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Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...

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fe<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> noch verschärft werden. Es kommt nämlich entscheidend darauf<br />

an, in welchem Umfang das politische System <strong>im</strong>stande ist, die notwendigen<br />

Steuerungs-, Legit<strong>im</strong>ations- und Integrationsleistungen zu erbringen, damit<br />

sich autoritäre Charaktere nicht mit Unzufriedenheit paaren und zu <strong>Rechtsextremismus</strong><br />

verdichten.<br />

Gerade in Gesellschaften ohne gefestigte demokratische Tradition ist die Gefahr<br />

beson<strong>der</strong>s groß, dass einzelne Defizite in <strong>der</strong> Legit<strong>im</strong>ation öffentlicher<br />

Herrschaft dem demokratischen System insgesamt angelastet werden, dass<br />

vorübergehende Krisenerscheinungen in Teilbereichen <strong>der</strong> Gesellschaft zur Ablehnung<br />

von Demokratie schlechthin führen. Wenn es beispielsweise nicht o<strong>der</strong><br />

nur unzureichend gelingt, die materiellen Bedürf nisse aller Bevölkerungsschichten<br />

angemessen zu befriedigen, identifika tionsfähige Wertorientierungen und<br />

Politikziele zu vermitteln, Öffentlichkeit und demokratische Partizipation zu gewährleisten<br />

und für eine funktio nale Performanz <strong>der</strong> Institutionen zu sorgen,<br />

dann vermin<strong>der</strong>t sich die Zust<strong>im</strong>mung zum demokratischen System insgesamt,<br />

verlieren die inter mediären Organisationen an Akzeptanz und Integrationskraft,<br />

kommt es zu Bindungsverlusten gerade bei Parteien und Verbänden,<br />

und dann ge winnen politische Kräfte an Resonanz, die sich gegen das demokratische<br />

System richten.<br />

h) Antidemokratische Diskurse in Politik und Medien<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> ist nicht nur durch wirtschaftliche und politische (Fehl-)<br />

Entwicklungen bedingt, seine Verbreitung wird auch durch den Zustand <strong>der</strong><br />

politischen Kultur begünstigt o<strong>der</strong> gehemmt. Von Intellektuel len ausgetragene<br />

Kulturkämpfe um Deutungsmacht (z. B. die Walser- o<strong>der</strong> die Finkelnstein-Debatte)<br />

spielen dabei ebenso eine Rolle wie Bedrohungs szenarien und Feindbild-Konstruktionen<br />

in den Medien und in <strong>der</strong> politischen Kommunikation.<br />

Die These, dass <strong>Rechtsextremismus</strong> „in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Gesellschaft“ entsteht,<br />

besagt nicht nur, dass gerade auch „normale“, „klei ne Leute“ anfällig sind,<br />

son<strong>der</strong>n auch, dass die großen Volksparteien, die Gewerkschaften, die Regierungen<br />

und die Massenmedien durch ihre Defini tionen des „Normalen“ und<br />

durch die von ihnen vertretenen Problemlösungen – etwa: Vorrang für Deutsche<br />

auf dem Arbeitsmarkt, Inlän<strong>der</strong>pr<strong>im</strong>at bei <strong>der</strong> Arbeitsvermittlung – dem<br />

<strong>Rechtsextremismus</strong> Anknüpfungspunkte bieten und daher verstärkend wirken<br />

können. In <strong>der</strong> Parteien- und in <strong>der</strong> Medien konkurrenz erscheint die Bedienung<br />

von rechtsextremistischen St<strong>im</strong>mungen und Vorurteilen nicht selten als Erfolg<br />

versprechende Marktstrategie.<br />

52 <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> – 3. Ursachen

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