V Menschen und Ereignisse - Max-Planck-Institut für Astronomie
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96 IV. Instrumentelle Entwicklungen<br />
tronik <strong>für</strong> den deformierbaren Spiegel mit 2.1 Gbit »Reflective<br />
Memory Interface«, optische Komponenten,<br />
Motoren, Metrologie, Software, etc. – wurden in den<br />
Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004 beschafft. Schwierigkeiten bei der<br />
Lieferung der kalten Optik zögerten den Abschluss dieser<br />
Phase bis voraussichtlich März 2005 hinaus.<br />
Im Laufe des Jahres wurden das Kühlgefäß beschafft<br />
sowie die einzufügenden Komponenten am MPIA angefertig.<br />
Das Kühlen des Instrumentes sowie die Funktion<br />
aller Motoren <strong>und</strong> des Detektors wurden bis Ende 2004<br />
am MPIA getestet. Im Oktober 2004 erfolgte auch der<br />
erste Einbau in die ALFA-Optik auf dem Calar Alto. Hier<br />
wurde auch die Verbindung zum Echtzeit-Computer<br />
sowie zur neu beschafften Ansteuerelektronik <strong>für</strong> den<br />
deformierbaren Spiegel getestet. Diese Tests verliefen,<br />
abgesehen von kleineren, mittlerweile behobenen<br />
Problemen, erfolgreich. Nach der Lieferung der kalten<br />
Optik – voraussichtlich im März 2005 – wird eine testweise<br />
Beleuchtung <strong>und</strong> ein Probebetrieb des Echtzeitsystems<br />
am MPIA stattfinden. Der erste Einsatz am Nachthimmel<br />
ist numehr <strong>für</strong> Juni 2005 vorgesehen.<br />
(H. Baumeister, P. Bizenberger, W. Brandner, J. Costa,<br />
B. Grimm, M. Feldt (PI), Th. Henning, S. Hippler (PM),<br />
W. Laun. S. Ligori, R.-R. Rohloff, R. Ragazzoni;<br />
D. Peter, N. Salm, C. Storz, K. Wagner)<br />
IV.7 Erneuerung des Steuersystems am 3.5-m-<br />
Teleskop<br />
Gründe <strong>für</strong> die Erneuerung<br />
Das 3.5-m-Teleskop wurde Anfang der 1980er in Be-<br />
trieb genommen. Während die Mechanik noch gut funk-<br />
tioniert, haben viele elektronische <strong>und</strong> Computerbauteile<br />
das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Technologische<br />
Änderungen haben in den letzten Jahren den Austausch<br />
von Bauteilen zunehmend erschwert: Viele Teile – sowohl<br />
Original- als auch gleichwertige Teile – sind schlicht nicht<br />
mehr erhältlich. Um den Verlust von Beobachtungszeit<br />
durch technische Ausfälle zu vermeiden, wurde beschlos-<br />
sen, das Teleskopsteuerungssystem komplett zu erneuern,<br />
d.h. Computer, Bus-System <strong>und</strong> praktisch sämtliche<br />
elektronische Hardware zu ersetzen.<br />
Das Konzept des neuen Steuerungssystems<br />
Das Originalsteuerungssystem bestand aus einem<br />
zentralen LSI 11-Computer, der mit den verschiedenen<br />
Antriebs- <strong>und</strong> Steuerungseinheiten durch ein umfassendes<br />
DMA-Bus-System verb<strong>und</strong>en war. Im Gegensatz da-<br />
zu verwendet das neue, von R. Wolf konzipierte Teleskopsteuerungssystem<br />
eine Sun-Workstation mit einem<br />
Standard-Solaris-Betriebssystem als Leitrechner <strong>für</strong><br />
fünf VME-Computer, welche die Antriebe steuern. Die<br />
Workstation dient auch als Router in das öffentliche<br />
Calar-Alto-Netzwerk. Die Kommunikation mit dem<br />
Operator findet über eine grafische Benutzeroberfläche<br />
