V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
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V.8 Ehrungen <strong>für</strong> Nachwuchswissenschaftler<br />
Im Jahr 2004 wurden sechs Mitarbeiter des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong><br />
ihre hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen ausgezeichnet.<br />
Auf der Jahreshauptversammlung der <strong>Max</strong>-<br />
<strong>Planck</strong>-Gesellschaft erhielten Daniel-Rolf Harbeck <strong>und</strong><br />
Sadegh Khochfar die angesehene Otto-Hahn-Medaille<br />
<strong>für</strong> das Jahr 2003. Im Dezember des Jahres wurde zum<br />
ersten Mal der Ernst-Patzer-Preis zur Förderung von<br />
Nachwuchswissenschaftlern am <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong> <strong>Institut</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Astronomie</strong> vergeben. Er ging an Oliver Krause <strong>und</strong><br />
an Nadine Häring, sowie gemeinsam an Daniel Apai <strong>und</strong><br />
Ilaria Pascucci.<br />
Otto-Hahn-Medaille<br />
Die <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Gesellschaft zeichnet seit 1978 je-<br />
des Jahr bis zu 40 junge Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong> Wis-<br />
senschaftler <strong>für</strong> herausragende Leistungen mit der Otto-<br />
Hahn-Medaille aus. Sie ist mit einem Anerkennungsbetrag<br />
<strong>und</strong> mit der Möglichkeit eines einjährigen Forschungsaufenthaltes<br />
im Ausland verb<strong>und</strong>en. Durch die<br />
Preisverleihung <strong>und</strong> den Auslandsaufenthalt sollen besonders<br />
begabte Nachwuchswissenschaftler zu einer spä-<br />
teren Hochschul- <strong>und</strong> Forscherkarriere motiviert werden.<br />
Die Auszeichnung wird jeweils während der Hauptversammlung<br />
im folgenden Jahr verliehen<br />
Daniel-Rolf Harbeck erhielt die Otto-Hahn-Medaille<br />
<strong>für</strong> den Nachweis, dass chemische Selbstanreicherung<br />
auch in Kugelsternhaufen stattfindet. R<strong>und</strong> 50 Jahre lang<br />
galten Kugelsternhaufen als einfache Sternsysteme. Nach<br />
dieser Lehrmeinung sind sie »aus einem Guss« entstanden,<br />
so dass ihre Sterne chemisch homogen sein sollten.<br />
Bekannte Häufigkeitsvariationen chemischer Elemente<br />
in massereichen Mitgliedern dieser Haufen erklärte man<br />
durch interne Kernprozesse.<br />
Mit Hilfe neuer Beobachtungsdaten konnte Harbeck<br />
jedoch zeigen, dass chemische Inhomogenitäten auch<br />
in massearmen Sternen vorkommen, bei denen eine interne<br />
Anreicherung nicht möglich ist. Daraus zog er den<br />
Schluss, dass sich auch in Kugelsternhaufen die Phase<br />
der Sternentstehung über einen längeren Zeitraum hinzog.<br />
Dieser Zeitraum muss so lange gedauert haben, dass<br />
die ersten Supernovae in den Kugelsternhaufen explodierten<br />
<strong>und</strong> das interstellare Gas mit schweren Elementen<br />
anreicherten, noch bevor alle anderen Sterne entstanden<br />
waren. Ähnliche chemische Inhomogenitäten konnte<br />
er auch in so genannten kugelförmigen Zwerggalaxien<br />
nachweisen, die man bis dahin als ähnlich einfach eingestuft<br />
hatte wie die Kugelsternhaufen. Nach diesen neuen<br />
Erkenntnissen gibt es also diese einfach aufgebauten<br />
Sternsysteme gar nicht.<br />
V.8 Ehrungen <strong>für</strong> Nachwuchswissenschaftler 119<br />
Abb. V.8.1: MPG-Vizepräsident Kurt Mehlhorn überreicht<br />
Daniel-Rolf Harbeck (oben) <strong>und</strong> Sadegh Khochfar (unten) die<br />
Otto-Hahn-Medaille.<br />
Sadegh Kochfar erhielt die Otto-Hahn-Medaille <strong>für</strong><br />
seine Arbeiten zur Entstehungsgeschichte von Elliptischen<br />
Galaxien im kosmologischen Kontext. Seit einiger<br />
Zeit nahmen die Kosmologen an, dass die massereichen<br />
Elliptischen Galaxien durch das Verschmelzen von<br />
zwei Spiralgalaxien entstanden sind. Diese relativ neue<br />
Vermutung wurde mit Hilfe von Computersimulationen<br />
detailliert untersucht <strong>und</strong> immer genauer überprüft. Die<br />
Verschmelzungsprodukte in den Simulationen entsprachen<br />
jedoch häufig nicht den beobachteten Eigenschaften<br />
von Elliptischen Galaxien. Khochfar hat detaillierte Modelle<br />
entwickelt, mit denen sich vorhersagen lässt, welche<br />
Vorgänger beim Verschmelzen zu den massereichsten<br />
Elliptischen Galaxien führen. Demnach sind dies<br />
wiederum Elliptische Galaxien, nicht Spiralgalaxien.