V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
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II. Highlights<br />
II.1 Staubwachstum in protoplanetaren Scheiben<br />
Protoplanetare Scheiben bilden sich aus dem Material<br />
interstellarer Wolken. Dementsprechend sind die Staubteilchen<br />
anfangs nicht einmal einen Mikrometer groß.<br />
Durch Zusammenlagerung (Koagulation) wachsen sie<br />
zu Körnern mit Durchmessern von einigen Millimetern<br />
oder Zentimetern heran – dies ist die erste Phase der<br />
Planetenentstehung. Bislang gibt es jedoch nur sehr<br />
wenige überzeugende Hinweise auf die Existenz solch<br />
großer Partikel. Ein deutsch-amerikanisches Team unter<br />
der Leitung des MPIA beobachtete mit dem Very Large<br />
Array (VLA) mehrere junge Sterne im Sternentstehungsgebiet<br />
Taurus-Auriga. Die Daten belegen, dass sich<br />
millimetergroße Teilchen bereits innerhalb von einer<br />
Million Jahre bilden.<br />
Astronomische Beobachtungen zeigten, dass die Infra-<br />
rot-Emission protoplanetarer Scheiben innerhalb von etwa<br />
zehn Millionen Jahren signifikant abnimmt (siehe Kap.<br />
II.2). Die Ursache hier<strong>für</strong> ist nicht eindeutig bekannt.<br />
Entweder verschwindet der Staub aus dem System, oder<br />
die Teilchen wachsen zu kleinen Körnchen heran, die nicht<br />
mehr so intensiv im Infraroten strahlen (Abb. II.1.1).<br />
Will man millimeter- oder zentimetergroße Staubteilchen<br />
nachweisen, so muss man bei größeren Wellenlängen<br />
beobachten, die in der Größenordnung der Teilchen<br />
selbst liegt. Doch auch hier sind die Beobachtungsergebnisse<br />
nicht eindeutig, sofern die Scheiben räumlich<br />
nicht aufgelöst sind: Optisch dicke Staubscheiben<br />
mit sehr kleinen Teilchen lassen sich nicht von optisch<br />
dünnen Scheiben mit größeren Partikeln unterscheiden.<br />
Erst hoch aufgelöste Beobachtungen im Millimeter- <strong>und</strong><br />
Submillimeterbereich ermöglichen es, diese Zweideutigkeit<br />
zu lösen.<br />
Nach technischen Verbesserungen am Very Large Array<br />
in Socorro, New Mexico, sind solche Beobachtungen<br />
seit kurzer Zeit möglich. Astronomen des <strong>Institut</strong>s <strong>und</strong><br />
Abb. II.1.1: Drei Phasen der Planetenentstehung. Links: Die Zusammenlagerung<br />
von Staubteilchen bis zu einigen Mikrometern<br />
Größe. Mitte: weiteres Anwachsen der Teilchen bis zur Größe<br />
von Planetesimalen unter Einfluss der Gravitation. Rechts:<br />
Zusammenlagerung von Planetesimalen zu Planeten, die aus<br />
der Umgebung Gas akkretieren <strong>und</strong> so eine Atmosphäre aufbauen.<br />
1 µm 10 km 10000 km