Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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Presse aufgefallen ist. Er war es allerdings auch, <strong>der</strong> <strong>im</strong> sächsischen Landtag die<br />
Bombardierung Dresdens <strong>im</strong> Februar 1945 als „Bomben-Holocaust“ bezeichnete.<br />
Vergleicht man das intellektuelle Potenzial <strong>der</strong> NPD mit dem <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
rechtsextremistischen Parteien, Verbänden o<strong>der</strong> Gruppierungen, dann schneidet<br />
sie allerdings sehr gut ab. So veröffentlicht beispielsweise das NPD-Organ<br />
„Deutsche St<strong>im</strong>me“ regelmäßig konzeptionelle Beiträge zu wichtigen ideologischen<br />
Fragen und bemüht sich, die Ziele und For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Partei theoretisch<br />
zu fundieren. Folglich übt die NPD auch zunehmend Anziehungskraft<br />
auf rechtsextremistische Zeitschriften, wie etwa auf „Nation & Europa“, o<strong>der</strong><br />
auf Intellektuellenzirkel, wie etwa die „Gesellschaft für freie Publizistik“, aus.<br />
d) Fundamentalopposition o<strong>der</strong> system<strong>im</strong>manenter Pragmatismus?<br />
Die NPD ist seit ihrer Gründung 1964 durch innerparteiliche Kämpfe über<br />
ideologisch-programmatische und politisch-strategische Fragen geprägt. Zum<br />
Standard zählen <strong>der</strong> Konflikt zwischen Deutschnationalen und Neonazis und<br />
<strong>der</strong> Streit über eine eher system<strong>im</strong>manente o<strong>der</strong> eher fundamentaloppositionelle<br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Partei. Mit <strong>der</strong> Öffnung für Neonazis und <strong>der</strong>en Übernahme<br />
von wichtigen Positionen gerieten die Deutschnationalen bald in eine<br />
absolute Min<strong>der</strong>heitenposition. Es handelte sich allerdings fast durchgängig<br />
um „alte Kameraden“ in den westlichen Landesverbänden, die entwe<strong>der</strong> die<br />
Partei verließen o<strong>der</strong> politisch inaktiv wurden.<br />
Die üblichen Auseinan<strong>der</strong>setzungen über die politische Strategie verschärften<br />
sich anlässlich <strong>der</strong> zunehmenden Finanzprobleme. Obwohl die NPD <strong>im</strong>mer<br />
häufiger von <strong>der</strong> staatlichen Parteienfinanzierung profitierte, litt sie unter einer<br />
prekären Finanzlage, weil sie für Wahlkämpfe und den Ausbau des Parteiapparats<br />
mehr Geld ausgab als sie einnahm. Zudem erwiesen sich mehrere<br />
Rechenschaftsberichte als fehlerhaft, was zu erheblichen Rückzahlungsfor<strong>der</strong>ungen<br />
seitens <strong>der</strong> Bundestagsverwaltung führte. Teilweise wurden Rückzahlungsfor<strong>der</strong>ungen<br />
sogar mit Zahlungsansprüchen verrechnet, sodass sich die<br />
Parteiführung zu Spendenaufrufen an die Mitglie<strong>der</strong> genötigt sah.<br />
Im Februar 2008 wurde <strong>der</strong> Bundesschatzmeister Erwin Kemna wegen des Verdachts<br />
<strong>der</strong> gewerbsmäßigen Untreue verhaftet. Er hatte Parteigel<strong>der</strong> in Höhe<br />
von 741 000 Euro, etwa ein Viertel <strong>der</strong> jährlichen Gesamteinnahmen <strong>der</strong> NPD,<br />
auf Konten seiner Küchenfirma transferiert. Damit geriet auch <strong>der</strong> Parteivorsitzende<br />
in die Schusslinie, dem Mitverantwortung für den Skandal und erhebliches<br />
Kontrollversagen vorgeworfen wurde. Voigt stellte sich zunächst auf<br />
138 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 6. Organisation, Programmatik und Praxis