Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Scheuch Amselgrund 60 01728 ... - DFLD
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Lärm<strong>med</strong>izinisches Gutachten Flughafen Kassel-Calden<br />
dem Gesamtzusammenhang von Wirkungen auf den Menschen aus seinem Lebensumfeld<br />
herausgerissen wird.<br />
Da es eine Vielzahl unterschiedlicher Auffassungen zur Stressproblematik gibt, sollen<br />
kurz einige Ausführungen dazu erfolgen. Lärm wird häufig mit Stress gleichgesetzt.<br />
Doch stellt Lärm nur unter ganz bestimmten Bedingungen Stress dar.<br />
Es gibt drei grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen des Verständnisses von<br />
Stress:<br />
• Stress wird zum einen sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch teilweise<br />
in der Wissenschaft als ein bestimmtes Merkmal von Anforderungen, von<br />
Belastungen, von Einwirkungen auf den Menschen verstanden, die häufig mit<br />
einer hohen Quantität verbunden sind. Das, was von einem gefordert wird, der<br />
Lärm, der um einen ist, wird als Stress angegeben. Denkt man diese<br />
Auffassung konsequent weiter, dann wäre das Stressausmaß unter Lärm mit<br />
Hilfe der Schallcharakteristika des Lärms, z. B. der Höhe des Lärmpegels,<br />
Frequenz und Zeitgestaltung als ’Lärmstress’ messbar.<br />
• Eine zweite Richtung von Stressauffassungen geht auf den Begründer der<br />
biologischen Stressforschung Hans Selye zurück. Er interpretiert Stress als<br />
die unspezifische Reaktion eines Lebewesens auf irgendwelche<br />
Anforderungen, die in drei Stadien ablaufen kann: einer Alarmphase, einer<br />
Widerstandsphase und einer Erschöpfungsphase [Selye 1950]. Stress bei<br />
Lärm wäre danach die ausgelöste Reaktion im Organismus, die ein<br />
bestimmtes qualitatives und quantitatives Merkmal hat und unter bestimmten<br />
Bedingungen zur Erschöpfung, d. h. zur Krankheit führen kann. Messbar wäre<br />
Stress z.B. durch Cortisol-, Katecholamin- oder Herzfrequenzbestimmung.<br />
Kritik an dieser Auffassung wurde insbesondere an der mangelnden oder<br />
fehlenden Berücksichtigung individueller Faktoren vor allem aus der Sicht der<br />
Psychologie sowie auch an dem Begriff ’irgendwelche Anforderungen’<br />
geäußert.<br />
• Eine dritte Auffassung wird von der Psychologie vertreten. Sie geht davon aus,<br />
dass Stress durch die Bewertung von Anforderungen und von Möglichkeiten<br />
des Individuums, mit diesen Anforderungen fertig zu werden, entsteht. Wenn<br />
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