22.07.2013 Aufrufe

V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schichte der innersten 8 Bogensek<strong>und</strong>en (etwa 230 pc)<br />

kann durch zwei jüngere Ausbruchereignisse vor etwa 5<br />

<strong>und</strong> 15 Millionen Jahren beschrieben werden, bei denen<br />

jeweils r<strong>und</strong> (5 – 10) 10 7 Sonnenmassen an molekularem<br />

Gas in Sterne umgewandelt wurden. Die abgeleitete<br />

Extinktion von A V 10 mag in Richtung der Kernregion<br />

ist überraschend hoch angesichts der Tatsache, dass wir<br />

fast genau von oben auf das System blicken. Als eine<br />

der nächsten (D = 5.5 Mpc) Galaxien mit intensiver<br />

Sternentstehung im Kern bietet NGC 6946 eine einmalige<br />

Gelegenheit, die Dynamik ihrer zirkumnuklearen<br />

Scheibe aus molekularem Gas zu untersuchen. In dieser<br />

Entfernung erfasst die vom PdBI bei 1 mm Wellenlänge<br />

gelieferte Auflösung von 0.6 Bogensek<strong>und</strong>en räumliche<br />

Skalen von nur etwa 15 pc.<br />

Die Verteilung des molekularen Gases im Zentrum<br />

wurde durch unsere neuen PdBI-Beobachtungen in eine<br />

S-förmige Struktur aufgelöst (Abb. III.4.4). Die CO(1-0)<br />

-Linienemission erfasst die großräumigere Verteilung in<br />

der zentralen Bogenminute <strong>und</strong> zeigt, dass die Verteilung<br />

des molekularen Gases im Allgemeinen dem Muster<br />

jüngster Sternentstehung ähnelt. Dennoch liegen das<br />

molekulare Gas <strong>und</strong> die jungen HII-Regionen räumlich<br />

nicht beieinander. In den zentralen 300 pc erinnert die<br />

Verteilung des molekularen Gases sehr stark an die Gas/<br />

Staubbänder, die man entlang großräumiger Kiloparsec-<br />

Balken findet. Der im nahen Infrarot entdeckte stellare<br />

Balken im Kern könnte eine mögliche Erklärung hier<strong>für</strong><br />

sein. Eine vorläufige Auswertung der Kinematik des<br />

molekularen Gases deutet darauf hin, dass tatsächlich<br />

Gas durch Stoßwellen entlang der Vorderseiten dieses<br />

rotierenden Nahinfrarot-Balkens in die zentralen ~30<br />

pc gelenkt wird. Eine genauere Auswertung ist nötig,<br />

um die möglichen Einströmraten in das unmittelbare<br />

Zentrum abschätzen zu können. Die hohe Extinktion <strong>und</strong><br />

die Existenz mehrerer junger Sternentstehungsgebiete<br />

innerhalb der zentralen 100 pc machen diese Galaxie<br />

jedoch zu einem idealen Objekt, um das Wechselspiel<br />

zwischen Gasdynamik <strong>und</strong> Sternentstehung zu untersuchen.<br />

Sind sich alle Galaxienzentren ähnlich? Das<br />

Schlüsselprojekt NUGA am PdBI des IRAM<br />

Das Galaxienkern-Projekt NUGA (Nuclei of Galaxies<br />

project) ist die erste CO-Durchmusterung nahegelege-<br />

ner aktiver Galaxienzentren mit einer Auflösung unter<br />

einer Bogensek<strong>und</strong>e. NUGA ist eine im Wesentlichen europäische<br />

Kollaboration zwischen Wissenschaftlern folgender<br />

Einrichtungen: MPIA, MPE, MPIfR, Universität<br />

Köln, Nationales Astronomisches Observatorium Spaniens,<br />

Observatoire de Paris, CSIC/Spain, <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Ra-<br />

dioastronomie in Italien <strong>und</strong> Astronomisches <strong>Institut</strong><br />

