BATH SprachverständnisKompass - HfH - Interkantonale ...
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2.2.5 Sekundärsymptomatik<br />
- 24 -<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Schwierigkeiten im Sprachverständnis können massive Auswirkungen auf die Gesamtent-<br />
wicklung eines Kindes haben. Eine soziale Integration ist gefährdet, der Schulabschluss und<br />
die weitere berufliche Bildung entsprechen nicht der kognitiven Leistungsfähigkeit des betrof-<br />
fenen Kindes (vgl. Noterdaeme, 2007).<br />
Interessant ist die Tatsache, dass die Prognose für Betroffene mit isolierten Problemen in der<br />
Sprachproduktion gut ist, die sprachlichen Schwierigkeiten bei Kindern mit Störungen des<br />
Sprachverständnisses jedoch persistieren. Aber sowohl expressive wie auch rezeptive<br />
Sprachstörungen können Ausbildungen von psychischen Störungen zur Folge haben, welche<br />
wiederum die Gesamtentwicklung des Kindes gravierend beeinflussen können. Buschmann<br />
und Jooss (2011) erläutern: „Noterdaeme et al. (1998) stellten bei 50 von 97 Kindern<br />
mit einer Sprachverständnisstörung im Alter zwischen 5;0 bis 9;11 Jahren eine psychiatrische<br />
Diagnose. Bei jedem zweiten Kind lag eine Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung<br />
vor. Bei neun Kindern wurde eine spezifisch emotionale Störung diagnostiziert und bei neun<br />
Kindern lagen Störungen wie Enuresis, Enkopresis oder Stottern vor“ (S. 21f.).<br />
Dabei scheint noch ein Geschlechtereffekt zum Tragen zu kommen. Buschmann und Jooss<br />
(2011) erläutern, dass nach Beitchmann et al. (1996) bei Jungen eher Aufmerksamkeits-/<br />
Hyperaktivitätsstörungen festzustellen seien, bei Mädchen hingegen häufiger eine Komorbidität<br />
mit emotionalen Störungen bestehe. Auch bei Erwachsenen, welche als Kinder als<br />
sprachauffällig erkannt wurden, ist eine überdurchschnittlich hohe Rate an psychischen Auffälligkeiten<br />
zu finden (vgl. Buschmann & Jooss, 2011).<br />
Auch Mathieu (2000) hält fest, dass sich Schwierigkeiten im Sprachverständnis oft in Sekundärstörungen<br />
wie Aggressivität, Hyperaktivität, Dysgrammatismus, Stottern oder Legasthenie<br />
ausdrücken.<br />
Es stellt sich auch die Frage nach der Lebensqualität von Menschen mit persistierenden expressiven<br />
oder rezeptiven Sprachstörungen. Sie entwickeln häufig eine enorme Angst vor<br />
öffentlichem Sprechen, sozialen Interaktionen und Kommunikationssituationen, weshalb die<br />
Lebensqualität als niedrig einzustufen ist. Dies kann sich wiederum in der psychischen Gesundheit<br />
manifestieren. Zusammenfassend ist zu betonen, dass viele Studien das hohe Risiko<br />
einer Beeinträchtigung der Gesamtentwicklung eines Kindes mit Sprachverständnisstörungen<br />
bestätigen und hervorheben (vgl. Buschmann & Jooss, 2011).<br />
Die Beeinträchtigung der Entwicklung beginnt bereits im frühen Spracherwerb, da Defizite im<br />
Sprachverstehen auch produktive Sprachprobleme verursachen können (vgl. Schrey-Dern,<br />
2006). Buschmann und Jooss (2011) betonen die Bedeutsamkeit einer Früherkennung: