BATH SprachverständnisKompass - HfH - Interkantonale ...
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Das Schulkind<br />
- 21 -<br />
Theoretische Grundlagen<br />
Die meisten Kinder fallen formal gesehen durch ihre Sprache nicht mehr auf, jedoch haben<br />
viele inhaltlich die wahre Funktion der Sprache – Sprache ist da, um die Welt zu repräsentieren<br />
und sie auch zu verändern – noch nicht entdeckt. Für sie ist die Sprache noch immer<br />
eine Begleiterscheinung von Gegenständen, Personen und Handlungen und dient nicht als<br />
deren Repräsentation. Da die Schriftsprache eine Darstellung für die gesprochene Sprache<br />
bietet, ist folglich verständlich, dass viele Kinder mit Auffälligkeiten im Sprachverständnis<br />
Mühe haben, diese zu erlernen. Die Buchstabenkombinationen stehen für Wörter, denen<br />
wiederum Bedeutung und Inhalt gegeben werden muss. „Neuere Untersuchungen zeigen<br />
eindrücklich, dass viele Kinder mit Schriftspracherwerbstörungen genau diesen Aspekt der<br />
Schriftsprache nicht entdeckt haben, und deshalb auch keine aktiven Lernformen entwickeln,<br />
um sich mit der Schrift auseinanderzusetzen“ (Zollinger, 2007, S. 67). Hinzu kommt die<br />
Schwierigkeit, dass die Schriftsprache nicht nur in Form eines einzelnen Wortes verstanden<br />
werden soll, sondern zusätzlich in Form eines Satzes und eines Textes.<br />
Aufgrund der verbalen Vermittlung vom Schulstoff, wie das Rechnen, Geografie, Naturkunde<br />
und andere, verstehen viele Kinder mit Sprachverständnisproblemen die Erklärungen nicht<br />
und es können dadurch Schulschwierigkeiten auftreten. Zudem ist es für diese Kinder sehr<br />
anstrengend, mit mangelndem Verständnis dem Unterricht zu folgen, und sie können unruhig,<br />
angespannt, unkonzentriert oder gar abwesend erscheinen.<br />
2.2.4 Symptomatik und Indikation<br />
Das Sprachverständnis ist ein innerer Prozess und ist daher im Gegensatz zum produktiven<br />
Sprachgebrauch nicht direkt von aussen beobachtbar. Daher kann man nur das Verhalten<br />
und die Reaktion auf eine Aussage interpretieren, um zu bestimmen, ob ein Kind eine Aussage<br />
versteht (vgl. Zollinger, 2000). Gebhard (2008) betont:<br />
Informationen über Verständnisprobleme kann man also keineswegs durch die somit fast naiv<br />
zu nennende Frage ‚Hast Du verstanden?‘ gewinnen, sondern nur durch stetes Nachfragen<br />
und zielgenaue Interpretation von Handlungen des Kindes, um die jeweilige Schnittmenge<br />
zwischen ‚Meinen‘ des Sprechers und ‚Verstehen‘ des Kindes abschätzen zu können. (S.8)<br />
Aufgrund dessen sind Indikationen für Schwierigkeiten im Sprachverständnis subjektiv gewertete<br />
Beobachtungen von Reaktionen auf Sprache. Deswegen sollte man möglichst genau<br />
beobachten und Interpretationen vorsichtig abwägen. Auch andere Störungs- oder Krankheitsbilder<br />
können nachfolgende Symptome verursachen. Daher ist es wichtig, differentialdiagnostisch<br />
vorzugehen, um beispielsweise eine Hörstörung auszuschliessen. Kinder mit<br />
Schwierigkeiten im Sprachverständnis werden zudem häufig mit Nichtwollen, Aufmerksam-