SIP_KlassikVespaKatalog-2012

Interview mit
SIP Scootershop-Mitinhaber
Alexander Barth
Stephan, Qualitätsprüfung Moritz, Einkauf Robert, Entwicklung
Alex, 1994 hast du zusammen mit Ralf Jodl SIP Scootershop gegründet.
Was fällt dir spontan rückblickend als erstes ein?
Alex: Wir hätten uns 1994 auch nicht gedacht, dass wir einmal mit SIP
einer der größten Mailordershops für Roller Tuning, Zubehör und Ersatzteile
sein werden. Das stand damals nicht im Fokus und ist auch heute
nicht oberstes Unternehmensziel. Mich freut es vielmehr, dass wir für die
unterschiedlichsten Szenen der Hauptansprechpartner für Vespateile geworden
sind. Die Szenen sind sehr aktiv, lebendig und faszinieren mich.
Ob Veteranen- und Vespaclubs, die 150m Sprintszene, Scooter Clubs,
Mods, die verschiedenen Onlinecommunities. Die Szene ist lebendig wie
nie zuvor.
Was bedeutet die Vespa für dich?
Alex: Eine Vespa ist blechgewordene Leidenschaft. Die Vespa ist eine Stilikone.
Ihr Design ist perfekt. Eine Vespa zu fahren ist Lebensgefühl. Das
Gefühl kann kein anderes Fahrzeug ersetzen. Nur muss sie zuverlässig
und auch schnell sein.
Du bist bei SIP zusammen mit einigen Mitarbeitern für den Einkauf und
die Entwicklung zuständig. In den letzten Jahren hat sich ja so einiges auf
dem Teile-Markt getan. Was ist positiv?
Alex: Es gibt sehr viele Tüftler und Tuninggenies in den unterschiedlichen
Szenen. Wir helfen vielen bei der Umsetzung ihrer Ideen und vermarkten
sie unter der „SERIE PRO“ Reihe. Dasselbe gilt für die vielen kleinen Tuning-
und Ersatzteilschmieden. Dadurch dass wir eine weltweite Nachfrage
bei uns haben, können viele von diesen kleineren Läden durch unsere
Bestellungen leben und weiter entwickeln. Wir haben über 500 Lieferanten
die uns mit Teilen versorgen. Jeder BWL Absolvent würde hier massiv
reduzieren. Wir freuen uns aber über jedes Teil, das eine Vespa am Leben
hält oder sie verbessert. Deswegen haben wir über 35.000 Teile im Sortiment.
Das ist positiv.
Was ist negativ?
Alex: Negativ ist die bei manchen Teilen schwindende Qualität und das
große Teilesterben für viele Modelle. Besonders PIAGGIO setzt sehr viele
Produkte außer Produktion. Täglich bekommen wir Meldungen, dass wieder
Teile nicht mehr verfügbar sind. Und noch was: Auch PIAGGIO liefert
Teile Made in Fernost in PIAGGIO Kartons. Wir packen keine Teile um,
wie gelegentlich vermutet wird. Wo PIAGGIO auf der Verpackung oder
auf den Teilen steht, ist PIAGGIO drin. Auch die Preiserhöhungen, besonders
bei PIAGGIO Teilen, lassen uns nicht in Freude ausbrechen. Leider
sterben derzeit viele Lieferanten. 2011 hat es einige getroffen: GRIMECA,
MEC EUR, HEBO Scooter. Manche der dadurch entstehenden Lieferlücken
lassen sich leider nicht schließen. Nervig sind ebenfalls die langen Lieferzeiten
vieler Lieferanten. Wir haben teilweise 12 Monatsmengen lagernd,
um deren Engpässe zu überbrücken.
Warum habt ihr überhaupt öfter Teile in unterschiedlichen Qualitäten im
Programm?
