Gesamtkonzept zur Soziotherapie - AHG Allgemeine ...
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Demjenigen Bewohner, bei dem keine oder nur geringe Entwicklung möglich<br />
oder sogar ein weiterer Verlust von sozialen Fälligkeiten und Alltagskompetenzen<br />
zu erwarten ist, soll ein Lebensumfeld geschaffen werden, innerhalb dessen er so<br />
angenommen wird, wie er ist und so integriert und zufrieden wie möglich leben<br />
kann. Er soll Schutz und Fürsorge erleben können und nicht mit Anforderungen<br />
konfrontiert werden, die er nicht erfüllen kann.<br />
Methoden<br />
Wesentliche Voraussetzungen für die Arbeit mit dieser Bewohnergruppe sind neben<br />
den vertrauten Personen feste Strukturen, klare, übersichtliche Tages- und Wochenpläne,<br />
feste Zeiten für Mahlzeiten, Gruppen und andere therapeutische Veranstaltungen,<br />
feste Anfangs- und Schlussrituale, gleichbleibende Orte, gleiche Sitzordnung<br />
und fester Platz (Veränderung bewirkt oft Verunsicherung) in der Gruppe.<br />
Der in dieser Gruppe enge Betreuungsrahmen zwischen Bewohnern und Betreuern<br />
ist die wichtigste therapeutische Ressource und ermöglicht erst die besondere<br />
Qualität der Kontakte, die die Basis für alle weiteren förderpädagogischen<br />
Maßnahmen bildet. Durch die auf die jeweiligen Kompetenzen und Defizite des<br />
Bewohners abgestimmten Trainingseinheiten werden durch Einzelförderung Möglichkeiten<br />
geschaffen, alte, verlorengegangene Fähigkeiten zu reaktivieren und<br />
neue Fertigkeiten zu erwerben. Ausgehend von der Eingangsdiagnose wird ein<br />
individueller Betreuungsplan erstellt, der sich am Leistungsvermögen des Einzelnen<br />
orientiert und dessen Wünsche und Bedürfnisse einbezieht. Inhalte und<br />
Schwerpunkte der Trainingseinheiten orientieren sich am Lerntempo und an den<br />
Fortschritten des Bewohners. Durch Defizite bedingte Unzulänglichkeiten in der<br />
Bewältigung des Heimalltages werden so lange durch stützende und stabilisierende<br />
Maßnahmen der Mitarbeiter ausgeglichen, wie dies notwendig ist (Evertz,<br />
Höppner, Könenberg und Tichelbäcker, 1995).<br />
Das therapeutische Vorgehen ist handlungsorientiert und benutzt beim Aufbau<br />
oder bei der Rekonstruktion von Alltagsfertigkeiten vorwiegend verhaltenstherapeutische<br />
Strategien. Das handlungsorientierte Vorgehen bündelt mehrere therapeutische<br />
Wirkfaktoren: Problemaktualisierung, aktive Hilfe bei der Problembewältigung,<br />
konsequente Ressourcenorientierung und -nutzung. In Anbetracht häufig<br />
jedoch nur knapper Ressourcen und begrenzter Lernfähigkeit gerade bei den<br />
Bewohnern der Trainingsgruppe sind bei jedem Einzelnen Prioritäten zu setzen. So<br />
kann es für den einen ein wichtiges (Teil-)ziel sein, innerhalb der Einrichtung sein<br />
Zimmer zu finden, für den anderen ist es wichtig, sich zeitlich innerhalb der Tagesstruktur<br />
<strong>zur</strong>echtzufinden, die Namen von Bezugspersonen, Mitbewohnern oder<br />
Betreuern zu lernen. Wieder andere brauchen Basisfertigkeiten im Bereich der<br />
Hygiene oder grundlegende soziale Kompetenzen. Für den einen ist es wichtig zu<br />
lernen, auf andere zuzugehen, ein anderer braucht eher die Fälligkeit, sich von anderen<br />
abgrenzen zu können. In jedem Fall ist die Frage zu stellen, welche Fähig-<br />
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