Gesamtkonzept zur Soziotherapie - AHG Allgemeine ...
Gesamtkonzept zur Soziotherapie - AHG Allgemeine ...
Gesamtkonzept zur Soziotherapie - AHG Allgemeine ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Mobilität, in erhöhter körperlicher Anfälligkeit für Erkrankungen, in der relativ<br />
kurzen Zeitspanne der verbleibenden Lebenszeit, im häufigen Verlust sozialer<br />
Bindungen und damit auch sozialer Korrektur und Kontrolle, im Verlust sozialer<br />
Rollen, beruflicher Anerkennung und Identität sowie in der zentralen Bedeutung,<br />
die der Vergangenheit für ältere Menschen zukommt. Diese Besonderheiten müssen<br />
bei der Formulierung der Betreuungsziele und bei den Betreuungsangeboten<br />
Berücksichtigung finden.<br />
Ziele sind also insofern die Erhaltung körperlicher Gesundheit und Mobilität,<br />
körperliches und seelisches Wohlbefinden, Gefühle von Zufriedenheit, das Erleben<br />
von Sicherheit, Geborgenheit, Zugehörigkeit, Respekt und Wertschätzung.<br />
Auch wenn die Gruppe nicht die Familie ersetzen kann, findet der Bewohner hier<br />
Kontakt, Verständnis, Bestätigung, Unterstützung, soziale Korrektur und Kontrolle,<br />
unter Umständen auch Freunde und Partner. Die Erfahrung, auch etwas <strong>zur</strong><br />
Gemeinschaft beitragen zu können und Anerkennung zu erhalten, begünstigt die<br />
Entwicklung von Zugehörigkeitsgefühl und Identität. Ebenso wird durch Rückblick<br />
und Beschäftigung mit der Vergangenheit das Identitätsgefühl gestärkt.<br />
Methoden<br />
Ältere, in ihrer Beweglichkeit und Mobilität eingeschränkte, zum Teil gebrechliche<br />
Bewohner brauchen mehr und gezieltere Unterstützung bei der Bewältigung<br />
des Alltags. Unterstützung und Begleitung durch die Mitarbeiter erfolgt in allen<br />
Bereichen, wo dies notwendig ist: beim An- und Auskleiden, bei der Körperhygiene,<br />
bei der Gestaltung und beim Säubern des Zimmers, bei Erledigungen, bei<br />
Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und anderen Alltagsanforderungen.<br />
Funktionierende und intakte Kompetenzen sollen erhalten und möglichst weiter<br />
ausgebaut werden. Insofern sollte dem Bewohner nicht zuviel abgenommen werden,<br />
wird ihm schließlich mit allem, was wir für ihn tun, auch ein Teil seiner Autonomie<br />
und Selbständigkeit abgenommen.<br />
Die Hilfe sollte sich also im Wesentlichen auf die Bereiche beziehen, in denen<br />
der Bewohner wirklich Hilfe braucht. In allen übrigen Bereichen sollten seine eigenen<br />
Möglichkeiten angeregt und aktiviert werden.<br />
Der Bewohner übernimmt im Rahmen seiner Fälligkeiten Aufgaben und Verantwortung<br />
für seine Gruppe und die Hausgemeinschaft. Er erlebt, dass auch er<br />
noch gebraucht wird und Wertschätzung erfährt.<br />
In Gesprächen und Erinnerungen an früher wird der oft „bedrohlichen Gegenwart<br />
... die positiv erlebte Vergangenheit entgegengesetzt" (Matsche, 1990). Der<br />
Rückblick auf Zeiten, in denen der Bewohner noch gebraucht wurde, vielleicht für<br />
eine Familie sorgte, einem Beruf nachging, Erinnerungen auch an Bewältigungserfahrungen<br />
wirken dem Identitätszerfall entgegen. Dieser „Rückblick" erfolgt auf<br />
verschiedenen Ebenen: Hören und Singen der Lieder von früher, Anschauen von<br />
65