BATH SprachverständnisKompass - HfH - Interkantonale ...
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XLII<br />
Anhang<br />
IP6: Es gibt ja sehr selten Kinder, die nur Probleme im Sprachverständnis aufweisen.<br />
Meistens sind SV Probleme gekoppelt mit Sprachproduktionsproblemen. Etwa 1/3 der Kinder<br />
haben Sprachproduktions- und Sprachverständnisstörungen. Es sind mehr Kinder, die eine<br />
expressive Störung haben. Wenn beides betroffen ist, dann hat es mehr Auswirkungen auf<br />
die langfristige Entwicklung. Also wenn ein Kind bei Schuleintritt noch eine<br />
Spracherwerbsstörung hat, dann kann man davon ausgehen, dass die ganze Schullaufbahn<br />
beeinflusst wird. Meist hat ein Kind dann Probleme beim Lernen, im Lesen lernen.<br />
Das Sprachverständnis hat absolut die schlechtesten Werte bezüglich nachweisbaren<br />
Therapieerfolgs. Es ist sehr schwierig, das Sprachverständnis gut zu therapieren.<br />
Auf Wortschatzebene sind gute, nachweisbare Therapieerfolge möglich.<br />
Wenn ein Kind eine kurze auditive Merkspanne hat, kann man meist nur versuchen<br />
Kompensationsstrategien zu lehren, z.B. vermehrt mit visueller Unterstützung arbeiten. Bei<br />
Sprachverständnisproblemen gilt es herauszufinden, ob das Kind generelle kognitive<br />
Probleme hat.<br />
I: Inwieweit haben Sie mit Kindern mit Sprachverständnisauffälligkeiten zu tun?<br />
IP6: Wir haben es noch nie genau erfasst, aber etwa 30-40% der Kinder in unseren<br />
Abklärungen haben auch Sprachverständnisstörungen. Wenn man noch die<br />
Sprachverständnisauffälligkeiten dazu nimmt, dann sind es sicherlich etwa 60% der Kinder.<br />
I: Zusammenfassend; welches sind für sie die drei wichtigsten Früherkennungsmerkale,<br />
die auf eine Auffälligkeit im Sprachverständnis hinweisen?<br />
IP6: Im Kindergarten würde ich sicherlich sagen, wenn es bei der Geschichte nicht dabei<br />
bleiben kann. Wenn es wenig fragt oder nachfragt, keine aktive Rolle im Gespräch einnimmt.<br />
Wenn das Frage-Antwort-Spiel nicht gut läuft. Es gibt auch Kinder mit<br />
Sprachverständnisproblemen, die immer fragen und somit das Gespräch mit ihren Fragen<br />
führen bzw. dominieren. Wir sehen immer wieder Kinder, die den ganzen<br />
Kommunikationsprozess steuern um die Situation zu kontrollieren. Wenn diese Kinder mit<br />
ihren Fragen steuern, dann wissen sie auch was läuft. Kinder mit Sprachauffälligkeiten<br />
können jedoch die Informationen oder die Vorschläge der anderen Kinder nicht aufnehmen.<br />
Es sind also Kinder, welche in der Gruppe nicht aktiv beim Austauschen von sprachlichen<br />
Informationen dabei sind. Entweder sie haben die Rolle vom zurückgezogenen Kind oder<br />
von dem, das alles steuert oder sie weichen aus und spielen den Klassenclown.<br />
I: Somit wären wir am Ende. Vielen Dank für das Interview.