Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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p Diese Gewichtsverlagerung von West nach Ost hat auch bei Wahlen stattgefunden.<br />
Bis Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre fielen die Zweitst<strong>im</strong>menanteile <strong>der</strong><br />
rechtsextremistischen Parteien in Westdeutschland besser aus als in Ostdeutschland.<br />
Seit 1998 sind die rechtsextremistischen Parteien ausnahmslos<br />
<strong>im</strong> Osten erfolgreicher als <strong>im</strong> Westen.<br />
p Auch die Verbreitung von rechtsextremistischen Einstellungen war zunächst<br />
<strong>im</strong> Westen größer als <strong>im</strong> Osten. Seit 1998 wurden <strong>im</strong> Osten mehr rechtsextremistische<br />
Einstellungen gemessen als <strong>im</strong> Westen. Einige Untersuchungen<br />
sind allerdings zu dem Ergebnis gelangt, dass <strong>der</strong> Westen zwischenzeitlich<br />
die Nase vorn hatte. Übereinst<strong>im</strong>mend belegen alle Studien, dass das Einstellungspotenzial<br />
in den letzten Jahren leicht rückläufig ist.<br />
p Infolge <strong>der</strong> Verringerung des Personenpotenzials und <strong>der</strong> internen Strukturverän<strong>der</strong>ungen<br />
haben sich die Gewichte innerhalb des rechtsextremistischen<br />
Lagers deutlich von den systemkonformen zu den systemfeindlichen Kräften<br />
verschoben. Deren Anteil betrug 2009 in <strong>der</strong> Bundesrepublik insgesamt 78<br />
Prozent, in den fünf neuen Län<strong>der</strong>n sogar 96 Prozent.<br />
p Damit zusammenhängend hat sich auch die Organisationsform des <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
von eher parteiförmigen zu eher bewegungsförmigen bzw. subkulturellen<br />
Strukturen gewandelt. Dies gilt beson<strong>der</strong>s für Westdeutschland.<br />
Aber auch in Ostdeutschland ist die Bedeutung von Szenen und Subkulturen<br />
– allerdings auf einem hohen Ausgangsniveau – gewachsen.<br />
p Seit 1990 hat sich die rechtsextremistisch motivierte Kr<strong>im</strong>inalität – bezogen<br />
auf die bekannt gewordenen Straftaten – verzehnfacht, von 1 900 auf<br />
18 000 Delikte. Dafür zeichnen keineswegs nur die Neonazis, die „Freien<br />
Kräfte“ und erst Recht nicht die NPD-Mitglie<strong>der</strong> verantwortlich. Aber die<br />
Dominanz <strong>der</strong> systemfeindlichen Kräfte, ihre verbale Aggressivität und ihre<br />
Militanz tragen dazu bei, dass die Hemmschwellen generell sinken und<br />
Nachahmungstaten zunehmen.<br />
p Insgesamt hat <strong>der</strong> <strong>Rechtsextremismus</strong> also quantitativ abgenommen, sein<br />
Gefährdungsgrad für die Demokratie ist aber dramatisch gewachsen.<br />
<strong>Rechtsextremismus</strong> in Europa<br />
Da über die Existenz von neonazistischen Gruppierungen und rechtsextremistischen<br />
Szenen bzw. Subkulturen in den Län<strong>der</strong>n Europas kaum hinreichende<br />
Informationen vorliegen, mussten wir uns auf die Betrachtung <strong>der</strong> politischen<br />
230 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 10. Zusammenfassung