BATH SprachverständnisKompass - HfH - Interkantonale ...
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Entwicklung der Entscheidungshilfe<br />
Hilfestellungen fehlen. Sie muss überprüfen, wie das Kind reagiert und die Äusserungen ver-<br />
steht, wenn sie nicht auf die Dinge zeigt und auch Aufforderungen gibt, die ausserhalb des<br />
Kontextes sind. Diese Überprüfung können auch Personen ohne logopädisches Vorwissen<br />
vornehmen, jedoch wird das positiv formulierte Beobachtungsitem zur besseren Verständlichkeit<br />
mit einem Fehlerbeispiel angegeben.<br />
Eine erste Formulierung lautet daher wie folgt:<br />
o Das Kind versteht Gesagtes ohne den dazu passenden Kontext, mimische oder gestische<br />
Unterstützungen.<br />
Fehlerbeispiel: Es bringt die Schere nur, wenn zusätzlich zur verbalen Aufforderung<br />
auf die Schere gezeigt wird.<br />
6.5.2.9 Pseudofragen<br />
Die Unterkategorie „Pseudofragen“ gehört zur Überkategorie „Kommunikationsverhalten“<br />
und wird in den Interviews insgesamt fünf Mal von drei verschiedenen Interviewpartnerinnen<br />
erwähnt. In der überprüften Literatur existieren vier Textstellen, welche Aussagen zu den<br />
„Pseudofragen“ machen. Schrey-Dern (2006) sieht die Fragestrategie als eine Indikation für<br />
Auffälligkeiten im Sprachverständnis. Zollinger (1994) definiert „Pseudofragen“ folgendermassen:<br />
„Im Alter zwischen vier und fünf Jahren scheinen viele dieser Kinder das Fragen zu<br />
entdecken; seine Bedeutung liegt jedoch weniger in der Eroberung der Welt als im Versuch,<br />
in der alltäglichen Gesprächssituation die Sprachverständnisschwierigkeiten zu überdecken“<br />
(S.117). Die Kinder stellen Fragen, sind aber an der Antwort nicht interessiert. Das Fragen<br />
dient hier als Kommunikationsaufrechterhaltung. IP5 äussert während des Interviews:<br />
In der Regel ist es ja so, dass wenn das Kind ‚Wieso?‘ fragt und man antwortet darauf, dass<br />
das Kind erstmals einen Moment braucht, um sich die Antwort durch den Kopf gehen zu lassen<br />
und erst dann ein weiteres ‚Wieso?‘ stellt. Wenn es aber einfach so in regelmässigen Abständen<br />
kommt, dann ist es eher befremdlich. (Zeilen 166-169)<br />
Aufgrund dieses eher befremdlichen Wirkens des „Pseudofragens“ ist es gut und ohne logopädisches<br />
Vorwissen beobachtbar. Jedoch beinhaltet dieses Beobachtungsitem einen wesentlichen<br />
Aspekt der Interpretation, da man nicht direkt beobachten kann, ob das Kind wirklich<br />
an den Antworten interessiert ist. Bei der Formulierung wird daher der Aspekt des Interpretierens<br />
berücksichtigt und eine erste positive Formulierung lautet wie folgt:<br />
o Wenn das Kind Fragen stellt, scheint es an der Antwort interessiert zu sein.