V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
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62 III. Wissenschaftliche Arbeiten<br />
aufnahmen durch die Atmosphäre zu korrigieren. NACO<br />
arbeitet am Very Large Telescope (VLT) der ESO am<br />
Paranal-Observatorium (siehe Jahresbericht 2002). Das<br />
zweite Instrument ist MIDI, ein Interferometer <strong>für</strong> den<br />
mittleren Infrarotbereich (8 – 13 mm), das es ermöglicht,<br />
die einzelnen 8-m-Teleskope des VLT zu einem riesigen<br />
Teleskop zusammenzukoppeln (siehe Jahresbericht<br />
2003).<br />
Unsere Arbeitsgruppe am MPIA verwendet diese<br />
Instrumente, um Bilder <strong>und</strong> Spektren der Kerne der uns<br />
am nächsten gelegenen Galaxien am Südhimmel aufzunehmen.<br />
Für die meisten unserer Beobachtungsobjekte<br />
bedeutet die erreichte Auflösung, dass wir uns dem unmittelbaren<br />
Galaxienzentrum auf 1 bis 10 Parsec nähern<br />
(1 Parsec entspricht 3 10 15 m). Bei den allernächsten<br />
Objekten können wir damit die Einflusssphäre des<br />
Schwarzen Lochs auflösen; bei den meisten Objekten erreichen<br />
wir diese knapp. Nichtsdestoweniger führen uns<br />
diese Abstände 10- bis 30-mal dichter an das Zentrum<br />
heran als es zuvor im mittlerem Infrarotbereich möglich<br />
war.<br />
Ziel unseres Projekts ist, direkte Beobachtungshinweise<br />
<strong>für</strong> (oder gegen) die heute gängige Vorstellung zu<br />
sammeln, wie das zentrale Kraftwerk in aktiven Galaxiekernen<br />
funktioniert. Demnach sitzt in seinem direkten<br />
Zentrum ein supermassereiches Schwarzes Loch mit<br />
einer Masse zwischen 10 6 (bei der Milchstraße) <strong>und</strong> einigen<br />
10 9 Sonnenmassen (bei hellen Quasaren).<br />
Materie, die auf das Zentrum zuströmt, wird wegen<br />
ihres Drehimpulses nicht direkt vom Schwarzen<br />
Loch verschluckt. Stattdessen sammelt sie sich in einer<br />
Akkretionsscheibe rings um das Schwarze Loch an, deren<br />
Durchmesser bei einem typischen Schwarzen Loch<br />
von 10 8 Sonnenmassen bis zu einem Zehntel Parsec<br />
betragen kann.<br />
In der Akkretionsscheibe verliert die Materie durch<br />
Reibung Drehimpuls, spiralt nach innen, heizt sich<br />
aufgr<strong>und</strong> der Reibung bis auf etwa 100 000 Kelvin auf<br />
<strong>und</strong> wird dann schließlich vom Schwarzen Loch verschluckt.<br />
Der Großteil der erzeugten Energie wird in<br />
einem sehr weiten Spektralbereich von kurzwelligen<br />
Röntgenstrahlen bis hin zu Infrarotwellenlängen abgestrahlt.<br />
Genauere Berechnungen zeigen jedoch, dass<br />
Reibung allein nicht ausreicht, um Drehimpuls abzuführen,<br />
sondern dass auch polare Abströmungen von der<br />
Scheibe dazu nötig sind.<br />
Modelle sagen vorher, dass weiter außen Gas <strong>und</strong><br />
Staub um einen aktiven Kern in einer dicken, ringförmigen<br />
Struktur verteilt sein sollten, in deren Zentrum der<br />
aktive Kern liegt. Die Absorption durch diesen Staubtorus<br />
kann zwar je nach seiner Ausrichtung den Kern vor unseren<br />
Blicken verbergen, wird aber dennoch Strahlung vom<br />
aktiven Zentrum in die polaren Richtungen entweichen<br />
lassen. In den einfachsten Modellen fallen die Achsen<br />
der Akkretionsscheibe <strong>und</strong> des umgebenden Torus zusammen.<br />
Die Strahlung entweicht im Allgemeinen in<br />
einem Kegel, dessen Öffnungswinkel durch die inneren<br />
Abb. III.3.1: Die zentralen 100 Parsec der Cicinus-Galaxie<br />
(Kompositaufnahme: rot – NACO 2 mm, grün – NACO 1.3 mm,<br />
blau – HST 0.8 mm). Die rote Quelle kann als direktes oder gestreutes<br />
Licht interpretiert werden, das von den Wänden eines<br />
Staubtorus stammt. Ein ziemlich eng gebündelter Lichtstrahl<br />
– helles längliches Gebiet beim Positionswinkel von ~ -45 °<br />
– weist von der roten Quelle weg. Die Natur dieses Strahls aus<br />
Kontinuumslicht ist uns nicht klar; höchstwahrscheinlich ist<br />
es Streulicht von einem gebündelten Lichtstrahl, ähnlich dem<br />
Phänomen eines Leuchtturms in einer nebligen Nacht.<br />
Abb. III.3.2: Die mit NACO gewonnene J-K-Farbkarte von<br />
Circinus zeigt eine leicht längliche Zentralquelle. Die Richtung<br />
deren Längsachse ist senkrecht zum Ha-Ionisationskegel von<br />
Circinus, dessen Umrisse hier dargestellt sind.