V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
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110 V. <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> <strong>Ereignisse</strong><br />
V.3 Die European Interferometry Initiative<br />
Die European Interferometry Initiative (EII) wurde am<br />
30. Januar 2002 in Heidelberg ins Leben gerufen. Die<br />
Initiatoren kamen aus Deutschland, Frankreich <strong>und</strong> den<br />
Niederlanden, wo es im Bereich der Interferometrie<br />
bereits erhebliche Forschungsanstrengungen gegeben<br />
hatte <strong>und</strong> ein entsprechend großes Know-how vorhanden<br />
ist. Das MPIA nimmt dabei insofern eine führende<br />
Rolle ein, als es Sitz des Deutschen Zentrums <strong>für</strong><br />
Interferometrie (Frontiers of Interferometry in Germany,<br />
FRINGE) ist. In kurzer Zeit haben sich <strong>Institut</strong>e aus 14 europäischen<br />
Ländern sowie den beiden Organisationen<br />
ESO <strong>und</strong> ESA der EII angeschlossen. Im September 2004<br />
trafen sich Vertreter aller beteiligten Länder am MPIA<br />
in Heidelberg, um ein Memorandum of Understanding<br />
zu unterzeichnen. Hier wurde Thomas Henning zum<br />
Präsidenten des Wissenschaftsrates gewählt.<br />
Interferometrische Beobachtungen werden zukünftig<br />
in der astronomischen Forschung eine bedeutende<br />
Rolle spielen – darüber sind sich die Fachleute einig.<br />
Die jüngsten Erfolge am VLT-Interferometer, an dem<br />
das MPIA mit dem Instrument MIDI einen bedeutenden<br />
Anteil hat, <strong>und</strong> an den beiden Keck-Teleskopen haben<br />
dieser Technik großen Aufschwung verliehen. Ab 2007<br />
soll auch das LBT-Interferometer arbeiten (siehe Kap.<br />
V.1). Nun gilt es, die Forschungsanstrengungen auf<br />
diesem Gebiet in Europa zu bündeln <strong>und</strong> das Know-how<br />
vieler Spezialisten in gemeinsame Projekte zu lenken.<br />
Mit Hilfe der EII soll die Interferometrie im sichtbaren<br />
<strong>und</strong> Infrarotbereich als gängige Methode in der beobachtenden<br />
<strong>Astronomie</strong> etabliert werden.<br />
Die EII wurde am 30. Januar 2002 aus der Taufe gehoben,<br />
als sich in Heidelberg Vertreter aus Frankreich<br />
(JMMC), den Niederlanden (NOVA) <strong>und</strong> Deutschland<br />
(FRINGE) trafen. Von vornherein war es die Absicht,<br />
auch andere europäische Gruppen mit einzubeziehen.<br />
Die vier Hauptziele der EII sind:<br />
• Unterstützung der Kommunikation <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />
zwischen europäischen Wissenschaftlern <strong>und</strong><br />
<strong>Institut</strong>en.<br />
• Herstellung von Synergien innerhalb Europas, um<br />
eine weltweit führende Position zu erlangen.<br />
• Europaweite Ausbildung sowohl von beobachtenden<br />
Astronomen als auch von Studenten in der interferometrischen<br />
Technik <strong>und</strong><br />
• Hinarbeiten auf eine langfristige Vision Europas <strong>für</strong><br />
die Interferometrie.<br />
Erklärtes Ziel war es zudem, bei der EU-Kommission<br />
finanzielle Unterstützung zu erhalten. Dies ist bereits mit<br />
zwei Projekten gelungen. Die »Joint Research Activity«<br />
JRA4 dient zur Unterstützung von Studien <strong>für</strong> zukünftige<br />
europäische Instrumentierungsprojekte, die »Network<br />
Activity« NA5 finanziert Aufenthalte zur Mitarbeit an<br />
interferometrischen Projekten.<br />
Um bereits bestehende Strukturen zu nutzen, wurden<br />
diese Finanzmittel unter dem Dach von OPTICON beantragt.<br />
Im Januar 2004 fand dazu ein Kick-off Meeting in<br />
Nizza statt, bei dem die Aktivitäten <strong>und</strong> Arbeitspakete<br />
zu JRA4 <strong>und</strong> NA5 vorgestellt <strong>und</strong> koordiniert wurden.<br />
Die unter JRA4 begonnenen Arbeiten wurden in zwei<br />
Hauptbereiche gegliedert, zum einen in Arbeiten zu allgemein<br />
nutzbaren interferometrischen Software-Paketen,<br />
<strong>und</strong> zum anderen in Studien zu neuen interferometrischen<br />
Instrumenten der zweiten Generation.<br />
Der nächste Meilenstein wird der gemeinsame ESO/<br />
EII-Workshop »The Power of optical/IR Interferometry«<br />
sein, der vom 4. bis 8. 4. 2005 in Garching stattfinden<br />
wird. Dieses einwöchige Treffen ist zur Hälfte<br />
der Wissenschaft gewidmet, zum anderen Teil werden<br />
Studien <strong>für</strong> zukünftige Instrumente am VLTI vorgestellt.<br />
ESO will dabei bis zu drei der sieben vorgeschlagenen<br />
Projekte als VLTI-Instrumente der zweiten Generation<br />
auswählen. Das MPIA ist hier an dem Instrument APRÈS-<br />
MIDI beteiligt, einer Erweiterung von MIDI, die es erlauben<br />
würde, MIDI durch Kombination von drei oder<br />
vier Teleskopen auch als abbildendes Interferometer zu<br />
verwenden (siehe Kap. IV.3, MIDI).<br />
(Thomas Henning, Uwe Graser)