Univ.-Prof. Dr. med. Klaus Scheuch Amselgrund 60 01728 ... - DFLD
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Lärm<strong>med</strong>izinisches Gutachten Flughafen Kassel-Calden<br />
Die Ableitung von empfohlenen Begrenzungswerten gegen Störungen der<br />
Kommunikation resultiert aus experimentellen wie auch Felduntersuchungen.<br />
Experimentelle Untersuchungen haben den Nachteil, dass sie nicht die üblicherweise<br />
vorhandene Lebenssituation simulieren können, in der auch die für die<br />
Kommunikation notwendigen Anpassungsvorgänge ablaufen oder abgelaufen sind.<br />
Der Vorteil ist, dass die Bedingungen standardisiert verändert werden können.<br />
Felduntersuchungen, meist Befragungen, in den wenigsten Fällen Verhaltens- und<br />
Handlungsanalysen, erfassen neben Kommunikationsbeeinträchtigungen häufig<br />
auch andere Störungen und Belästigungen.<br />
Die Momentanpegel spielten in der wissenschaftlichen Literatur bei<br />
Kommunikationsstörungen eine deutlich geringere Rolle. Verwertbare Ergebnisse<br />
aus dem häuslichen Umfeld liegen nicht vor. In der DIN 33410 wird eine<br />
Sprachverständlichkeit für den Arbeitsbereich angenommen, wenn in Innenräumen<br />
ein Lmax von ≤ <strong>60</strong> bzw. 54 dB(A) für Abstände von 1 bis 4 Metern gegeben ist. Für<br />
den Fluglärm muss berücksichtigt werden, dass bei einer Überflugdauer von um die<br />
30 bis 40 Sekunden die Maximalpegel nur wenige Sekunden dauern. Das hat für die<br />
Kommunikation bestimmte Vorteile, es können jedoch auch erheblich höhere Pegel<br />
bei sehr lauten Flugzeugen auftreten. Deshalb ist auch die Frage der Rolle der<br />
Maximalpegel zu diskutieren. In experimentellen Untersuchungen wurde ihre<br />
Bedeutung für Kommunikationsstörungen untersucht. Epidemiologische<br />
Untersuchungen zu Maximalpegeln und ihren bleibenden Störeffekten liegen<br />
dagegen weitgehend nicht vor. Störeffekte für Radio/TV beschrieben RYLANDER et<br />
al. (1980) bei Lmax = 75 dB(A) und für das Telefonieren bei Lmax = 78,5 dB(A). Bei<br />
Sprachpegeln über 20 dB ist bei gewohnter Sprache eine 50%-ige<br />
Sprachverständigkeit gegeben, wenn die gesprochenen Sätze 8 dB unter dem<br />
Störgeräuschpegel betragen. Bei schwierigen Texten, Fremdsprachen, ungewohnten<br />
Sprachpartnern verringert sich die Verständlichkeit deutlich auf 50 bis 70 %. Die<br />
Effekte von Maximalpegeln sind jedoch erheblich von situativen Effekten abhängig,<br />
so dass im Allgemeinen bei der Umsetzung dieses Schutzzieles auf die<br />
energieäquivalenten Dauerschallpegel zurückgegriffen werden sollte.<br />
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