Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
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massiver Gegendemonstrationen und staatlicher Veranstaltungsverbote nicht<br />
stattfinden konnte. Im folgenden Jahr gelang das Unternehmen jedoch. Im<br />
Mai 2009 trafen sich – allerdings nicht, wie erwartet, 2 000, son<strong>der</strong>n etwa<br />
250 – Rechtsextremisten aus Belgien, Frankreich, Italien, Österreich, Spanien,<br />
<strong>der</strong> Schweiz und Tschechien in <strong>der</strong> Domstadt zu einem Kongress gegen die<br />
„schleichende Islamisierung Deutschlands“.<br />
f) Ausblick<br />
Gegenwärtig scheint es so, als entwickele sich hierzulande <strong>im</strong> wahlwerbend auftretenden<br />
<strong>Rechtsextremismus</strong> ein „Kampf zweier Linien“ zwischen einer eher<br />
gemäßigten, populistisch auftretenden und pr<strong>im</strong>är einem ant<strong>im</strong>usl<strong>im</strong>ischen<br />
Rassismus verpflichteten Variante einerseits und einer fundamentaloppositionellen,<br />
tendenziell gewaltbereiten und am historischen Nationalsozialismus<br />
anknüpfenden Variante an<strong>der</strong>erseits. Dieser „klassische“ <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
wird vor allem durch die NPD und die „Freien Kräfte“ repräsentiert. Für den<br />
„<strong>Rechtsextremismus</strong> light“ stehen <strong>der</strong>zeit die sogenannten PRO-Bewegungen<br />
und die Republikaner. Beide wollen künftig enger zusammenarbeiten.<br />
Einige Umfrageergebnisse vermitteln den Eindruck, dass die gemäßigte Variante<br />
beson<strong>der</strong>s aussichtsreich ist. So spricht sich <strong>im</strong> Schnitt über die Hälfte<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung gegen Moscheebauten aus, und das Meinungsforschungsinstitut<br />
Emnid ermittelte <strong>im</strong> September 2010, dass knapp ein Fünftel <strong>der</strong> Befragten<br />
eine Protestpartei wählen würden. Bei genauerem Hinsehen stellt sich<br />
die Lage weniger dramatisch dar: Ende September 2010 ermittelte die Forschungsgruppe<br />
Wahlen (Mannhe<strong>im</strong>), dass es 27 Prozent <strong>der</strong> Deutschen gut<br />
fänden, „wenn zur besseren Interessenvertretung eine völlig neue Partei gegründet<br />
würde“. Allerdings wünschen sich 19 Prozent eine in <strong>der</strong> Mitte des<br />
Parteienspektrums angesiedelte Partei, drei Prozent präferieren eine eher linksgerichtete<br />
und vier Prozent eine eher rechtsgerichtete Partei. 33 Die Unzufriedenheit<br />
mit den etablierten Parteien begünstigt also nur bedingt extrem rechte<br />
bzw. linke Formationen.<br />
Die Resonanz <strong>der</strong> PRO-Gruppierungen sollte auch nicht überschätzt werden.<br />
Denn ihre Wahlergebnisse sind bislang außerordentlich dürftig ausgefallen.<br />
Dass PRO Köln zwei Mal hintereinan<strong>der</strong> in Fraktionsstärke in den Stadtrat eingezogen<br />
ist, relativiert sich erheblich, wenn die Landesergebnisse betrachtet<br />
33 Forschungsgruppe Wahlen: Politbarometer September II, S. 3.<br />
6. Organisation, Programmatik und Praxis – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 145