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Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...

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Neben <strong>der</strong> Gewalt <strong>im</strong> engeren Sinne müssen auch Gesetzesverletzun gen ohne<br />

Gewaltanwendung berücksichtigt werden. Hier wurden die Erhebungsmerkmale<br />

ebenfalls verän<strong>der</strong>t. Seit 1983 werden beispielswei se „Schmier- und Klebeaktionen“<br />

nicht mehr einbezogen, womit die Zahl <strong>der</strong> Straftaten abgesenkt wurde.<br />

Dass in den Statistiken nur die amtlich erfassten Gesetzesverletzungen gezählt<br />

werden, mithin erhebliche Dun kelziffern vorliegen, versteht sich von selbst.<br />

Um Erfassungsdefizite zu beseitigen, beschloss die Innenministerkon ferenz<br />

zum 1. Januar 2001 die Einführung des neuen Definitionssystems „Politisch<br />

motivierte Kr<strong>im</strong>inalität“ (PMK). Die amtlichen Zahlenangaben über Gewalttaten<br />

und sonstige Straftaten seit 2001 sind nicht mit den entsprechenden Angaben<br />

vor 2001 vergleichbar.<br />

Gleichwohl wird <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> Kritik an den Erhebungsmethoden geübt. Intensive<br />

Recherchen des <strong>Berlin</strong>er „Tagesspiegel“ und <strong>der</strong> „Zeit“ ergaben beispielsweise,<br />

dass seit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung 137 Menschen bei Angriffen von<br />

rechtsextremistischen Gewalttätern ums Leben gekommen sind. Nach amtlichen<br />

Angaben waren es nur 47. 34<br />

Für die Forschung und die politische Bildung ist vor allem interessant, ob und<br />

in welchem Umfang die – zumeist jugendlichen – Protestkulturen als Reservoir<br />

für die Rekrutierung von Nachwuchs für den organisierten <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

dienen. Theoretisch sind zwei Entwicklungspfade denkbar: Entwe<strong>der</strong> bilden<br />

Protest und Gewalt eine Vorstufe für zielgerich tetes politisches Verhalten, für<br />

die Mitarbeit o<strong>der</strong> gar den Eintritt in rechtsextremistische Organisationen. O<strong>der</strong><br />

Protest und Gewalt stellen ein eigenständiges (Jugend-)Phänomen dar, das unabhängig<br />

vom organisier ten <strong>Rechtsextremismus</strong> existiert. Eintritt und Austritt,<br />

Hinwendung und Abschied folgen eher <strong>der</strong> lebensgeschichtlichen Dynamik <strong>der</strong><br />

beteiligten Individuen. Mit zunehmendem Alter gewinnen Beruf und Partnerschaft<br />

bzw. Familie an Bedeutung, und es erfolgt <strong>der</strong> Rückzug aus dem Milieu.<br />

Die Entwicklung des Gewaltpotenzials seit 1990<br />

Betrachtet man die Entwicklung <strong>der</strong> bekannt gewordenen Gesetzesverletzungen<br />

mit rechtsextremistischem Hintergrund <strong>im</strong> Zeitverlauf, dann offenbart sich – wie<br />

be<strong>im</strong> Wahlverhalten und be<strong>im</strong> Organisationsgrad – ein konjunktureller Verlauf.<br />

34 Der Tagesspiegel v. 16.9.2010, S. 1, 4 u. 5.<br />

148 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 7. Protestverhalten, Subkulturen und Gewalt

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