Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Scheuch Amselgrund 60 01728 ... - DFLD
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Lärm<strong>med</strong>izinisches Gutachten Flughafen Kassel-Calden<br />
System. Deshalb spricht man von unspezifischen Reaktionen, was nicht bedeutet,<br />
dass sie immer gleich und bei allen Anforderungen identisch ausgelöst werden.<br />
Die Stressaktivität, bestehend aus körperlichen, psychischen und Verhaltensvorgän-<br />
gen, hat das Ziel der Anpassung an ein sich änderndes, forderndes und belastendes<br />
Umfeld. Die immer wieder zitierten Stresshormone sind demnach Anpassungshor-<br />
mone und haben für den Organismus einen zunächst positiven Effekt (Kap. 5.4).<br />
Den Prozess zur Wiederherstellung einer Homöostase, damit den<br />
Adaptations(Anpassungs-)vorgang, in dem das autonome Nervensystem und die<br />
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse einbezogen sind, bezeichnet<br />
McEwen [1998] als ’Allostase’. Mit dieser Adaptation können ’Kosten’ verbunden<br />
sein, die pathologische Entwicklungen befördern, was ’allostatic load’, allostatische<br />
Belastung, genannt wird. Zu einer solchen ’allostatic load’ kommt es, wenn die<br />
einbezogenen Systeme überfordert sind durch Nichtzurückkehren auf das<br />
Ausgangsniveau bei Aufhören der Belastung, durch nichtadäquates Reagieren auf<br />
die Anforderung, durch Auslösung von Überreaktionen in anderen<br />
Funktionssystemen des Organismus. Eine wesentliche Rolle soll die Glucocortikoid-<br />
Kaskade, die Interaktionen zwischen erregenden Aminosäuren, Serotonin und<br />
Glucocorticoiden, spielen. Dabei könnten bestimmte Zellen im Hippocampus, einem<br />
Anteil im Gehirn, der eine wesentliche Rolle im Gedächtnisprozess spielt, geschädigt<br />
werden. Es ist unklar, ob das ein reversibler Prozess ist. Die unterschiedlichen<br />
Effekte der Glucokortikoide, einmal positiv, zum anderen negativ, wurde mit der so<br />
genannten U-Hypothese erklärt [Sapolski 1997]: Geringere wie auch höhere<br />
Konzentrationen der Glucocorticoide haben negative Effekte.<br />
’Allostatic load’ wird aufgefasst als das ’wear and tear’ des Körpers und des Gehirns<br />
aufgrund chronischer Über- oder Inaktivität physiologischer Systeme, die<br />
normalerweise in die Adaptation an Umweltanforderungen einbezogen sind (Kap.<br />
5.4).<br />
Stress ist nicht die einzige Anpassungsaktivität. Er hat gegenüber den anderen<br />
Kompensationsaktivitäten besondere Formen der Auslösung als auch der<br />
Erscheinungsbilder. In der Wechselwirkung Individuum-Umwelt entsteht Stress nur,<br />
wenn eine Gefährdung der Befriedigung von individuellen Bedürfnissen und Motiven<br />
oder der Erreichung von Zielen vorliegt und diese Bedürfnisse, Motive oder Ziele<br />
notwendig und wichtig für das Individuum sind, wobei Schwierigkeiten für das<br />
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