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V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

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IV. Instrumentelle Entwicklungen<br />

IV.1 Mehr als Streifen: Das Bildebenen-<br />

Interferometer LINC-NIRVANA<br />

LINC-NIRVANA ist ein Bildebenen-Interferometer <strong>für</strong> den<br />

nahen Infrarotbereich mit einer hochentwickelten multikonjugierten<br />

Adaptiven Optik (MCAO) <strong>für</strong> das Large<br />

Binocular Telescope. Das LBT ist ein Doppel-8.4-m-Tele-<br />

skop, das zur Zeit auf dem Mt. Graham im Südosten<br />

Arizonas seiner Vollendung entgegen sieht. LINC-NIRVANA<br />

wird die von den beiden gewaltigen Spiegeln kommende<br />

Strahlung im »Fizeau«-Modus interferometrisch verei-<br />

nen. Dabei bleibt die Phaseninformation erhalten, <strong>und</strong> es<br />

sind echte Bildaufnahmen mit einem weiten Gesichts-<br />

feld möglich. Das Instrument wird innerhalb eines wissenschaftlich<br />

nutzbaren Gesichtsfelds von etwa 10 10<br />

Quadratbogensek<strong>und</strong>en die Empfindlichkeit eines 12-m-<br />

Teleskops <strong>und</strong> die räumliche Auflösung eines 23-m-Teleskops<br />

besitzen. Leitsterne zur Korrektur atmosphärischer<br />

Effekte können aus deutlich größeren Feldern ausgewählt<br />

werden: bis zu sechs Bogenminuten Durchmesser<br />

beim MCAO-System <strong>für</strong> den sichtbaren Spektralbereich<br />

<strong>und</strong> bis zu einer Bogenminute beim Streifenmusterstabilisator<br />

<strong>für</strong> das nahe Infrarot.<br />

Das LINC-NIRVANA-Interferometer wird gemeinsam<br />

von vier <strong>Institut</strong>en gebaut: dem MPIA, Heidelberg,<br />

dem Astronomischen Observatorium des INAF in<br />

Arcetri, Florenz, der Universität Köln <strong>und</strong> dem MPI <strong>für</strong><br />

Radioastro-nomie (MPIfR) in Bonn.<br />

Das Large Binocular Telescope<br />

Das LBT ist ein ehrgeiziges, innovatives Unterfangen<br />

zum Bau des größten Einzelteleskops der Welt. Das LBT<br />

verspricht bahnbrechende Beobachtungen, die zu einem<br />

besseren Verständnis des Ursprungs <strong>und</strong> der Entwicklung<br />

unseres Universums <strong>und</strong> seiner Bestandteile führen<br />

werden. Zudem bietet es eine einzigartige Möglichkeit,<br />

nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu suchen,<br />

<strong>und</strong> es eignet sich hervorragend zum Studium der<br />

Stern- <strong>und</strong> Planetenentstehung. Das LBT-Projekt ist ein<br />

Gemeinschaftsunternehmen der University of Arizona,<br />

des Deutschen LBTB-Konsortium, der astronomischen<br />

Gemeinde Italiens (vertreten durch das Astronomischen<br />

Observatorium des INAF in Arcetri), der Ohio State<br />

University <strong>und</strong> der Research Corporation in Tucson.<br />

Die Konfiguration des LBT<br />

Abb. IV.1.1 zeigt die Konfiguration des Large Binocu-<br />

lar Telescope. Die beiden 8.4 m großen Spiegel befinden<br />

sich auf einer einzigen gemeinsamen Montierung. Die<br />

Sek<strong>und</strong>ärspiegel bestehen aus dünnen Glasmembranen,<br />

deren Form von 672 magnetischen Linearmotor-Aktuatoren<br />

in sehr rascher Abfolge korrigiert wird. Diese<br />

adaptiven Sek<strong>und</strong>ärspiegel können Verzerrungen beseitigen,<br />

die durch atmosphärische Turbulenzen hervorge-<br />

rufen werden. Um die Fehlerdiagnose bei Tests <strong>und</strong> einen<br />

effizienten Betrieb zu erleichtern, sind die Sek<strong>und</strong>ärspie-<br />

gel konkav. Das erfordert ein Gregory-System mit einem<br />

reellen Primärfokus etwa einen Meter unterhalb der Se-<br />

k<strong>und</strong>ärspiegel. Aufgr<strong>und</strong> der lichtstarken f/1.14 Primärspiegel<br />

hat das Teleskop eine geringe Gesamtlänge, was<br />

die Größe <strong>und</strong> damit die Kosten der Kuppel reduziert.<br />

Da seine beiden Spiegel auf einer gemeinsamen Montierung<br />

sitzen, kann das LBT in drei Modi betrieben wer-<br />

den:<br />

• Als zwei 8.4-m-Teleskope mit getrennten Fokalebenen<br />

<strong>und</strong> Instrumenten. Die Montierung erlaubt eine<br />

Ausrichtung der Teleskope auf Felder, die 1 bis 2 Bo-<br />

genminuten auseinander liegen; Multi-Objekt-Instrumente<br />

können entweder die effektive Integrationszeit<br />

oder die Anzahl der beobachteten Objekte verdoppeln.<br />

• Als 12-m-Teleskop, wobei das von beiden Spiegeln<br />

kommende Licht inkohärent in einer einzigen Fokalebene<br />

vereint wird. In der Praxis ist dieser Modus<br />

nicht besonders nützlich, da die Leistung gewöhnlich<br />

durch Hintergr<strong>und</strong>licht beschränkt ist. Unter solchen<br />

Umständen können identische, auf jedem einzelnen<br />

Teleskop montierte Instrumente das gleiche Ergebnis<br />

mit einer einfacheren, robusteren Konstruktion erzielen.<br />

• Als Interferometer, wobei das von beiden Spiegeln<br />

kommende Licht phasengleich (d.h. kohärent) vereint<br />

wird. Dies ist der Modus, den LINC-NIRVANA verwen-<br />

den wird.<br />

Das LBT unterstützt insgesamt zwölf Fokus-Stationen:<br />

zwei Primärfoki, zwei »direkte« Gregory-Foki unterhalb<br />

der Hauptspiegel, zwei über Glasfasern gespeiste<br />

Hilfsfoki <strong>und</strong> sechs »geknickte« Gregory-Foki auf der<br />

zentralen Instrumentenplattform. Die beiden Interferometer<br />

LBTI <strong>und</strong> LINC-NIRVANA werden zwei Paare<br />

dieser sechs zentralen Fokus-Stationen belegen. Rekonfi-<br />

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