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V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

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54 III. Wissenschaftliche Arbeiten<br />

Flussdichte [mJy]<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

– 0.5 0.0 0.5<br />

lg Wellenlänge [mm]<br />

1.0 1.5<br />

Form charakteristischer Staubemissionsbanden<br />

Die prominenteste auch vom Boden aus beobachtbare<br />

Festkörper-Emissionsbande ist die 10-mm-Bande astronomischen<br />

Silikats. Wenn Silikatkörner eine Größe von<br />

einigen Mikrometern erreichen, besitzt diese Bande eine<br />

charakteristische Plateauform, während sie <strong>für</strong> noch größere<br />

Körner gänzlich verschwindet. Mit MIDI, dem Mid<br />

infrared Interferometric Instrument, konnte über diesen<br />

Effekt Staubkornwachstum speziell im inneren Bereich<br />

zirkumstellarer Scheiben nachgewiesen werden.<br />

Polarisation gestreuter Strahlung<br />

Durch Streuung am Staub in den oberen Scheibenbereichen<br />

wird die stellare Strahlung polarisiert. Der Betrag<br />

des Polarisationsgrades hängt entscheidend von der Teil-<br />

chengröße ab, so dass mit dieser Technik überprüft werden<br />

kann, ob Teilchenwachstum in den oberen Scheibenschichten<br />

oder in der zirkumstellaren Hülle eine Rolle<br />

spielt.<br />

Räumlich aufgelöste Bilder in verschiedenen Wellen-<br />

längenbereichen<br />

DO Tau<br />

b = 0.8<br />

Abb. III.2.1: Spektrale Energieverteilung der zirkumstellaren<br />

Scheibe um den T-Tauri-Stern DO Tau im Millimeterbereich.<br />

Der relativ flache Abfall des Strahlungsflusses in diesem<br />

Wellenlängenbereich kann als Hinweis auf Staubwachstum<br />

interpretiert werden. (Rodmann et al.)<br />

Die bisher stichhaltigste Methode zur Analyse des<br />

Staubwachstums in den Scheiben ist die, neben der Kom-<br />

bination der obigen Verfahren räumlich aufgelöste Bilder<br />

zirkumstellarer Scheiben einzubeziehen. Wichtig hierbei<br />

ist, dass diese Bilder in verschiedenen Wellenlängenbereichen<br />

gewonnen werden sollten, um verschiedene<br />

Scheibenbereiche <strong>und</strong> physikalische Prozesse zu berücksichtigen.<br />

Als Beispiel sollen hier Ergebnisse der prominenten,<br />

von der Seite gesehenen Scheibe des Schmetterlingssterns<br />

(»Butterfly Star«) vorgestellt werden. Hochauflösende,<br />

im nahen Infrarot mit der Kamera NICMOS am Weltraumteleskop<br />

HUBBLE gewonnene Bilder, welche die Schei-<br />

benkonturen <strong>und</strong> die zirkumstellare Hülle im Streulicht<br />

zeigen, wurden ebenso herangezogen, wie räumliche<br />

aufgelöste Millimeterkarten, die am Owens Valley Radio<br />

Observatory (OVRO) gewonnen wurden <strong>und</strong> die thermische<br />

Reemission des Staubes in der dichten Scheibenmittelebene<br />

zeigen. Des Weiteren wurden Polarisationskarten<br />

im nahen Infrarot <strong>und</strong> die spektrale Energieverteilung<br />

vom mittleren Infrarot bis in den Millimeterbereich<br />

bei der Dateninterpretation berücksichtigt. Die<br />

Schwierigkeit bestand jetzt darin, ein einziges Modell zu<br />

finden, welches alle Beobachtungsbef<strong>und</strong>e unter einen<br />

Hut zu bringen erlaubte.<br />

Für eine derart komplexe Aufgabenstellung sind die<br />

bereits erwähnten Strahlungstransportsimulationen un-<br />

erlässlich. Erst dadurch können Bilder, Spektren <strong>und</strong> Po-<br />

larisationskarten <strong>für</strong> die entwickelten Scheibenmodelle<br />

erstellt <strong>und</strong> mit den Beobachtungsbef<strong>und</strong>en verglichen<br />

werden.<br />

Abb. III.2.2: a) Nahinfrarotaufnahmen der von der Seite gesehenen,<br />

prominenten zirkumstellaren Scheibe <strong>und</strong> Hülle um<br />

den Schmetterlingsstern im Taurus (IRAS 04302+2247). Die<br />

Aufnahmen wurden mit dem Weltraumteleskop HUBBLE bei<br />

den Wellenlängen von 1.10 mm, 1.60 mm, 1.87 mm <strong>und</strong> 2.05<br />

mm gewonnen. Deutlich ist die mit zunehmender Wellenlänge<br />

scheinbar verringerte Scheibendicke zu erkennen. (rechts)<br />

b) Simulierte Streubilder, aus deren Vergleich mit den<br />

Beobachtungen die räumliche Struktur, Masse <strong>und</strong> weitere<br />

physikalische Größen des zirkumstellaren Mediums um den<br />

Schmetterlingsstern abgeleitet werden konnte. c) Vergleich<br />

beobachteter <strong>und</strong> simulierter Millimeter-Karten der zirkumstellaren<br />

Scheibe um den Schmetterlingsstern. (Wolf, Padgett<br />

<strong>und</strong> Stapelfeldt, 2003)<br />

1.10 1.60<br />

1.87 2.05<br />

a)

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