Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Scheuch Amselgrund 60 01728 ... - DFLD
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Lärm<strong>med</strong>izinisches Gutachten Flughafen Kassel-Calden<br />
5.5 Zusammenfassung Krankheit und Lärm<br />
Beim Umweltlärm besteht wie in anderen Bereichen mit geringen Belastungsdosen<br />
zunehmend das Problem, dass die Ansprüche an das Verständnis komplexer<br />
physiologischer und pathophysiologischer Prozesse ebenso steigen wie die Rolle<br />
des Individuums und des Individuellen. Für den Einzelnen lassen sich Wirkungen<br />
nicht prognostisch vorhersagen. Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung für die<br />
Lärmwirkungsforschung,<br />
• keine isolierte Lärmwirkungsbewertung vorzunehmen, ohne diese in die<br />
gesamte Belastungsforschung und deren Ergebnisse einzuordnen,<br />
• keine isolierte Parameterdiskussion als Risiko zu führen, sondern sie<br />
einzuordnen in das gesamte Wirkungsgefüge einer Anpassung oder<br />
Fehlanpassung.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass Lärm zweifelsohne einen Stressor darstellt<br />
mit der Möglichkeit der Auslösung pathophysiologischer, d. h. krank machender,<br />
Prozesse. Diese Hypothese ist nach wie vor aufrecht zu erhalten. Die ablaufenden<br />
Regulations- und Gegenregulationsprozesse sind jedoch weitaus umfangreicher und<br />
gegenwärtig auch (noch) nicht eindeutig zu erfassen. Deshalb darf man auch nicht<br />
suggerieren, dass hinsichtlich der Lärmwirkung zur Entstehung von Erkrankungen<br />
alles bewiesen sei. Das führt bei den Betroffenen zu Unsicherheit, Ausgeliefertsein,<br />
Angst. Dies können vergleichsweise stärkere Stressoren sein als der Lärm in<br />
Verkehrspegelbereichen.<br />
Der gegenwärtige Wissensstand ist zum Zusammenhang zwischen chronischer<br />
Lärmbelastung und<br />
• Schwerhörigkeit nachgewiesen,<br />
• einzelnen Herz-Kreislauf-Erkrankungen als „begrenzt bis hinreichend<br />
(sufficient)“ nachgewiesen,<br />
• Hormon- und Stoffwechselveränderungen als “begrenzt” (limited)<br />
nachgewiesen,<br />
• den anderen, oben genannten weiteren Erkrankungen „fehlend bis begrenzt“<br />
nachgewiesen.<br />
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