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Rechtsextremismus im Wandel Forum Berlin - Bibliothek der ...

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und fremdenfeindlicher Orientierungen, geißelte den Neo faschismus in Westdeutschland<br />

und übersah dabei, dass sich <strong>im</strong> Zuge des sozialen <strong>Wandel</strong>s und<br />

mit wachsenden Legit<strong>im</strong>ationsdefiziten <strong>der</strong> SED Herrschaft auch <strong>im</strong> „antifaschistischen<br />

Deutschland“ rechtsgerichtete Pro testbewegungen entwickelten<br />

und zu subkulturellen Milieus verdichteten. Mit dem Fall <strong>der</strong> Mauer schwoll <strong>der</strong><br />

Jugendprotest an, und die Milieus breiteten sich weiter aus.<br />

Der Zusammenbruch <strong>der</strong> alten Ordnung bedeutete schließlich eine starke psychische<br />

Belastung für die Ostdeutschen. Er wurde oft als Verlust von Sicherheit<br />

und Geborgenheit, als Entwertung von Qualifikationen und Lebensleistungen,<br />

als Identitätskrise erfahren. Die ökonomisch-sozialen Folgen des Systemwechsels,<br />

<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> DDR-Wirtschaft, die Mas senarbeitslosigkeit und die<br />

enttäuschten Hoffnungen auf eine rasche Ver besserung <strong>der</strong> Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

potenzierten den Druck auf die Menschen. Das Bedürfnis<br />

nach Ruhe und Ordnung, nach Stabilität und Berechenbarkeit, nach Fürsorge<br />

und sozialer Gerechtigkeit breitete sich aus und verstärkte autoritäre und fremdenfeindliche<br />

Einstellungen. Insbeson<strong>der</strong>e bei jungen Leuten steigerte sich die<br />

Unzufriedenheit bis hin zu aggressivem Hass und teilweise sogar bis zu roher<br />

Gewalt.<br />

So erhielten die bestehenden Subkulturen seit 1990 massenhaften Zulauf. In<br />

Ostdeutschland entstand ein Flickenteppich aus Szenen, Grup pen und Cliquen.<br />

Zwischen 1991 und 1993 erlebte die Bundesrepublik insgesamt ein Anschwellen<br />

<strong>der</strong> rassistischen Gewalt in einem bis dahin unvorstellbaren Ausmaß, wobei<br />

die Hälfte <strong>der</strong> Gewalttaten in Ostdeutsch land verübt wurde. Nicht selten fanden<br />

die teilweise pogromartigen Akti onen gegen Auslän<strong>der</strong>/innen und Asylbewerber/innen<br />

den Beifall von Anwohnern o<strong>der</strong> Passanten. In best<strong>im</strong>mten<br />

Regionen Ostdeutschlands besteht auch heute noch eine erhebliche Neigung,<br />

„(national) befreite Zonen“ hinzunehmen. Jedenfalls sind die gewaltbereiten<br />

Subkulturen in ein latent rechtsextre mistisches Umfeld eingelagert.<br />

Die weithin von Skinheads und <strong>der</strong>en Sympathisanten geprägten Subkulturen<br />

sind allerdings nicht fest strukturiert. Sie bestehen zumeist aus labilen Gruppen<br />

mit großer Fluktuation. Ihre Mitglie<strong>der</strong> verfügen nur ausnahmsweise über<br />

ein fest gefügtes rechtsextremistisches Weltbild. Sie sind selten politisch interessiert<br />

und neigen kaum zu verbindlicher Mitar beit in Organisationen o<strong>der</strong><br />

Parteien. Der genuine Ost-<strong>Rechtsextremismus</strong> kann als ideologisch gering fundiert,<br />

schwach organisiert, spontan und beson<strong>der</strong>s aggressiv charakterisiert<br />

werden. Er war überwiegend subkul turell und bewegungsförmig orientiert.<br />

Dadurch unterschied er sich vom <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> Westen, <strong>der</strong> traditio-<br />

10. Zusammenfassung – <strong>Rechtsextremismus</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> 221

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