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V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie

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Wände des Torus begrenzt wird. Häufig werden auch<br />

polare Abströmungen von Gas oder sogar eng gebündelte<br />

Jets beobachtet. Man nimmt an, dass der Torus zwischen<br />

einigen wenigen <strong>und</strong> etlichen zig Parsec groß ist <strong>und</strong><br />

einen deutlichen Temperaturgradienten aufweist (heißer<br />

als 1000 Kelvin an der Innenwand <strong>und</strong> nach außen<br />

abfallend auf einige Dutzend Kelvin). Aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

Temperatur strahlt der Torus hauptsächlich im mittleren<br />

Infrarotbereich. Der Temperaturabfall nach außen sollte<br />

dazu führen, dass die scheinbare Größe des Torus mit der<br />

Wellenlänge anwächst.<br />

Der staubverhüllte aktive Kern der Circinus-Galaxie.<br />

Die ersten Ergebnisse von MIDI, in denen zum ersten<br />

Mal die Emission im mittleren Infrarot des Staubtorus<br />

von NGC 1068, dem Prototyp einer Seyfert-II-Galaxie,<br />

aufgelöst wurde, sind bereits im vorjährigen Jahresbericht<br />

vorgestellt worden. Daher möchten wir uns jetzt auf die<br />

Ergebnisse des NACO-Instruments konzentrieren, das<br />

im nahen Infrarot arbeitet. Obwohl seine räumliche<br />

Auflösung der des MIDI-Interferometers unterlegen ist,<br />

hat es den Vorteil, Direktaufnahmen <strong>und</strong> Spektren im<br />

nahen Infrarot zu liefern, die eine dreimal bessere räumliche<br />

Auflösung haben als das HST.<br />

Abb. III.3.1 zeigt eine NACO-Kompositaufnahme der<br />

Zentralregion einer der nächstgelegenen aktiven Galaxien<br />

am Südhimmel, der Circinus-Galaxie. Trotz ihrer geringen<br />

Entfernung ist die Kernregion dieser Galaxie wegen<br />

der großen Staubmengen um sie herum bei optischen<br />

Abb. III.3.3: H-Band Aufnahmen der Zentralregion von Centaurus<br />

A. Die Spaltorientierungen <strong>für</strong> die spektroskopischen Untersuchungen<br />

mit NACO sind durch gerade Linien angegeben.<br />

Dec<br />

10<br />

5<br />

0<br />

–5<br />

+s<br />

+s<br />

–s<br />

+s<br />

–s<br />

+s<br />

–s<br />

–s<br />

–5 0<br />

5<br />

10<br />

RA<br />

III.3 Näher <strong>und</strong> näher an die Zentren von Galaxien 63<br />

Wellenlängen nicht sichtbar. Nichtsdestoweniger sind<br />

wir mit NACO in der Lage, nahe an ihr Zentrum zu gelangen:<br />

Bei Wellenlängen größer als 2 mm erscheint dort<br />

eine unbekannte helle Quelle (rote, helle Quelle in Abb.<br />

III.3.1), von der mit dem HST bei Wellenlängen um 1.7<br />

mm <strong>und</strong> kürzer nichts zu sehen war.<br />

Unsere NACO-Aufnahmen bei Wellenlängen größer als<br />

3 mm <strong>und</strong> ergänzende Interferometerbeobachtungen mit<br />

MIDI zeigen, dass die rote, punktförmige Quelle in der<br />

Circinus-Galaxie einen Radius von weniger als 1 pc <strong>und</strong><br />

eine längliche Morphologie hat (siehe Abb. III.3.2). Die<br />

Orientierung der länglichen Struktur ist beinahe senkrecht<br />

zu der Richtung, in der wir den Strahlungskegel<br />

aus dem Circinus-Kern herauskommen sehen. Wie die<br />

Abb. III.3.1 <strong>und</strong> III.3.2 zeigen, kommt ein Strahl gebündeltes<br />

Licht aus dem Circinus-Kern hervor, der bis<br />

in eine Entfernung von etwa 10 pc vom Zentrum reicht.<br />

Ein breiter Strahl ist durch das ionisierte Gas verfolgbar<br />

(Abb. III.3.2), während ein überraschend eng gebündelter<br />

Strahl in Kontinuumslicht bei Wellenlängen unter 2<br />

mm beobachtet wird (Abb. III.3.1). Im letzteren sehen wir<br />

vermutlich Licht vom Kern, das von Staub oberhalb des<br />

Torus gestreut wird.<br />

Das Schwarze Loch in Centaurus A wird »gewogen«<br />

Wie oben erklärt, verhindert der Drehimpuls, dass das<br />

Material um den Kern direkt in das zentrale Schwarze<br />

Loch stürzt. Der Abtransport von Drehimpuls geschieht<br />

nur langsam, sodass das Gas bei jedem Radius nahezu<br />

auf einer Keplerbahn rotiert. Dies gilt nicht nur <strong>für</strong> die<br />

innere Akkretionsscheibe, sondern auch <strong>für</strong> Gasscheiben<br />

bei größeren Radien.<br />

Bei Centaurus A, dem nächstgelegenen AGN, haben<br />

wir die Rotationsgeschwindigkeiten um den Kern mit<br />

NACO gemessen, indem wir eine verbotene Linie von Fe +<br />

bei einer Wellenlänge von 1644 mm beobachteten. Wir<br />

verwendeten eine Spaltbreite von 86 Millibogensek<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> erreichten eine räumliche Auflösung (längs des<br />

Spalts) von ~ 60 Millibogensek<strong>und</strong>en. Um die Rotationsgeschwindigkeiten<br />

<strong>und</strong> die Geschwindigkeitsdispersion<br />

längs der vier beobachteten Positionswinkel des Spalts<br />

zu beschreiben (Abb. III.3.3 <strong>und</strong> III.3.4), konstruierten<br />

wir ein dynamisches Modell, in dem wir annehmen,<br />

dass das Gas in einer dünnen Scheibe liegt. Wird die<br />

interne Geschwindigkeitsdispersion des Gases in Form<br />

eines Druckterms mit berücksichtigt (»heiße Scheibe«),<br />

erhalten wir eine zentrale Masse von 8.6 10 7 M Sonne .<br />

Spiegelt die beobachtete Geschwindigkeitsdispersion<br />

nur Bahnbewegungen wider (»kalte Scheibe«), könnte<br />

die Masse des Schwarzen Lochs um einen Faktor 2 kleiner<br />

sein. Dieser Wert ist 2.5 mal geringer als der zuvor<br />

von Marconi et al. (2000) abgeleitete. Der Unterschied<br />

bei der Abschätzung der zentralen Masse beruht nicht<br />

auf Differenzen im angenommenen Neigungswinkel,<br />

sondern spiegelt hauptsächlich die Tatsache wider, dass

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