Basel.<br />

Mit NUGA sollen die verschiedenen Mechanismen der<br />

Gaszufuhr in aktive Galaxienzentren systematisch unter-<br />

III.4 Brennstoff <strong>für</strong> die zentrale Kiloparsec-Region oder: Wie aktiviert man Galaxiezentren? 73<br />

sucht werden. Bei einer sorgfältig ausgewählten Stichprobe<br />

naher AGN, die sämtliche Stadien der Kernaktivität<br />

überdeckt (Seyfert-Galaxien, LINERS, Starburst-Galaxien<br />

<strong>und</strong> Übergangsobjekte), wurde die Kinematik des molekularen<br />

Gases bei 1 mm <strong>und</strong> 3 mm mit maximaler<br />

Winkelauflösung (~ 0.5 Bogensek<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> spektraler<br />

Auflösung (3-6 km/s) abgebildet. Aufgr<strong>und</strong> der zehnmal<br />

höheren Empfindlichkeit gegenüber anderen Millimeter-<br />

Durchmusterungen liefern die NUGA-Daten einzigartige<br />

Informationen über die Kinematik innerhalb der innersten<br />

Bogenminute der jeweiligen Galaxie.<br />

Bislang war es stets schwierig, statistische Beweise<br />

<strong>für</strong> die Rolle zu finden, die großräumige Balken <strong>und</strong><br />

Störungen durch gravitative Wechselwirkungen bei der<br />

Brennstoffzufuhr in AGN spielen. Der Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong><br />

ist, dass diese großräumigen Störungen Zeitskalen aufweisen,<br />

die erheblich länger sind als die, welche die<br />

Einschaltdauer der AGN kennzeichnen. Jede mögliche<br />

Korrelation muss daher sehr viel näher am Kern gesucht<br />

werden, in sek<strong>und</strong>ären Erscheinungsformen, die<br />

in den großräumigen (auf kpc-Skalen) eingebettet sind.<br />

Daher sind Beobachtungen mit hoher Auflösung (unter 1<br />

Bogensek<strong>und</strong>e) nötig, um die Verteilung <strong>und</strong> Kinematik<br />

des molekularen Gases in der Umgebung von AGN korrekt<br />

abzuleiten.<br />

Unsere ersten CO-Aufnahmen von NUGA-Objekten<br />

zeigen eine vielfältige Morphologie bei den zirkumnuklearen<br />

Scheiben von AGN-Wirtsgalaxien (siehe Abb.<br />

III.4.5). Auf verschiedenen räumlichen Skalen wurden<br />

unterschiedliche Gravitationsinstabilitäten identifiziert.<br />

In einigen Galaxien findet man mehrere nebeneinander<br />

bestehende Störungen, während andere hauptsächlich nur<br />

einen Instabilitätstyp aufweisen. Die meisten Störungen,<br />

die in den Kernscheiben der NUGA-Objekte beobachtet<br />

wurden, stehen mit selbstgravitierenden Gasinstabilitäten<br />

in Zusammenhang.<br />

Die Vielfalt der Kinematik des Kerngases kann grob<br />

wie folgt klassifiziert werden:<br />

(a) m = 1 Instabilitäten, die als einarmige Spiralen<br />

oder schräg liegende Scheiben auftreten <strong>und</strong> sich<br />

auf mehrfachen Skalen entwickeln, von etlichen<br />

zig bis zu etlichen h<strong>und</strong>ert Parsec.<br />

(b) m = 2 Instabilitäten, welche die typischen zweiarmigen<br />

Spiralwellen (die so genannten Zwillingsspitzen)<br />

oder Gasbalken entwickeln, von denen<br />

man annimmt, dass sie sich in den Potentialen stel-<br />

larer Balken ausbilden.<br />

(c) Ringe <strong>und</strong> stochastische Spiralen, die mit nichtselbstgravitierenden<br />

Instabilitäten zusammenhän-<br />

gen.<br />

Eine Schlüsselfrage, die aus diesen Ergebnissen folgt,<br />

lautet, ob die dynamischen Merkmale des Kerns/Zentrums<br />

von den Eigenschaften der Wirtsgalaxie abhängen,<br />

d.h. ob sich die Eigenschaften der großräumigen<br />

Scheiben im Kern widerspiegeln (gleiche Moden wie<br />

in der Kernregion). Dies würde darauf hindeuten, dass<br />

die Moden im Kern von großräumigen Antriebskräften

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!