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V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

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26 II. Highlights<br />

II.3 Rätselhafter Sternenstaub im frühen Universum<br />

Im Jahre 2003 war es gelungen, in den entferntesten<br />

Quasaren große Staubmengen nachzuweisen. Damit<br />

stellte sich die Frage, auf welche Weise der Staub<br />

innerhalb von nur etwa 700 Millionen Jahren seit dem<br />

Urknall entstanden sein konnte. Schon bald schien das<br />

Rätsel gelöst: Ein Astronomenteam behauptete, in dem<br />

Supernova-Überrest Cassiopeia A (Cas A) außerordentlich<br />

viel Staub nachgewiesen zu haben. Die Forscher<br />

schlossen daraus, dass Supernovae vom Typ II die ersten<br />

Staublieferanten im All waren. Astronomen des MPIA<br />

gingen der Sache nach <strong>und</strong> kamen zu einem anderen<br />

Schluss: Der bei Cas A gef<strong>und</strong>ene Staub hat nichts<br />

mit dem Supernova-Überrest zu tun, denn er gehört in<br />

Wirklichkeit zu einem großräumigen Staubkomplex, der<br />

zwischen der Erde <strong>und</strong> Cas A liegt. Damit ist die Frage<br />

nach dem Ursprung des Staubes im jungen Universum<br />

weiterhin offen.<br />

Staub spielt im Universum eine entscheidende Rolle,<br />

denn er ist der Rohstoff, aus dem laufend Sterne <strong>und</strong><br />

Planeten entstehen. Die festen Partikel können sich<br />

jedoch nur bilden, wenn schwere Elemente, vor allem<br />

Kohlenstoff, vorliegen. Nach der derzeitig angenommenen<br />

Kosmologie sind im Urknall nur die leichten,<br />

flüchtigen Elemente Wasserstoff <strong>und</strong> Helium sowie in<br />

geringen Mengen Lithium <strong>und</strong> Beryllium entstanden.<br />

Alle schwereren Stoffe wurden erst im Innern der Sterne<br />

bei Kernfusionsreaktionen gebildet. Sie wurden später<br />

bei Supernova-Explosionen oder mit Sternwinden in den<br />

interstellaren Raum getragen.<br />

Erst nachdem das interstellare Medium auf diese<br />

Weise mit schweren Elementen angereichert war, konnte<br />

sich auch Staub bilden, <strong>und</strong> erst jetzt waren auch<br />

die Voraussetzungen <strong>für</strong> Planetenbildung gegeben. Wie<br />

Beobachtungen aus den letzten beiden Jahren belegen,<br />

gab es spätestens 700 Millionen Jahre nach dem<br />

Urknall große Mengen Staub. So fand man etwa h<strong>und</strong>ert<br />

Millionen Sonnenmassen Staub in den am weitesten entfernten<br />

bekannten Quasaren. Wie waren diese gewaltigen<br />

Staubmengen in so kurzer Zeit entstanden?<br />

Als frühe Staubquellen kamen Supernova-Explosionen<br />

in Frage. Die Sterne der ersten Generation bestanden<br />

nur aus Wasserstoff <strong>und</strong> Helium <strong>und</strong> waren deshalb<br />

im Mittel wesentlich massereicher als heutige Sterne.<br />

Massereiche Sterne explodieren als Supernovae, <strong>und</strong> in<br />

ihren Explosionshüllen könnte sich, so die Vermutung,<br />

Staub bilden. Doch sind Supernovae wirklich ergiebige<br />

Staublieferanten? Bislang galten Supernova-Überreste als<br />

staubarm, da sich in ihnen im kurzwelligen Infrarotbereich<br />

nur wenig warmer Staub nachweisen ließ. Mit einer<br />

Beobachtung im Jahr 2003 schien sich das zu ändern.<br />

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Abb. II.3.1: Die Umgebung von Cas A, gesehen in der ISOPHOT-<br />

Zufallsdurchmusterung bei einer Wellenlänge von 170 µm.<br />

Hier ist die Emission sehr kalten Staubes zu erkennen. Cas<br />

A (im Zentrum) wird offensichtlich von einer ausgedehnten<br />

Staubwolke im Vordergr<strong>und</strong> überdeckt. Die Konturen innerhalb<br />

des weißen Rechtecks zeigen Messungen von SPITZER bei<br />

160 µm, die mit den ISO-Messungen sehr gut übereinstimmen.<br />

Ein britisches Team hatte Cas A im Submillimeterbereich<br />

untersucht <strong>und</strong> starke Emission im Bereich des Supernova-<br />

Überrests gef<strong>und</strong>en. Diese sollte von kühlem Staub mit<br />

der erstaunlich großen Masse von drei Sonnenmassen<br />

stammen, was einem großen Teil der Gesamtmasse des<br />

kollabierenden Vorgängersterns entsprechen würde. Das

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