1 Vorwort - Arche Austria

3.1.1 Was sind gefährdete Nutztierrassen?
Wie schon im Kapitel 3.1 behandelt, werden bereits seit tausenden von Jahren Haustiere bzw.
Nutztiere aus verschiedenen Gründen aus Wildtieren gezüchtet. Dass sich dabei die Tiere
verändern wurde ebenfalls bereits erwähnt. Hier soll jedoch noch einmal eingehakt werden.
Die unterschiedlichen Nutztierrassen wurden gezielt aber auch zufällig von Menschen in
verschiedenen Gebieten der Erde und somit auch in verschiedenen Klimazonen, Höhenstufen
und Biotopen erzüchtet. Verschiedene Gegenden bedeuten verschiedene Voraussetzungen für
Tier und Mensch, die wiederum bestimmte Anpassungen benötigen. Österreich zB hat einen
großen Anteil an sub- und hochalpinen Zonen. Diese Gebiete werden schon seit jeher durch
Alpung genutzt. Damit die Halter von Tieren aber keine oder nur sehr wenige Verluste bei der
Alpung zu beklagen haben, benötigen sie Tiere, die speziell an diese Wirtschaftsform – steile
Hänge, enge Pfade, Geröll, Schnee, Eis, UV-Licht… - angepasst sind. So entwickelten sich
über Jahrhunderte, ja ich möchte sogar sagen über Jahrtausende, speziell angepasste Tiere, die
diese Probleme bestmöglich meisterten und meistern. Es entstanden Tiere, die besonders harte
Klauen bekamen, um unbeschadet über Geröll gehen zu können, es entstanden Tiere, die ohne
menschliches Zutun ihre Jungen gebaren und sie sicher alleine aufzogen, es entstanden Tiere
wie zB das Kärntner Brillenschaf, die durch dunkle Färbung um die Augen das UV-Licht
besser vertragen konnten usw.
Aber nicht nur in den österreichischen Alpen entstanden solche speziell angepassten Tiere.
Auch in den tiefer gelegenen Gebieten Österreichs – und natürlich auch überall anderswo
außerhalb der österreichischen Grenzen - mussten die Tiere lernen mit speziellen
Umweltbedingen umgehen zu können.
So weisen all die alten Nutztierrassen, die eben schon seit jeher in bestimmten Regionen
gezüchtet wurden und sich so ideal an die jeweiligen Voraussetzungen anpassen konnten,
Krankheitsresistenz, Leichtfuttrigkeit, Genügsamkeit, unproblematische Züchtbarkeit und
eine ideale Klimaverträglichkeit auf.
Probleme entstanden erst, als der Druck auf die Landwirtschaft immer größer wurde. Es
wurde mehr Rationalität und mehr Leistung verlangt. Viele der alten Nutztierrassen konnten
mit dieser raschen Veränderung nicht mehr Schritt halten. Sie waren nicht dafür gezüchtet
worden zB 25 Liter Milch pro Tag zu geben. Bis zu diesem Zeitpunkt war es wichtig, dass es
Tiere waren, die ihre Jungtiere und die betreuenden Menschen mit Milch versorgen konnten,
die ausreichend Fleisch lieferten, wenn sie geschlachtet wurden, und die zusätzlich auch noch
kräftig sein sollten, damit sie auch zur Arbeit eingesetzt werden konnten. Wichtig war dabei,
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