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Jahresbericht 2010 - Aufgaben und Ergebnisse - DFG

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46<br />

Forschungsförderung<br />

Im Killer-Modus: Die Kämpfer der „Union Kongolesischer<br />

Patrioten“ sind oft erst zwölf oder vierzehn Jahre alt –<br />

<strong>und</strong> töten, ohne mit der Wimper zu zucken<br />

berts These: Die Veranlagung zu solch<br />

hemmungslosem Töten ist besonders<br />

jungen Männern immer <strong>und</strong> überall<br />

zu eigen. Der Neuropsychologe führt<br />

dies zum einen auf die Evolution der<br />

männlichen Hominiden zurück. Diese<br />

waren vor zwei Millionen Jahren ausschließlich<br />

Vegetarier, wurden dann<br />

aber zu Jägern <strong>und</strong> Fleischfressern.<br />

„Dabei erfuhren sie erstmals gewaltbezogene<br />

Reize wie Blut, Schmerz <strong>und</strong><br />

Töten, <strong>und</strong> diese hatten alle eine belohnende<br />

Funktion“, erläutert Elbert.<br />

Damit gingen Veränderungen in der<br />

menschlichen Hirnstruktur einher,<br />

die auch heute greifen, beim Gemet-<br />

zel am Bildschirm ebenso wie beim<br />

Überfall auf das Nachbardorf.<br />

„Wir gehen davon aus, dass die frontokortikalen<br />

Kontrollsysteme <strong>und</strong> die<br />

von ihnen ausgehenden Hemmungen<br />

insbesondere der Amygdalae modifiziert<br />

werden“, sagt Elbert. Wie dies<br />

genau geschieht <strong>und</strong> wie Menschen<br />

so in einen regelrechten „Killer-Modus“<br />

kommen, ist eines der zentralen<br />

Untersuchungsziele des Projekts.<br />

Ebenso im Blick sind die selbst traumatisierenden<br />

Erfahrungen, die etwa<br />

viele Kindersoldaten gemacht haben<br />

– <strong>und</strong> die am Ende die Bereitschaft<br />

zum Töten oft noch verstärken.<br />

Mit der Erforschung der dem Menschen<br />

ureigenen Gewaltbereitschaft<br />

verbindet Thomas Elbert auch die<br />

Hoffnung, ihr besser begegnen, ja:<br />

sie, wenn irgend möglich, sogar regulieren<br />

zu können. Zwar stellt der<br />

Wissenschaftler fest, dass „bei den<br />

Kindersoldaten alle bisherigen Hilfsversuche<br />

gescheitert“ seien. Die<br />

psychobiologischen Ursachen der<br />

Tötungsbereitschaft wurden dabei<br />

jedoch zu wenig oder gar nicht berücksichtig.<br />

Für Elbert ist es Gr<strong>und</strong><br />

zu vorsichtigem Optimismus, dass<br />

er den Tätern vielleicht tatsächlich<br />

einen Halt geben kann. Wobei sich<br />

der Begriff „Täter“ für ihn im Laufe<br />

seiner <strong>DFG</strong>-geförderten Forschungen<br />

deutlich relativiert hat: „Die da töten,<br />

sind so häufig selbst Opfer geworden,

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