V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
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Abb. III.4.6: Das Very Large Array (VLA) besteht aus 27<br />
Antennen mit je 25 m Durchmesser. Es befindet sich in New<br />
Mexico, USA <strong>und</strong> wird vom National Radio Astronomy<br />
Observatory (NRAO) betrieben. Es überdeckt einen Wellenlängenbereich<br />
von unter 1 Zentimeter bis zu einigen Metern. Mit<br />
Hilfe der Feinstrukturemissionslinie des atomaren Wasserstoffs<br />
HI bei 1.4 GHz (21 cm Wellenlänge) kann die Kinematik <strong>und</strong><br />
Verteilung des atomaren Gases in nahen Galaxien untersucht<br />
(wie z.B. Gezeitenwechselwirkungen oder verbogenen<br />
HI-Scheiben) <strong>und</strong>/oder von der gesamten Menge des<br />
atomaren Gases <strong>und</strong> seiner Verteilung abhängen.<br />
Um diese Fragen in Angriff zu nehmen, haben Eva<br />
Schinnerer <strong>und</strong> ein Doktorand am MPIA zusammen mit<br />
Kollegen vom NUGA-Projekt <strong>und</strong> C.G. M<strong>und</strong>ell (ARI,<br />
Liverpool, UK) ein Projekt zur Kartierung der Gaskinematik<br />
der äußeren Scheibe mittels Beobachtung der<br />
HI-Emission bei 21 cm begonnen. Die Beobachtungen<br />
wurden mit dem Very Large Array (VLA) des National<br />
Radio Astronomy Observatory (NRAO, siehe Abb.<br />
III.4.6) durchgeführt. Die Kartierung der unterschiedlichen<br />
räumlichen Skalen der verschiedenen Instabilitäten<br />
(HI: äußere, CO: innere) ist unbedingt erforderlich, da<br />
sich die Instabilitäten entkoppeln <strong>und</strong> so ein weiteres<br />
Einströmen verhindern können.<br />
Die vorläufige Auswertung dieser HI-Daten, die<br />
bei niedriger Auflösung mit der D-Konfiguration des<br />
VLA gewonnen wurden, lässt darauf schließen, dass<br />
in unserer NUGA-Stichprobe kleine HI-Begleiter <strong>und</strong><br />
HI-Scheiben vorherrschen. Dies deutet darauf hin,<br />
dass zumindest Gezeitenwechselwirkungen <strong>und</strong> kleinere<br />
Verschmelzungen als mögliche Triebkräfte der<br />
Kernaktivität in Frage kämen. Diese noch andauernde<br />
systematische Untersuchung der Gaskinematik über<br />
Skalen von einigen zig Parsec bis zu den äußeren zig<br />
III.4 Brennstoff <strong>für</strong> die zentrale Kiloparsec-Region oder: Wie aktiviert man Galaxiezentren? 75<br />
werden. HI-Linienemission kann normalerweise bis in die äußersten<br />
Randbezirke der Gasscheiben von Spiralgalaxien nachgewiesen<br />
werden, die typischerweise größer sind als die optisch<br />
sichtbaren Scheiben. Überdies ist Kontinuumstrahlung bei<br />
Radiowellenlängen ein guter Indikator <strong>für</strong> Sternentstehung, die<br />
von Staub verdeckt <strong>und</strong> daher bei optischen Wellenlängen nicht<br />
sichtbar ist. (Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung von NRAO)<br />
Kiloparsec wird es uns ermöglichen, die Gasströmung<br />
von den Randbezirken der Scheibe bis in die zentrale<br />
Kiloparsec-Region zu verfolgen (siehe Abb. III.4.7). Die<br />
kombinierten CO- <strong>und</strong> HI-Daten werden von entscheidender<br />
Bedeutung <strong>für</strong> die Überprüfung gegenwärtiger<br />
<strong>und</strong> zukünftiger dynamischer Modelle sein, die den<br />
Gasfluss in Scheibengalaxien beschreiben.<br />
Ein fehlendes Verbindungsglied: Wie<br />
Sternentstehung Gasströmungen beeinflusst<br />
Man geht davon aus, dass der Großteil der Sternentstehung<br />
in normalen Spiralgalaxien durch Spiraldichtewellen<br />
gesteuert wird. Eine genaue Kenntnis der physikalischen<br />
Prozesse in Zusammenhang mit Spiraldichtewellen<br />
ist daher von gr<strong>und</strong>legender Bedeutung, um die Entstehung<br />
von Sternen in Spiralgalaxien zu verstehen. Die<br />
Whirlpool-Galaxie M 51 ist ein ideales Objekt, um Spiral-<br />
strukturen zu untersuchen, weil sie in unserer Nähe liegt<br />
(9 Mpc Entfernung), deutlich ausgeprägte Spiral-arme<br />
hat <strong>und</strong> beinahe direkt in Draufsicht zu sehen ist (Abb.<br />
III.4.8). Die etwa 10 Bogensek<strong>und</strong>en (500 pc) breiten<br />
Spiralarme enthalten einen beträchtlichen Anteil des<br />
molekularen Gases der Galaxie. Die in M 51 angetroffe-<br />
nen ungewöhnlich hohen Strömungsgeschwindigkeiten