Hafen-Logistik-Stadt - IBA Hamburg
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<strong>IBA</strong>-LABOR HAFEN - LOGISTIK - STADT<br />
Die Integration von Verkehrstrassen auf<br />
Wilhelmsburg<br />
Gerhard Bolten<br />
112<br />
1. Die technischen, rechtlichen und ökonomischen<br />
Randbedingungen für Verkehrsstrukturen am<br />
Rande Wilhelmsburgs sind äußerst komplex und<br />
haben vielfach direkte Auswirkungen auf Wilhelmsburg.<br />
Die Elbinsel wird durch Verkehr stark<br />
belastet - örtlich, regional, überregional. Das<br />
betrifft derzeit 50.000 Einwohner, der <strong>Stadt</strong>teil<br />
soll wachsen und ein zentraler Bereich der Metropolregion<br />
werden.<br />
Für die Führung und Ausführung von Verkehrstrassen<br />
auf der Elbinsel sind oft ungewöhnlich<br />
schwierige Detailprobleme zu beachten. Die<br />
Beurteilung dessen, ob und wie grundsätzlich<br />
Verkehrsinfrastrukturen implementiert werden<br />
können und umgebaut werden sollten, erfordert<br />
aber trotz dieser Schwierigkeiten, die im Detail<br />
gegeben sind, kein Expertenwissen, nur gesunden<br />
Menschverstand.<br />
2. Die betroffenen Bürger - soweit sie sich<br />
überhaupt noch um politische Fragen kümmern<br />
mögen - sind stark verunsichert und fühlen sich<br />
durch die Verwaltung und öffentliche Institutionen<br />
häufig grob desinformiert.<br />
Beispiele, in denen die staatlichen Organe entweder<br />
desinformiert oder ungenügend informiert<br />
haben, sind Legion. Aus der letzten Zeit sind zu<br />
erwähnen<br />
• das Veddeler Wasserkreuz,<br />
• die Verlängerung der Startbahn Finkenwerder,<br />
• die Planungen zur U4.<br />
3. Die <strong>Hafen</strong>querspange berührt in den meisten<br />
erwogenen Trassenführungen Wilhelmsburg unmittelbar.<br />
Sie ist ein altes Projekt, immer wieder<br />
versucht und immer wieder als dringlich bezeichnet,<br />
allerdings mit den unterschiedlichsten<br />
Begründungen.<br />
Bei den letzten Versuchen sollte die vierspurige<br />
<strong>Hafen</strong>querspange parallel zur bestehenden<br />
vierspurigen Köhlbrandbrücke gebaut werden<br />
- insgesamt also acht Spuren vom westlichen<br />
zum östlichen <strong>Hafen</strong>. Nun heißt es nach mehreren<br />
Monaten der Planuntersuchungen plötzlich,<br />
die Köhlbrandbrücke (deren bisherige Kapazität<br />
mit vier Spuren angeblich nicht ausreiche) müsse<br />
abgerissen werden, da sie eigentlich baufällig<br />
sei und auch nicht hoch genug. Schon deshalb<br />
müsse die <strong>Hafen</strong>querspange gebaut werden.<br />
Es überrascht, dass nun die vierspurige Querspange<br />
plötzlich das leisten kann, was die vierspurige<br />
Köhlbrandbrücke anscheinend nicht<br />
kann.<br />
Man will das Projekt über eine Maut finanzieren<br />
und sagt nicht klar, wie man die dann entstehenden<br />
Schleichverkehre durch den <strong>Stadt</strong>teil<br />
Wilhelmsburg verhindern will, ohne die Anwohner<br />
selbst durch Mautgebühren und Stationen zu<br />
belasten.<br />
4. Das Gefühl, desinformiert zu werden, ist<br />
gekoppelt mit dem Gefühl und der Gewissheit,<br />
dass die Akteure auf der städtischen Seite kein<br />
schlüssiges Konzept haben und vor allem, dass<br />
die Akteure ungenügend miteinander zusammenarbeiten.<br />
• Die <strong>Hamburg</strong> Port Authority behindert<br />
gegen den Wunsch der Behörde für <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
und Umwelt (BSU) die Erweiterung<br />
urbaner städtischer Nutzungen am<br />
westlichen Rand der Elbinsel zum Reiherstieg<br />
hin (dazu könnten auch Grünflächen<br />
gehören) und lässt dort vielmehr die Entwicklung<br />
von Containerlagern (verbunden<br />
mit Verkehrsbelastungen) zu.<br />
• Die BSU ihrerseits fördert das umstrittene<br />
Projekt einer Elbüberbauung mit Wohnnutzungen,<br />
gekoppelt mit einer in das<br />
Verkehrsnetz kaum integrierbaren vierspurigen<br />
Straße, geführt auf den Kleinen<br />
Grasbrook, also in einen Bereich, der auf<br />
absehbare Zeit eindeutig der <strong>Hafen</strong>wirtschaft<br />
zuzurechnen ist.<br />
• Eine Studie des Industrieverbandes<br />
<strong>Hamburg</strong> zur <strong>Hafen</strong>querspange, der eine<br />
extrem günstige Alternative zumindest<br />
kurzfristig für diese <strong>Hafen</strong>querspange<br />
meint nachweisen zu können, ist bei den<br />
zuständigen Fachbeamten der BSU angeblich<br />
unbekannt.