Alex: Wir sind immer bemüht beste Qualität zu liefern. Unser Wareneingang
sortiert mittlerweile immer mehr Teile aus, bevor sie überhaupt bei
uns ins Lager kommen. Für manche Kunden ist der Preis das wichtigste
Kaufkriterium, manche wollen nur Premium. Manche vergleichen im Internet
Äpfel mit Birnen. Daher bieten wir Teile in mehreren Qualitäten
an. Ist die Qualität unserer Meinung nach verbesserungswürdig, kennzeichnen
wir sie mit „Economy-Qualität“. Diese Teile sind dann aber immer
noch besser, als Second-Hand-Teile zu nehmen, die zudem schwer zu
finden sind.
SIP Scootershop entwickelt ja selbst immer mehr Teile. Was hat es mit SIP
Spareparts, SIP Vintage und SIP Performance auf sich?
Alex: Ich fahre selbst mit meinen Vespas (180SS, PX210, GS3) ca. 9000 km
im Jahr. Im Sommer sind es schon 20km täglich zur Arbeit. Mich nervt
nichts mehr, als eine unzuverlässige Vespa. Auch grenzt es an Sünde,
wenn eine Vespa aufgrund fehlender Teile nicht mehr bewegt werden
kann. Da wir manche Lieferanten nicht erziehen können, lassen wir immer
mehr Produkte selbst produzieren. Mit dem Logo „SIP Spareparts“
bezeichnen wir Eigenproduktionen, die es regulär nur noch in schlechter
Qualität oder gar nicht mehr gibt, z.B. Haltebleche für die Seilzüge
Lenker, Bremsnocken, Polradmuttern, uvm. Bei „SIP Vintage“ haben wir
viel Liebe investiert. Der Großteil dieser Produkte wird in Handarbeit in
Kleinserien hergestellt. Sie entsprechen 1:1 den Originalen. Wir verpacken
sie in Kopien von alten Vespa Club Zeitungen. Sogar der Barcode
ist dem alten PIAGGIO Artikeletikett nachempfunden. Mit diesen Teilen
muss man sich bei einer Restauration nicht ärgern. Beispiele hierfür sind
die GS150 Seitenhauben und die unterschiedlichen Zylinder- und Lüfterradabdeckungen.
Für manche wurden mit immensem Aufwand teure
Pressformen erstellt, um die Alu-Teile herstellen zu können.
Und was ist mit SIP Performance?
Alex: Hier steckt die intensive Arbeit und Leidenschaft vieler SIP Mitarbeiter
drin. Diese Teile verbessern massiv Leistung oder Fahrwerk der Vespa.
Die neuen SIP Cosa 2 Kupplungskörbe lösen die jahrelangen Probleme der
Cosa Kupplung. Die Stoßdämpfer stellen neuste Fahrwerkstechnik für faires
Geld zur Verfügung. Die schlauchlos Felgen haben sich in ganz Europa
einen Namen gemacht. In den letzten Jahren gab es hier ein richtiges
Produktfeuerwerk: Felgen, Auspuffanlagen, Zylinderköpfe, Bremszangen,
Kupplungsdeckel, …. Mein großer Dank gilt hier unserem Entwickler
Oliver Hellwig aus Hamburg. Er investiert viel Zeit und Hirnschmalz um
immer die beste Lösung zu suchen. Das größte derzeitige Projekt ist sicher
das Smallframemotorgehäuse, für das eigene Gussformen erstellt wurden.
Aber ohne Gehäuse in Zukunft kein Tuning und keine Restauration
mehr. Daher wagen wir uns an solche Projekte.
Was wünscht du dir als Einkäufer für die Zukunft?
Alex: Dass PIAGGIO seine Wurzeln nicht vergisst und die alten Vespen
nicht im Stich lässt. Dass wir mit unseren Produkten den Nerv der Kunden
treffen. Dass wir alle, SIP Team und SIP Kunden, den Spaß an diesem großartigen
Hobby nie verlieren.
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