BATH SprachverständnisKompass - HfH - Interkantonale ...
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Theoretische Grundlagen<br />
grund. Das Kind möchte beispielsweise wissen „Wo ist Papa hin?“ oder „Was ist das?“. Da-<br />
nach folgen die „Wer“-Fragen. Erst später kommen „Wie“, „Warum“ und „Wieso“. Zum<br />
Schluss folgen „Wann“-Fragen. Hierfür muss das Kind bereits eine zeitliche Vorstellung ha-<br />
ben.<br />
Zwischen 3;6 und 4;0 Jahren entwickelt das Kind die syntaktische Strategie. Diese ermög-<br />
licht ihm ein erstes Satzverständnis. Subjekt-Verb-Objekt-Sätze werden korrekt verstanden,<br />
jedoch keine Passivsätze, da das Kind die Wortreihenfolge übergeneralisiert (Wortreihenfolgestrategie).<br />
Es sieht das erste erwähnte Nomen immer als Subjekt und das zweite als Objekt<br />
an, weswegen es auch den Satz „Die Katze wird vom Hund gejagt.“ als „Die Katze jagt<br />
den Hund.“ interpretiert. Wenn das Kind anfängt, sich auf die Syntax zu verlassen, wird es<br />
ihm auch möglich, zusammenhängende Geschichten zu verstehen. Das Verstehen von Erzählungen<br />
ab etwa 4;0 Jahren zählt zu den wichtigsten Errungenschaften im Vorschulalter.<br />
„Bis das Kind lernt, alle syntaktischen Strukturen seiner Muttersprache korrekt zu analysieren,<br />
vergehen noch mindestens weitere fünf Jahre“ (Zollinger, 2008a, S. 69).<br />
Mathieu (2000) berichtet: „Veit (1992, 17) hat in einer Untersuchung festgestellt, dass ca.<br />
95% der vierjährigen Kinder ein Singular- und Pluralformverständnis haben“ (S. 93). Da es in<br />
diesem Alter jedoch noch zu vielen Unklarheiten kommt und die Pluralform zum Teil von den<br />
Kindern inadäquat verwendet wird, kann man erst im Alter von 5;0 Jahren davon ausgehen,<br />
dass das Kind die Pluralmorphologie sicher beherrscht. Ebenfalls in diesem Alter beginnt das<br />
Kind ein erstes Verständnis für Raum und Zeit zu entwickeln. Dies gilt als wichtige Grundlage<br />
für den Erwerb von korrekt verstandenen Zeitformen. Um die oben genannten Faktoren<br />
verstehen zu können, wendet das Kind im Alter von 5;0 Jahren die grammatische Strategie<br />
an. Ab der konkret-operationalen Phase, welche im Alter von 6;0 Jahren beginnt, entwickelt<br />
das Kind ein Verständnis für komplexere Satzformen. So ist es nun möglich, Satzgefüge wie<br />
„bevor“, „nachdem“, „weil“ und „während“ zu verstehen. Das Kind erlangt die Äusserungsfolge-<br />
beziehungsweise Ereignisfolgestrategie. Es ist in der Lage zu verstehen, dass die Reihenfolge<br />
der im Satz erwähnten Handlungen nicht der Reihenfolge der tatsächlichen Handlungen<br />
entsprechen muss.<br />
Das Schulkind<br />
Zu Beginn des Schulalters wendet das Kind oft noch die Strategie der Rollenkonservierung<br />
an. Das heisst, dass bei zwei verbundenen Hauptsätzen das Subjekt des ersten Satzes auch<br />
als Subjekt des zweiten, angehängten Satzes verstanden wird. Zum Beispiel wird der Satz<br />
„Der Junge redet mit dem Mädchen und dann winkt sie einem anderen Mädchen“ so verstanden,<br />
dass der Junge mit dem Mädchen redet und er dann einem anderen Mädchen zuwinkt.<br />
Diese Übergeneralisierung des Subjektes wird auch noch bei achtjährigen Kindern mit<br />
unauffälligem Spracherwerb beobachtet.