Gesamtkonzept zur Soziotherapie - AHG Allgemeine ...
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erfolgserlebnisse und dauernde Über- oder Unterforderung führen zu Demotivierung,<br />
Demoralisierung, Hoffnungslosigkeit, erhöhtem Rückfall- und Abbruchrisiko.<br />
In der Betreuung erhält der Bewohner die Form der Unterstützung, von der er<br />
am meisten profitiert. Dazu können pädagogische, psychoedukative, informierende,<br />
klärende und aufklärende, übende, aufdeckende, erlebnisaktivierende, Ich-stärkende,<br />
konfrontative und lösungsorientierte Interventionen auf den verschiedensten<br />
Ebenen (Gruppen- und Einzeltherapie, Arbeits- und Beschäftigungstherapie,<br />
Sport- und Bewegungstherapie, kognitives Training/Hirnleistungstraining, indikative<br />
Gruppen und Neigungsgruppen etc.) beitragen.<br />
Die therapeutischen Interventionen im Betreuungsprozess sind methoden- und<br />
therapieschulenübergreifend, die Basis unseres Handelns ist die <strong>Soziotherapie</strong>.<br />
„Sie kann nicht als Technik neben anderen stehen, sondern sie macht die anderen<br />
Techniken erst möglich" (Dörner und Plog, 1978). Die anderen „Techniken" sind<br />
Verhaltens-, Gesprächs- und Gestalttherapie, systemisch-lösungsorientierte Therapie,<br />
Rollenspiel, Psychodrama etc.<br />
Die Bewohner profitieren jedoch nicht nur von den Veranstaltungen, die auf<br />
ihren Therapieplänen stehen. Sie machen offensichtlich auch außerhalb der offiziellen<br />
Therapiezeiten Fortschritte, etwa abends oder am Wochenende. Das ist insofern<br />
beruhigend, zeigt es doch, dass Selbsthilfe- und Entwicklungspotenziale unter<br />
günstigen Bedingungen auch ohne persönliche Anwesenheit von Therapeuten<br />
wirksam werden.<br />
Fördernd sind in jedem Fall und rund um die Uhr das soziotherapeutische Milieu<br />
(s. Kap. 3.1), das Klima und die Atmosphäre, die ein Lernfeld schaffen, innerhalb<br />
dessen Entwicklung und Veränderung erst möglich wird.<br />
Soziale und lebenspraktische Kompetenzen beispielsweise entwickeln sich nicht<br />
nur in der Bezugsgruppe, bei der Arbeitstherapie oder beim Sport, sondern auch<br />
beim alltäglichen Zusammensein und Zusammenleben, beim Putzen, Aufräumen,<br />
beim Kaffeetrinken, Kartenspielen, Streiten und Vertragen, also in ganz alltäglichen<br />
und normalen Situationen.<br />
In der Betreuung wird zunächst - soweit erforderlich - die Basisversorgung<br />
geregelt und entsprechende Hilfe und Unterstützung vereinbart. Damit sind die<br />
Bereiche Essen, Schlafen, Kleidung und Körperhygiene gemeint. Dazu kommen<br />
die für den täglichen Ablauf wichtigen lebenspraktischen Fertigkeiten wie Reinigung<br />
von Zimmer und Kleidung, Umgang mit Geld, Telefonieren, Einkaufen und<br />
vieles andere mehr. Außerdem wird die Einnahme der Medikamente kontrolliert<br />
und die notwendige pflegerische und medizinische Versorgung sichergestellt.<br />
Die Bewohner arbeiten ihren Möglichkeiten entsprechend im Haus mit. Sie finden<br />
ihren Tätigkeitsbereich in Hauswirtschaft, Küche, Wäscherei, Garten, Schreinerei,<br />
Fahrrad- oder Metallwerkstatt, im Telefondienst, bei der Instandhaltung und<br />
Renovierung sowie der Grabpflege (der Gräber verstorbener Bewohner).<br />
Beschäftigungs- und Arbeitstherapie vermitteln Freude am gemeinsamen Tun<br />
und am Ergebnis. Beides orientiert sich am Bedarf des Einzelnen und der Einrichtung,<br />
an Aufträgen oder Projekten. Das ganze Jahr über werden beispielsweise<br />
Produkte (Holzspielzeuge o.a.) für Basare oder Märkte hergestellt. Beim Verkauf<br />
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