BATH SprachverständnisKompass - HfH - Interkantonale ...
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2.2 Schwierigkeiten im Sprachverständnis<br />
2.2.1 Definitionen und Terminologie<br />
- 17 -<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Zur Bezeichnung einer diagnostizierten Störung des Sprachverständnisses sind in Fachkreisen<br />
viele Begriffe im Umlauf, welche weitgehend synonym verwendet werden. Dazu gehören<br />
beispielsweise Begriffe wie Sprachverständnisstörung, spezifische Sprachverständnisstörung,<br />
impressive Sprachstörung, impressiver Dysgrammatismus, kindliche Rezeptionsstörung<br />
und umschriebene rezeptive Sprachstörung (vgl. Gebhard, 2008; Noterdaeme, 2007).<br />
Gemäss den Kriterien der ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and<br />
Related Health Problems), herausgegeben von der Weltgesundheitsorganisation WHO, liegt<br />
bei einer rezeptiven Sprachstörung die Leistung im Sprachverständnis des Kindes unterhalb<br />
des seiner Intelligenz und seinem Alter angemessenen Niveaus. Diese Bedingung wird als<br />
Diskrepanzkriterium bezeichnet. Die Definition der ICD-10 schliesst Störungen des Sprachverständnisses<br />
aus, welche durch eine Intelligenzminderung (geistige Behinderung), durch<br />
eine Hörstörung, neurologische Erkrankungen (Aphasie, Landau-Kleffner-Syndrom), psychiatrische<br />
Störungsbilder (Mutismus, autistische Störungen) sowie durch Mehrsprachigkeit zu<br />
erklären sind. In der ICD-10 werden rezeptive Sprachstörungen in Kapitel F8 „Entwicklungsstörungen“<br />
beschrieben. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Störungen, die in der<br />
frühen kindlichen Entwicklung ihren Ursprung haben. Eine rezeptive Sprachstörung kann aus<br />
linguistischer Sicht auf verschiedenen Ebenen erkannt werden: Lautebene (auditive Verarbeitungsstörung),<br />
Wortebene (Wortverständnis), Satzebene (Satzverständnis) und Textebene<br />
(Textverständnis) (vgl. Noterdaeme, 2007).<br />
2.2.2 Ursachen<br />
Zahlreiche Studien über rezeptive Sprachstörungen konnten geringe Abweichungen in der<br />
Struktur und Funktion des Gehirns nachweisen. Deshalb spricht man von hirnorganisch bedingten<br />
Syndromen. Im Allgemeinen kann jedoch eine Sprachverständnisstörung, wie alle<br />
Sprachentwicklungsstörungen, nicht durch eine einzige Ursache erklärt werden; sie ist multifaktoriellen<br />
Ursprungs. Anhand von Familien- und Zwillingsstudien wurde festgestellt, dass<br />
genetische Risikofaktoren eine Rolle spielen können. Wie diese jedoch vererbt werden, ist<br />
unklar (vgl. Noterdaeme, 2007).<br />
Auch Amorosa und Noterdaeme (2003) äussern, dass die Ursachen der umschriebenen<br />
Sprachentwicklungsstörungen – zu denen auch Sprachverständnisstörungen zählen – nicht<br />
geklärt sind. Sie schildern für alle Sprachentwicklungsstörungen genetische, biologische und<br />
psychosoziale Risikofaktoren. Wie auch bei Noterdaeme (2007) wird zusammengefasst,<br />
dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen, jedoch die genaue Wirkungsweise