Gesamtkonzept zur Soziotherapie - AHG Allgemeine ...
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Schädigungen der Strukturen des limbischen Systems sind u.a. für die oft erheblichen<br />
Gedächtnisprobleme Alkoholabhängiger verantwortlich. Es zeigt sich jedoch<br />
kein einheitliches Schädigungsmuster. Bestimmte Funktionen wie Kurzzeitgedächtnis,<br />
semantisches Gedächtnis und prozedurales Gedächtnis bleiben weitgehend<br />
unbeeinträchtigt. Andere Funktionen wie das episodische Gedächtnis und<br />
räumlich-visuelle Gedächtnisfunktionen, die beispielsweise beim Gesichtererkennen<br />
beteiligt sind oder anterograde Gedächtnisfunktionen, die für das Erlernen<br />
neuer Inhalte zuständig sind, sind in erheblichem Umfang betroffen.<br />
Läsionen des frontalen Cortex führen meist zu Persönlichkeits- und Wesensänderungen<br />
sowie Veränderungen des Sozialverhaltens und kognitiven Beeinträchtigungen.<br />
Häufig zeigt sich ein Verlust an Initiative, Spontaneität und Antrieb, der<br />
sich in Gleichgültigkeit, Apathie, Lethargie, Verlangsamung und Trägheit äußert,<br />
aber auch in einer Störung der Impulskontrolle, motorischer Unruhe, ungerichtetem<br />
Handeln und dem Verlust „sozialer Intelligenz".<br />
Der frontale Cortex scheint eine Leitungs- und Steuerfunktion zu haben, die für<br />
das Planen, Ausführen und Kontrollieren von Handlungen und die Aufnahme und<br />
Verarbeitung von sensorischen Informationen für Wahrnehmung, Denken, Sprache,<br />
motorische Operationen wie Steuerung der Aktivität, Bewegungs- und Handlungssteuerung,<br />
Willkürbewegungen und -handlungen, darüber hinaus amnestische<br />
und intellektuelle Prozesse sowie emotionell-affektive Aspekte des Verhaltens wesentlich<br />
ist.<br />
Häufig zu beobachtende Fehler bei kognitiven Operationen wie impulsives,<br />
wenig zielgerichtetes Handeln, „Haften" an (irrelevanten) Details, mangelhafte<br />
Umstellungsfälligkeit bzw. Perseveration vorausgegangener Handlungsschritte,<br />
mangelhaftes Lernen aus Fehlern und mangelhafte Entwicklung von Alternativplänen<br />
lassen sich auf eine Störung des abstrakten und problemlösenden Denkens,<br />
fehlende Planung, unzulängliche Strategiebildung, mangelnde Flexibilität und Rigidität<br />
<strong>zur</strong>ückführen, ohne dass daraus notwendigerweise reduzierte Intelligenzleistungen<br />
resultieren.<br />
Das Vorliegen frontaler Störungen und deren Schweregrad werden in der klinischen<br />
Praxis häufig unterschätzt, weil Patienten in alltäglichen Routinehandlungen<br />
keine Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Probleme treten oft erst in neuen, ungewohnten<br />
und unbekannten Situationen auf.<br />
Die stärkere Beeinträchtigung der rechtshemisphärischen Strukturen bei Alkoholabhängigen<br />
zeigt sich u.a. darin, dass der allergrößte Teil der kognitiven Defizite<br />
bei entgifteten Alkoholikern nicht-sprachlicher Natur ist, während verbale Fähigkeiten<br />
meist gut erhalten sind. Sie gelten als relativ störungsresistent und stabil<br />
gegenüber hirnorganischen Veränderungen. Generell scheint es eine stärker ausgeprägte<br />
Vulnerabilität der rechten Hemisphäre und der ihr zugeschriebenen<br />
räumlichen Reizverarbeitung zu geben. Die Folge davon sind deutliche Minderleistungen<br />
bei visumotorischen Aufgaben, räumlicher und visueller Wahrnehmungsorganisation<br />
sowie beim Gesichtererkennen. Diese Funktionen werden üblicherweise<br />
der rechten Hemisphäre zugeschrieben.<br />
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