auf einem Linux-PC statt. Alle Computer kommunizieren<br />
miteinander über ein privates Ethernet-Netzwerk,<br />
das von außen nicht direkt zugänglich ist. Die VME-<br />
Computer sind an verschiedenen Stellen in der Nähe<br />
der entsprechenden Teleskopelektronik platziert. Diese<br />
sind: Hauptelektronik-Schrank (2. Stock), Bedienpult<br />
(Kontrollraum), Gabelmontierung (Gabel), Tubus (innerhalb<br />
des Teleskoptubus) <strong>und</strong> S5-Elektronikschrank<br />
<strong>für</strong> den Coudé-Spiegel (Coudé-Ebene). Der Linux-<br />
PC befindet sich im Hauptpult. Die Zykluszeit des<br />
IO-Systems ist auf 20 Hz gesetzt worden, um eine<br />
ausreichende Echtzeitreaktion auf Veränderungen<br />
<strong>und</strong> von der Hardware ausgelöste <strong>Ereignisse</strong> zu ermöglichen.<br />
Die Software ist in mehreren Ebenen organisiert.<br />
Die erste Ebene ist die Schnittstelle zum<br />
Beobachter/Personal (GUI), die die Auswahl von fünf<br />
Betriebsarten ermöglicht. Die zweite Ebene steuert<br />
die Teleskopantriebe <strong>für</strong> Rekt-aszension, Deklination,<br />
Fokus, Cassegrain-Flansch, Azimuth <strong>und</strong> Höhe des<br />
Coudé-S5-Spiegels sowie die Kuppelstellung. Diese<br />
Task berechnet viermal pro Sek<strong>und</strong>e alle notwendigen<br />
astronomischen <strong>und</strong> intern genutzten Daten, die aus<br />
den Eingabedaten der Antriebe bezogen werden, wie<br />
Encoderwerte, Weltzeit, Luftmasse, Aktualisierung der<br />
Korrektur der Teleskopausrichtung, Refraktion usw.<br />
Die dritte Ebene dient zum Schutz der Instrumente.<br />
Sie steuert Grenzschalter, Stopp-Positionen <strong>und</strong> den<br />
aktuellen Zustand der Antriebe. Sie bildet auch die<br />
Schnittstelle zu den Antrieben, die in der Ebene unterhalb<br />
des Instrumentenschutzes zu finden sind. Ein<br />
Watchdog überwacht alle fünf VME-Systeme <strong>und</strong> die<br />
Tasks, die auf ihnen laufen, sowie Programme, die<br />
auf der Sun laufen, indem er alle vier Sek<strong>und</strong>en eine<br />
Über-prüfung der Lebensfunktionen durchführt.<br />
Reagieren alle Systeme innerhalb der erwarteten Frist,<br />
wird der Watchdog zurückgesetzt <strong>und</strong> die Überprüfung<br />
des Systems vier Sek<strong>und</strong>en später wiederholt. Reagieren<br />
nicht alle Systeme, wird die Elektronik der Antriebe <strong>und</strong><br />
die Stromzufuhr der VME abgeschaltet. Das System<br />
wird auch abgeschaltet, wenn der Watchdog-Prozess<br />
selbst ausfällt.<br />
Verwirklichung <strong>und</strong> gegenwärtiger Stand<br />
Da das Teleskopsteuerungssystem sehr komplex ist,<br />
wurde beschlossen, seine Erneuerung in zwei Phasen<br />
zu unterteilen. Phase I beinhaltet den Austausch des<br />
Computers <strong>und</strong> des Bus-Systems, Phase II den Austausch<br />
der Motorsteuerungen einschließlich der Regelkreise der<br />
Antriebe in St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Deklination. Die Probleme in<br />
Phase I bestehen hauptsächlich darin, einen stabilen<br />
Betrieb des Computersystems zu erreichen <strong>und</strong> zudem<br />
alle Funktionen des Systems zur Verfügung zu stellen.<br />
Nach sorgfältiger Vorbereitung wurden Hard- <strong>und</strong>