Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sich in Ungarn rechtsextremistische Parteien entfalten konnten: zunächst die<br />
Wahrheitspartei (MIÉP) und dann Jobbik.<br />
(LS-)HZDS:<br />
Die Bewegung für eine Demokratische Slowakei (Hnutie za Demokratické<br />
Slovensko, HZDS) entstand 1991. 2003 wurde <strong>der</strong> Parteiname um den Begriff<br />
„Volkspartei“ (L’udová Strana, LS) ergänzt. Frontmann ist <strong>der</strong> charismatische<br />
und populistische Vlad<strong>im</strong>ir Mečiar, <strong>der</strong> 1992–94 und 1994–98 Ministerpräsident<br />
des Landes war und <strong>der</strong> einen ausgesprochen autoritären Führungsstil<br />
praktizierte und <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vetternwirtschaft und finanzieller Unregelmäßigkeiten<br />
bezichtigt wurde. Die HZDS war eine stark nationalistisch,<br />
etatistisch und paternalistisch, aber nicht rassistisch ausgerichtete Partei, die<br />
anfangs großen, bald aber sinkenden Wählerzuspruch verzeichnete (1994<br />
34,9 %; 1998 27,0 %; 2002 19,5 %). Nach <strong>der</strong> Wahlnie<strong>der</strong>lage 2002 geriet sie<br />
in eine schwere innere Krise und erreichte bei den Wahlen 2006 nur noch 8,8<br />
Prozent. Dennoch wurde sie von <strong>der</strong> siegreichen, sich als sozialdemokratisch<br />
verstehenden Partei „Smer“ (Richtung) gemeinsam mit <strong>der</strong> rechtsextremistischen<br />
Slowakischen Nationalpartei (SNS) in eine Koalition geführt, die einen<br />
chauvinistischen Kurs gegenüber Ungarn und <strong>der</strong> ungarischen Min<strong>der</strong>heit in<br />
<strong>der</strong> Slowakei steuerte. Bei den Wahlen 2010 scheiterte die (LS-)HZDS mit 4,3<br />
Prozent an <strong>der</strong> Fünf-Prozent-Hürde. Ein Jahr zuvor hatte sie bei <strong>der</strong> Europawahl<br />
noch neun Prozent erhalten.<br />
Samoobrona:<br />
Die polnische Partei Selbstverteidigung (Samoobrona) entstand 1992 als vor<br />
allem in <strong>der</strong> Landwirtschaft verankerte Partei und vertrat eine betont nationalistische,<br />
gegen die Europäische Union, gegen Marktwirtschaft und Globalisierung<br />
gerichtete Politik. Sie wies positive Bezüge zur kommunistischen Ära<br />
auf und war pro-östlich ausgerichtet. Ihre Wählerschaft bestand vornehmlich<br />
aus (agrarischen) Wendeverlierern von rechts und links. Die Partei soll zwar<br />
gelegentlich mit rechtsextremistischen Gruppen zusammengearbeitet haben,<br />
völkische Vorstellungen prägten aber we<strong>der</strong> ihr Programm noch ihre Praxis.<br />
Grün<strong>der</strong> und Frontmann ist <strong>der</strong> ehemalige Landwirt Andrzej Lepper, ein provokanter<br />
Populist, <strong>der</strong> vor allem durch die Organisation gewalttätiger Proteste<br />
und durch die Beleidigung von Politikern auffiel. Die Samoobrona blieb bei<br />
den Parlamentswahlen 1993 und 1997 unter <strong>der</strong> Fünf-Prozent-Marke (2,8 %<br />
bzw. 0,1 %), gewann dann aber 2001 überraschend 10,2 Prozent und 53 Mandate<br />
und vier Jahre später nochmals 11,4 Prozent und 56 Mandate. 2006 / 07<br />
war die Samoobrona Koalitionspartner <strong>der</strong> Kaczynski-Partei „Recht und Gerechtigkeit“<br />
und Lepper wurde Stellvertreten<strong>der</strong> Ministerpräsident und Land-<br />
9. <strong>Rechtsextremismus</strong> in Europa – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 203