BATH SprachverständnisKompass - HfH - Interkantonale ...
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Entwicklung der Entscheidungshilfe<br />
ständnis gilt. Mathieu (2008a) erklärt: „Viele Kinder, die nicht genügend verstehen, versu-<br />
chen sich an dem, was sie sehen, zu orientieren“ (S. 48). Im Interview erwähnt IP2: „… die<br />
einen … orientieren sich stark an den anderen. Sie schauen sehr genau, was die andern<br />
machen und machen ihnen dann alles nach oder mit“ (Zeilen 15-17). Zuschauen und Nach-<br />
machen gehört für IP4 zu den drei wichtigsten Kompensationsstrategien, welche sprachver-<br />
ständnisauffällige Kinder anwenden, um ihre Schwäche zu überspielen (vgl. IP4, Zeilen 115-<br />
117). Wenn ein Kind im Kindergarten oder in der Kindertagesstätte Aufträge nicht eigenständig<br />
ausführt, sondern sich stets an den anderen orientiert, kann dies während einer längeren<br />
Beobachtungszeit auffallen. Wichtig bei diesem Item ist, dass das Urteil nicht aufgrund bloss<br />
einer Beobachtung gefällt wird, sondern, dass dieses Nachmachen typisch für das Kind ist.<br />
Bei der Formulierung muss darauf geachtet werden, dass ein Kind, welches sprachverständnisauffällig<br />
ist, und bei dem somit die Aussage verneint wird, die Anweisungen meist nicht<br />
ohne Hilfe ausführen kann. Somit wird es positiv wie folgt formuliert:<br />
o Das Kind kann eine Anweisung ausführen, ohne sich an anderen Kindern orientieren<br />
zu müssen.<br />
6.5.2.8 Orientierung an Gesprächspartnern und Kontext<br />
Die Unterkategorie „Orientierung an Gesprächspartnern und Kontext“ zählt zur Überkategorie<br />
„Nichtsprachliches Verhalten auf sprachliche Inputs“. Die Unterkategorie wurde in den<br />
Interviews insgesamt acht Mal von fünf Interviewpartnerinnen erwähnt und zählt somit zu<br />
den häufig genannten Unterkategorien. Amorosa und Noterdaeme (2003) erklären die Orientierung<br />
am Gesprächspartner folgendermassen: „Sie beobachten oft das Gesicht des Fragenden<br />
und ändern ganz schnell ihre Antwort, wenn sie den Eindruck haben, dass ihre Antwort<br />
nicht befriedigt“ (S.11). Kinder mit Auffälligkeiten im Sprachverständnis können viele<br />
Informationen mithilfe der Gestik und der Mimik des Gegenübers sammeln und sich diese<br />
Informationen bei Verstehensschwierigkeiten zu Nutze machen. Daher ist es verständlich,<br />
dass sie vermehrt als andere Kinder visuell auf das Gegenüber fokussiert sind. Auch IP6<br />
erwähnt die Orientierung am Gesprächspartner: „Es versucht dann anhand der Blickrichtung<br />
oder der Gesten des Gesprächspartners zu verstehen…. Es ist jedoch recht früh in der Entwicklung,<br />
dass ein Kind nicht mehr nur über das Beobachten der Blickrichtung Sprache verstehen<br />
können sollte“ (Zeilen 60-64). Auch der Kontext kann beim Verstehen von Sprache<br />
eine bedeutende Rolle spielen. „Das Unmittelbare geht also, aber sobald die Sache ein bisschen<br />
komplexer ist oder ausserhalb der Situation, ist es schwierig“ (IP4, Zeilen 65-67). Die<br />
„Orientierung an Gesprächspartnern und Kontext“ ist teilweise schwer beobachtbar, da man<br />
dem Kind nicht ansehen kann, an was es sich orientiert. Daher muss die Fachperson, welche<br />
den Screeningbogen ausfüllt, vor allem auf Situationen achten, in denen genau diese