Jahresbericht 2010 - Aufgaben und Ergebnisse - DFG
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Forschungsförderung<br />
lein nicht besonders schlau sein“, sagt<br />
Koordinatorin Monika Sester aus Hannover.<br />
Vielmehr entstehe die „Intelligenz“<br />
des Systems aus der Interaktion.<br />
In dem Unterfangen, „zentral“ durch<br />
„global“ zu ersetzen, wirken Geodäsie,<br />
Fotogrammetrie <strong>und</strong> Informatik zusammen.<br />
Konkret sind hier die beobachteten<br />
Objekte Menschen.<br />
„Denkbare Szenarien sind Bahnhöfe<br />
oder Stadien, in denen aus der Beobachtung<br />
der Besucherströme eine<br />
Aktivität wie die Öffnung weiterer<br />
Kassenhäuschen folgt“, erklärt Sester.<br />
Dazu bedürfe es der möglichst flächendeckenden<br />
Beobachtung – bei stets limitierten<br />
Ressourcen: „Wir versuchen<br />
also, den beweglichen Kameras beizubringen,<br />
wo es sich ‚hinzugucken’<br />
lohnt.“ Die Informatik sucht hierbei<br />
nach Verfahren, die Abdeckung auf<br />
Basis von „lokalem“ Wissen zu optimieren.<br />
Die sich anschließende fotogrammetrische<br />
Bildverarbeitung soll<br />
so gut sein, dass eine Rekonstruktion<br />
sogar in drei Dimensionen möglich ist.<br />
Die Geoinformatik steuert zu diesen<br />
Untersuchungen das Wissen um Bewegungstrajektorien<br />
bei. Diese beschreiben<br />
beispielsweise Besucherströme <strong>und</strong><br />
fügen dabei Beschreibungen von „normalem“<br />
menschlichem Bewegungsverhalten<br />
zu größeren Mustern, sogenannten<br />
Patterns, zusammen. Sobald<br />
verstanden ist, wie Bewegungen funktionieren,<br />
können vor Großveranstal-<br />
tungen verschiedene Modellszenarien<br />
durchgerechnet <strong>und</strong> so Anhaltspunkte<br />
für die konkrete Gestaltung von Räumen<br />
<strong>und</strong> Plätzen gegeben werden.<br />
Dass die beobachteten Objekte nicht<br />
immer Menschen sein müssen, zeigen<br />
weitere Projekte von Monika Sester. So<br />
geht es in ihrer Arbeitsgruppe im Rahmen<br />
eines EU-Projekts auch um die<br />
Beobachtung von Tieren wie Vögeln<br />
oder See-Elefanten. Und das ebenfalls<br />
<strong>2010</strong> bewilligte <strong>DFG</strong>-Projekt „Rainfall<br />
estimation using moving cars as rain<br />
gauges (RainCars)” befasst sich damit,<br />
wie viele ortsverteilte Sensoren – konkret<br />
die Wischer von Autos, die nur<br />
wissen, wie schnell sie gerade arbeiten<br />
– zusammen mit einigen wenigen<br />
meteorologischen Stationen in Geosensornetzen<br />
ein genaueres Bild der<br />
örtlichen Regenmenge geben können.<br />
Auch <strong>2010</strong> setzten also Wissenschaftlerinnen<br />
<strong>und</strong> Wissenschaftler die<br />
Puzzle steine ihrer Erkenntnis zusammen,<br />
wie Klaus Albert beschreibt: „Es<br />
ist wie bei Agatha Christie – wir jagen<br />
<strong>und</strong> sammeln <strong>und</strong> finden einzelne<br />
Mosaiksteine, die wir zusammensetzen<br />
müssen.“ Welche praktischen Anwendungen<br />
daraus entstehen werden,<br />
ist oft noch nicht absehbar – ob neue<br />
Klebstoffe, Hochtemperatursupraleitung<br />
oder bessere Medikamente. Doch<br />
das Streben nach einem besseren Verständnis<br />
öffnet so manche Tür für<br />
neue Materialien <strong>und</strong> Technologien.