1 Vorwort - Arche Austria
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Aber nicht nur im Islam ist der Verzehr von Schweinefleisch verboten. Gleiches gilt für das<br />
Judentum. Das Schwein wird im Alten Testament, Leviticus (3. Buch Mose), Kapitel 11, Vers<br />
7 unter den verbotenen Speisen angeführt.<br />
Da sich das Christentum ja nicht nur auf das Neue Testament beruft sondern sich auch auf das<br />
Alte Testament stützt könnte laut Hüseyin Yücel dieses Gesetz auch für die Christen gelten.<br />
Diese, so Yücel weiter, halten es aber vielmehr mit den Lehren des Paulus, der alle Speisen<br />
und Getränke, mit Ausnahme von Fleisch, das den Götzen geopfert wurde, erlaubte.<br />
Angeblich soll im 8. Jahrhundert n. Chr. Papst Gregor II. auf Veranlassung des Missionars<br />
Bonifatius ein Schweinefleischverbot verhängt haben, welches aber bald wieder in<br />
Vergessenheit geriet…<br />
Meines Erachtens ist die Problematik des Schweinefleischverbotes für den Biologieunterricht<br />
sehr relevant. In den letzten Jahren hat die Zahl von Schülern mit nicht-deutscher<br />
Muttersprache enorm zugenommen. Besonders in Wien ist der Anteil solcher Kinder<br />
besonders hoch. Infolge der verstärkten Migration kam es auch zu einer stärkeren<br />
Konfrontation des Christentums mit dem Islam. Beinahe ein jeder weiß, dass Moslems weder<br />
Alkohol trinken noch Schweinefleisch essen dürfen. Jedoch nur die wenigstens kennen die<br />
Hintergründe. Doch wo ist dann die Relevanz zum Biologieunterricht? Nun, wie bereits in<br />
den vorigen Kapiteln behandelt, wird das Schwein häufig als typischer Vertreter der<br />
Allesfresser im Unterricht den Kindern näher gebracht. Das finde ich grundsätzlich auch gut<br />
so, da das Schwein ein Paradebeispiel für Omnivoren darstellt und weiters jedem und jeder,<br />
bekannt ist. Ganz selbstverständlich wird dann auch noch angenommen, dass Schweinefleisch<br />
zu Hause nicht vom Menüplan wegzudenken ist, womit man wieder dem Lehrplan genüge<br />
getan hat, da man einen Bezug zur Lebenswelt der Schüler hergestellt hat. Kann sein, muss<br />
aber nicht. Diese Annahme wird höchstwahrscheinlich für Schüler zutreffen, die christlichen<br />
Glaubens und nicht gerade zufällig Vegetarier sind. Nicht zutreffend ist dies aber für viele<br />
Schüler, die mit ihren Eltern erst neulich oder schon vor längerer Zeit aus islamischen Staaten<br />
zugewandert sind, denn ihnen verbietet, sofern sie sich an die Regeln des Koran halten, ihr<br />
muslimischer Glaube den Verzehr von Schweinefleisch. Hier kann man dann also nicht von<br />
einem Bezug zur Lebenswelt der Kinder sprechen. Der einzige Bezug den muslimische<br />
Schüler manchmal zu Schweinen haben ist ein eher negativer. Häufig ist es sicher schon zu<br />
heftigeren Auseinandersetzungen zwischen christlichen und muslimischen Kindern<br />
gekommen, bei deren Verlauf die Wörter „Schwein“ oder „Sau“ sicher nicht im biologischen<br />
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