V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
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98 IV. Instrumentelle Entwicklungen<br />
Vibrationstests mit dem 30-fachen der Erdbeschleunigung<br />
(30 G) zur Simulation des Raketenstarts hatten sich<br />
geringe Verschiebungen zwischen der elektrischen <strong>und</strong><br />
mechanischen Nulllage der Chopperachse ergeben, <strong>und</strong><br />
(2) nach sieben Kalt-Warm-Zyklen (–270 °C → +300 °C<br />
→ –270 °C) zeigten die vergoldeten Spiegeloberflächen<br />
kleine »Pickel« (~ 5 Mikrometer Höhe). Obwohl beide<br />
Abweichungen noch einen Einsatz im PACS-Flugmodell<br />
erlaubt hätten, wurde vorsichtshalber eine gründliche<br />
Untersuchung beschlossen, um sicherzustellen, dass<br />
beide Fehler sich bis zum Start <strong>und</strong> danach nicht weiter<br />
vergrößern. Noch vor Weihnachten begann am MPIA<br />
ein zehnfacher zyklischer Kalt-Warm-Test in einem<br />
Helium-Kryostaten mit sieben verschiedenartig vergoldeten<br />
Testspiegeln.<br />
Den bei Empfindlichkeits-Vergleichsmessungen<br />
an den Germanium-Gallium-Infrarot-Kameras an ver-<br />
schiedenen <strong>Institut</strong>en gef<strong>und</strong>enen Unterschieden wurde<br />
durch weitere Eichmessungen am MPIA nachgegangen<br />
(Abb. IV.8.2). Es wurden endgültige <strong>und</strong> zuverlässige<br />
Werte <strong>für</strong> die Stromempfindlichkeit <strong>und</strong> das Rauschen<br />
ermittelt. Eine neue Generation der kalten Vorverstärker,<br />
bestehend aus integrierten kalten Ausleseschaltkreisen<br />
(CREs) wurde am MPIA gründlich bei der Temperatur<br />
des flüssigen Heliums (–270 °C) charakterisiert. Dabei<br />
wurden deutliche Verbesserungen gegenüber dem<br />
Qualifikationsmodell festgestellt, die diese neuen CREs<br />
als <strong>für</strong> das Flugmodell PACS geeignet erscheinen lassen.<br />
Die ersten Versuche zur Simulation von Strahlenschäden<br />
an den Detektoren, verursacht durch kosmische Par-<br />
tikel, wurden mit Hilfe radioaktiver Gamma-Quellen<br />
begonnen. Diese Schäden konnten wie bei unserem ISO-<br />
PHOT-Instrument durch intensive Bestrahlung mit Infra-<br />
rotlicht ausgeheilt werden. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit<br />
wird eine Mitarbeiterin unseres Teams Methoden<br />
<strong>für</strong> den stabilen Betrieb der Detektoren unter laufendem<br />
Beschuss durch simulierte kosmische Partikel<br />
erarbeiten. Dazu müssen optimale Betriebswerte <strong>für</strong><br />
die Kameras (Temperatur, elektrische Vorspannung <strong>und</strong><br />
Photonenuntergr<strong>und</strong>) ermittelt <strong>und</strong> die stabile Eichung<br />
der Kamera über lange Zeit nachgewiesen werden.<br />
Diese Untersuchungen sind deshalb so wichtig, weil die<br />
Rohdaten an Bord von HERSCHEL <strong>für</strong> die Funkübertragung<br />
zur Bodenstation stark komprimiert werden müssen. Nur<br />
sorgfältige Befreiung von Störimpulsen (»Cosmics«)<br />
<strong>und</strong> stabile Stromempfindlichkeit der Detektoren ermöglichen<br />
die präzise Kalibration der astrophysikalischen<br />
Daten.<br />
Im Herbst beteiligte sich das MPIA an den Boden-<br />
Kalttests des PACS-Qualifikationsmodells in Garching.<br />
Dazu war das Instrument in einem großen Kryostaten<br />
installiert, der auch eine Teleskopsimulationsoptik <strong>und</strong><br />
Eichquellen enthielt. Ferner wurden externe Eichquellen<br />
mit Lochmasken zur Simulation von Punktquellen sowie<br />
Gaszellen zur Wellenlängeneichung verwendet. Das<br />
Instrument wurde mit der ersten Version der Komman-<br />
dosoftware gesteuert <strong>und</strong> die empfangenen wissen-<br />
schaftlichen Daten mit den Prototypen der Quick-Look-<br />
Abb. IV.8.2: Vorbereitung von Untersuchungen an einer Ge:Ga-<br />
Detektorzeile der PACS-Infrarot-Kamera. Das U-förmige Profil<br />
dient dem Druckmechanismus auf die Detektorzeile. Damit<br />
kann die langwellige Empfindlichkeitsgrenze bis zu λ < 200<br />
Mikrometer ausgedehnt werden.