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Jahresbericht 2010 - Aufgaben und Ergebnisse - DFG

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Gewalt- oder Sexualdelikte zu mindestens<br />

fünf Jahren Jugendstrafe verurteilt<br />

wurden <strong>und</strong> diese voll verbüßt<br />

haben“, beschreibt Jehle Fragestellung<br />

<strong>und</strong> Anlage des Projekts.<br />

Im Kern verfolgen er <strong>und</strong> seine Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter dabei<br />

anhand einer flächendeckenden Analyse<br />

von Auszügen aus dem B<strong>und</strong>eszentralregister<br />

<strong>und</strong> von Straf- <strong>und</strong> Gefangenenpersonalakten<br />

den Weg der<br />

Straftäter nach ihrer Haft. Diese werden<br />

zunächst in drei Gruppen eingeteilt<br />

– Rückfällige, die erneut schwere<br />

Gewalt- oder Sexualdelikte begehen,<br />

Rückfällige mit anderen Delikten sowie<br />

Nicht-Rückfällige – <strong>und</strong> miteinander<br />

verglichen; im weiteren Verlauf<br />

werden sodann einschlägig <strong>und</strong> nichteinschlägig<br />

Rückfällige genauer in den<br />

Blick genommen. Ergänzend dazu<br />

wird das Personal in den Landesjustizverwaltungen<br />

<strong>und</strong> Justizvollzugsanstalten<br />

befragt, was Aufschlüsse darüber<br />

geben soll, ob es vielleicht bereits<br />

während der Haft Anzeichen für einen<br />

späteren Rückfall gibt <strong>und</strong> wie man<br />

dieser Gefahr durch Maßnahmen des<br />

Vollzugs begegnen kann.<br />

Bereits die ersten Auswertungen nach<br />

dem B<strong>und</strong>eszentralregister zeigen<br />

immerhin, so Jehle, „dass zwar nicht<br />

die Mehrheit, aber doch ein nicht unerheblicher<br />

Teil der Strafentlassenen<br />

tatsächlich rückfällig wird“. In Zahlen<br />

ausgedrückt: Von gut 260 Entlasse-<br />

Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />

nen begehen nach mindestens fünf<br />

Jahren in Haft etwa ein Viertel erneut<br />

schwerere Gewalt- oder Sexualdelikte;<br />

r<strong>und</strong> die Hälfte wird mit weniger<br />

schweren Delikten <strong>und</strong> ein Viertel<br />

überhaupt nicht rückfällig.<br />

Auch Jehles Untersuchung will eine<br />

kriminologische Lücke schließen helfen<br />

– <strong>und</strong> auch sie hat einen ebenso<br />

aktuellen wie brisanten rechtspolitischen<br />

Hintergr<strong>und</strong>. Denn seit drei<br />

Jahren ist in Deutschland auch im<br />

Jugendstrafvollzug die umstrittene<br />

„nachträgliche Sicherungsverwahrung“<br />

möglich. Und zumindest manche der<br />

von Jehle erfassten Gewalttäter hätten<br />

dafür in Betracht kommen können,<br />

wenn sie nach 2008 verurteilt<br />

worden wären.<br />

Mit der Studie ließe sich abschätzen,<br />

wie groß die potenzielle Klientel für<br />

die nachträgliche Sicherungsverwahrung<br />

wäre. Ob dieses Instrument aber<br />

notwendig ist – auf diese Frage soll<br />

das Forschungsprojekt keine direkten<br />

Antworten geben. „Die Schlüsse<br />

daraus müssen andere ziehen“, sagt<br />

Jörg-Martin Jehle. Er sieht die Untersuchung<br />

zunächst <strong>und</strong> vor allem<br />

als Beitrag, gr<strong>und</strong>legende empirische<br />

Bef<strong>und</strong>e zusammenzutragen. Und<br />

so dient auch dieses <strong>DFG</strong>-geförderte<br />

Projekt dazu, Gewalt als vielschichtige<br />

<strong>und</strong> allgegenwärtige Konstante<br />

menschlichen Daseins besser zu verstehen.<br />

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