemhaushalts <strong>der</strong> Nation.<br />

150 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 7. Protestverhalten, Subkulturen und Gewalt

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