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V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

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48 III. Wissenschaftliche Arbeiten<br />

M J [mag]<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

18<br />

L0 T0 T9<br />

Spektraltyp<br />

Abb. III.1.8: Absolute J-Band-Helligkeit (M J ) als Funktion der<br />

Spektralklasse. Absolute Helligkeiten wurden mit Hilfe von<br />

Parallaxenmessungen des US Naval Observatory aus scheinbaren<br />

Helligkeiten abgeleitet. Verfolgt man die Spektralsequenz<br />

nach unten, sieht man, dass die J-Band-Helligkeit ansteigt,<br />

wenn man von den späten L- zu den frühen oder mittleren T-<br />

Typen übergeht. Dies hängt vermutlich mit der Auflösung von<br />

Staubwolken bei diesen geringen Temperaturen zusammen.<br />

Die Veränderung der Wolken wird überwacht<br />

Obwohl wir die Oberfläche eines Braunen Zwergs<br />

(noch) nicht auflösen können, könnten wir derartige ungleichmäßige<br />

Gebilde anhand von Veränderungen des<br />

Gesamtlichts nachweisen, das der Braune Zwerg in unsere<br />

Richtung ausstrahlt. Staub ist eine starke Opazitätsquelle<br />

<strong>und</strong> verändert deutlich das emittierte Spektrum. Während<br />

der Braune Zwerg rotiert, könnte sich die Gesamtmenge<br />

des Staubs auf der sichtbaren Hemisphäre ändern, sodass<br />

sich auch die vom Braunen Zwerg in unsere Richtung ausgesandte<br />

gesamte Lichtmenge entsprechend ändert. Mit<br />

anderen Worten, wir würden in jenen Teilen des Spektrums,<br />

die vom Staub beeinflusst werden, eine periodische<br />

Helligkeitsänderung des Braunen Zwergs beobachten.<br />

Dies veranlasste Coryn Bailer-Jones zusammen mit<br />

Reinhard M<strong>und</strong>t (ebenfalls MPIA), eine Reihe Brauner<br />

Zwerge in roten <strong>und</strong> infraroten Filtern zu überwachen,<br />

um nach Helligkeitsvariationen zu suchen. Bei einer<br />

anfänglichen Stichprobe von 20 Objekten stellten wir<br />

fest, dass die Hälfte tatsächlich statistisch signifikante<br />

photometrische Schwankungen zeigt, allerdings mit<br />

sehr geringen Amplituden zwischen 0.5 <strong>und</strong> 8 % (Abb.<br />

III.1.9). Einige dieser Schwankungen waren periodisch,<br />

mit Perioden von wenigen St<strong>und</strong>en. Doch in einigen<br />

Fällen waren sie nichtperiodisch. Dies war merkwürdig.<br />

Dm (offset um +0.1 <strong>für</strong> ref) [mag]<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Konnte es sein, dass diese Braunen Zwerge sehr langsam<br />

rotierten, sodass unsere begrenzte Beobachtungsdauer<br />

noch nicht einmal eine einzige Rotationsperiode überdeckt<br />

hatte? Um dies zu überprüfen, maßen wir mit Hilfe<br />

des hochauflösenden Spektrographen UVES am VLT die<br />

Rotationsgeschwindigkeiten einiger Brauner Zwerge.<br />

Rotation verbreitert die Spektrallinien. Durch eine sorgfältige<br />

Messung der Linienbreite kann man somit die<br />

Rotationsgeschwindigkeit messen. (Tatsächlich liefern<br />

die Beobachtungen wegen der unbekannten Neigung der<br />

Rotationsachse nur eine untere Grenze <strong>für</strong> die Rotations-<br />

geschwindigkeit. Doch mit Hilfe einfacher statistischer<br />

Überlegungen kann man die wahrscheinlichste Rotations-<br />

geschwindigkeit abschätzen <strong>und</strong> auch die maximale<br />

Rotationsgeschwindigkeit einschränken.) Die Beobach-<br />

tungen zeigten, dass unsere Braunen Zwerge sehr rasch<br />

rotieren, d.h. unsere Überwachung hätte eine Periodizität<br />

in den Helligkeitsschwankungen entdecken müssen.<br />

Immerhin hatten wir eine deutliche Variabilität beobachtet.<br />

Warum also keine Periode? Die wahrscheinlichste<br />

Erklärung ist, dass die Schwankung nichtperiodisch ist.<br />

Das bedeutet, dass die Gebilde auf der Oberfläche des<br />

Braunen Zwergs zeitlich nicht stabil sind, genauer, sie<br />

sind weniger als eine Rotationsperiode lang stabil. Wir<br />

ref<br />

ref<br />

2M1334<br />

1602 1603 1604 1605 1606 1607<br />

JD – 2450000 [d]<br />

Abb. III.1.9: Die blauen Punkte zeigen die Helligkeitsschwankungen<br />

des L1.5-Zwergs 2M1334+19 im I-Band. Die roten<br />

Punkte zeigen Schwankungen von gleichzeitig im selben Feld<br />

beobachteten Vergleichssternen. Ihre Lichtkurven sind um 0.1<br />

bzw. 0.2 mag verschoben worden. Man beachte, dass dies relative<br />

Schwankungen sind, d.h. Schwankungen relativ zu einer<br />

Gruppe nichtveränderlicher Sterne. Auf diese Weise werden<br />

unechte, von der Erdatmosphäre verursachte Schwankungen<br />

beseitigt. Für alle Punkte sind Fehlerbalken (geschätzte Unsicherheiten)<br />

eingezeichnet. (Der untere Vergleichsstern ist heller<br />

als der L-Zwerg, hat also kleinere Fehlerbalken; der obere Vergleichsstern<br />

hat eine ähnlich Helligkeit wie der L-Zwerg.) Man<br />

erkennt beim L-Zwerg größere Amplitudenschwankungen als<br />

bei den beiden (oder irgendwelchen anderen) Vergleichssternen,<br />

was darauf hindeutet, dass die Schwankungen vom L-Zwerg<br />

selbst herrühren. Statistische Tests bestätigen dies.

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